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Wie Google mein Leben verändert. Heute: Die große Bequemlichkeit

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Ich erinnere mich an eine Frühstücks-Radiosendung kurz vor der Fußball-WM, in der ein WM-Experte den Hörern in der Hotline Tipps zur letztmöglichen Kartenergatterung geben sollte. Konnte der natürlich nicht, denn den Schwarzmarkt wollte er ja nicht empfehlen. Also war der Expertenrat recht dünn und die Moderatorin versuchte verzweifelt andere Gesprächslandstriche zu erreichen. Es ging schließlich um die FIFA-Homepage und was es darauf für zusätzliche Serviceangebote gäbe. „Sagen sie doch unseren Hörern bitte noch einmal die Adresse dieser FIFA-Servicehomepage“ bat sie zum Ende der Sendung. Volltreffer. Der Experte stammelte „ Ich, äh, ich kann die Adresse jetzt nicht auswendig, ich gebe bei Google immer Fußball-WM und FIFA ein, da kommt die dann gleich.“ Als ich das hörte, hämte ich schadenfroh über den Frühstückstisch, dabei hätte mir das genauso gut passieren können.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Denn anstatt die Suchergebnisse, seien es jetzt Serviceangebote, Adressen, Rezepte oder Anfahrtsbeschreibungen nach dem erfolgreichen Fund zu konservieren (also etwa durch: Abschreiben, Ausdrucken oder wenigstens Bookmarken), vertraue ich in den meisten Fällen lieber der ewigen Verfügbarkeit der Google-Suche. Warum was aufschreiben, wo es doch immer in Google steht? Der Schreibtisch füllt sich nicht mit Zetteln und das Hirn nicht mit Zahlen – schöner Trugschluss. Denn so sehe ich mich seit drei Jahren jeden zweiten Samstag gezwungen, den Öffnungszeiten des Wertstoffhofes hinterher zu googeln und ärgere mich, dass ich mindestens vier bis fünf Klicks brauche, bis ich zu der entsprechenden Seite komme. Immer die gleiche Suche, als hätte man nie etwas dazugelernt. Stört mich aber komischerweise kaum, lieber fahre ich jedes Mal den Rechner hoch, als die blöden Zeiten oder die Telefonnummer der Autowerkstatt einmal abzuschreiben – der Gedanke kommt mir eigentlich gar nicht mehr. Meine Querdenkpassage zwischen digital und analog ist schon leicht gestört. Soweit so umständlich und so verwaist mein Notizbuch. Und ich gewöhne mich an ein Motto: Ich muss nicht alles wissen, ich muss nur noch wissen, wie man es bei Google sucht. Denn richtig bescheuert wird die große Google-Bequemlichkeit, wenn sich das gesuchte Ergebnis nicht mehr so einfach rekonstruieren lässt. Wie habe ich noch mal diese toll geheime Schweden-Ferienhaushomepage entdeckt? Mit dem Begriffskonglomerat „Schweden, Einheimische, Ferienhaus, Sommer“? Oder doch mit „Schären, Styga, Inselbungalows, Mieten“? Jede Variation fördert anonyme Trefferkolonnen. Und schwupps ist der Geheimtipp wieder verschwunden, in unendlichen Web-Weiten und ich bekenne unter den eigenen Ohrfeigen, in Zukunft konsequenter zu bookmarken. Google macht also bequem. Es lullt das Gedächtnis ein. Merkt sich irgend jemand noch eine URL die einen Bindestrich hat? Ein Teil reicht, den Rest sucht die Maschine schon dazu. Bald werden deswegen in den Frühstücks-Radiosendungen nur noch Menschen sitzen, die Experten für Google-Suchkombinationen sind. Und dann rufe ich an und frage, wie ich zu der toll geheimen Ferienhaushomepage komme. Die Nummer für die Radiohotline, die seit hundert Jahren durchgesagt wird, steht doch auch sicher irgendwo im Web.

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