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Netflix-Doku über Fyre-Festival
Ein Post in sozialen Netzwerken kann kaum Schaden anrichten – oder? Beim desaströs gescheiterten Fyre-Festival 2017 auf den Bahamas nahm alles seinen Anfang und sein Ende mit eben einem Post in Social Media. Das legt zumindest die am Freitag veröffentlichte Netflix-Dokumentation „Fyre Festival – the greatest festival that never happened“ nahe. Sie ist ein Lehrstück über die Kraft von Social Media – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Aber von vorne:
Im Jahr 2016 haben der gehypte Jungunternehmer Billy MacFarland aus New York und der Rapper JaRule (bürgerlich Jeffrey Atkins) die Idee für eine App namens „Fyre“, mit der man prominente Künstler direkt privat buchen kann. Bei einem privaten Trip auf die Bahamas – so erzählt es zumindest die Netflix-Doku – kommt ihnen die Idee, dort zur Promotion der App ein hochkarätiges Luxus-Festival auf einer Inseln steigen zu lassen. Schnell werden einige Influencer-Models wie Bella Hadid, Emily Ratajkowski und Hailey Bieber auf die Insel eingeflogen und drehen ein Werbevideo in Hochglanzoptik. Ein bisschen in die Wellen hüpfen, ein bisschen Boot fahren und Cocktails schlürfen. Inhaltlich wird darin nichts über das Festival gesagt, aber es sieht halt sehr nice aus. Das Video wird veröffentlicht und sowohl die Models als auch mehrere Influencerinnen, darunter Kendall Jenner, posten auf eine schlichte orangefarbene Kachel mit dem Hinweis auf das Festival. Bei den Ticketpreisen ist von 250 bis 12.000 Dollar alles drin, je nachdem, wie luxuriös man es denn haben will. Das Festival ist daraufhin innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.
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Blöd nur, dass zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Bands gebucht sind und auf der anvisierten Bahamas-Insel die Infrastruktur für ein Festival mit 1000 Leuten nicht existent ist. Ahja – und dass zwischen Ankündigung des Festivals und tatsächlichem Termin gerade einmal fünf Monate lagen, macht die Sache nicht einfacher. Ein Desaster mit Ansage, könnte man meinen. Wie die Netflix-Doku allerdings detailliert zeigt, wollten sowohl die Festival-Gäste als auch die Veranstalter sehr lange nicht sehen, dass die Veranstaltung abgesagt werden muss. Die halbnackten Models im blauen Wasser waren einfach zu überzeugend. Stattdessen wird immer mehr geliehenes Geld in das Projekt gepumpt, die ersten Gäste reisen an, finden ein halbfertiges Gelände mit zu wenigen Zelten, regendurchtränkten Matratzen und ohne Bands vor – und am Ende ist es ein einzelner Twitter-Media-Post, der alles zu Fall bringt:
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Das Fyre-Festival wird zur Lachnummer der sozialen Netzwerke – nicht nur, weil es in faszinierendem Detailreichtum den implodierten Größenwahn seiner Macher offenbart. Sondern eben auch , weil so viele Besucher blindlings viel Geld für etwas überwiesen hatten, von dem es nur ein paar schöne Fotos gab. Dass das Ganze ein juristisches Nachspiel hatte – eh klar. Fyre-Gründer Billy MacFarland, offenbar ein notorischer Lügner, sitzt mittlerweile wegen Betruges sechs Jahre im Knast, der Flop mit Fyre hielt ihn nicht davon ab, noch weitere krumme Dinger zu drehen. Er selbst äußert sich übrigens nicht bei Netflix zu dem Thema sondern in einer konkurrierenden Hulu-Doku, die ebenfalls vergangene Woche veröffentlicht wurde. Dafür soll er viel Geld erhalten haben. Rapper JaRule hingegen ging aus der Sache überraschend gimpflich raus - nach der Doku fragt man sich schon sehr ernsthaft, wieso er nicht belangt wurde. Die ganzen Topmodels wiederum haben einfach nur ihre Posts auf Instagram gelöscht. Einzig Bella Hadid hat sich später für ihre ungerechtfertigte Promo entschuldigt. Auf dem Festival selbst war übrigens keine von ihnen.
Worüber allerdings bis zur Netflix-Doku kaum jemand sprach, waren die Geschädigten auf den Bahamas: Zeitweise sollen bis zu 50 Einheimische für das Festival gearbeitet haben, sie wurden nie bezahlt. Nur die Restaurantbesitzerin Maryann Rolle, die mit ihrer Crew 1000 Essen für die Festivalbesucher vorbereitet hatte, stellte sich am Ende ihrer Verantwortung und bezahlte ihre Leute aus eigener Tasche – mit 50.000 Dollar von ihrem Ersparten, wie sie in der Doku erzählt.
Für sie hat die Geschichte nun zumindest ein Happyend: Nach Veröffentlichung der Dokumentation hat sie eine Kampagne auf Gofundme eingerichtet. Innerhalb von drei Tagen kamen so, Stand Sonntagabend, für Maryann und ihr Team bereits über 80.000 Dollar zusammen.
Kritiker befürchten bereits, dass es sich bei der Kampagne nur um eine weitere Abzocke von Billy MacFarland handeln könnte. Die Produzenten der Netflix-Doku haben das Projekt allerdings offiziell unterstützt. Ob das Beweis genug ist, ist allerdings fraglich – die Netflix-Doku wurde nämlich unter anderem von der Social-Media-Agentur Jerry Media mitproduziert – die auch die Promo damals für das Fyre-Festival gemacht hat.
chha