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Diese fünf Miniserien solltest du dir ansehen

Fotos: Sophie Mutevelian, Amazon via AP, Enda Bowe, picture alliance, Element Pictures / Charles Sykes, Invision, AP

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Spätestens seit Ryan Murphys „American Horror Story“ liegen Miniserien wieder im Trend. Der enorme kommerzielle Erfolg und das positive Echo der Kritiker*innen führten zu einem merklichen Anstieg an Produktionen, die sich im Voraus darauf festlegen, eine nicht-wiederkehrende Handlung binnen weniger Folgen oder maximal einer Staffel abzuschließen. Die „Emmys“ reagierten als wichtigster US-amerikanischer Fernsehpreis auf diese Entwicklung, indem sie 2014 die Kategorie „Limited Series“ wieder einführten – zuvor konkurrierten Miniserien gegen Fernsehfilme in einer gemeinsamen Rubrik.

Angesichts der wöchentlichen Flut an Serien-Neustarts und der wenig verlockenden Aussicht, sich womöglich für viele, viele Staffeln an eine letztlich enttäuschende Produktion zu binden, kommt der Miniserien-Boom gerade rechtzeitig. Das knappere Erzählformat bedeutet nicht nur Bingewatch-Entlastung, sondern kann auch für die kluge Entscheidung der Serienmacher*innen stehen, einen Stoff nicht unnötig strecken zu wollen, um möglichst viel Profit aus ihm zu schlagen. Fünf Folgen statt fünf Staffeln bedeuten eben manchmal auch auf den Punkt gebrachtes Erzählen statt ständiges Aufwärmen eines längst ausgeschöpften Stoffes. Stichwort: Tote Mädchen lügen nicht. Außerdem besteht bei Miniserien nicht die Gefahr, dass sie plötzlich abgesetzt werden - ohne dass die Handlung zu Ende erzählt werden konnte.

Viele herausragende Miniserien bewegen sich aber, zumindest hierzulande, noch unter dem Radar. Obwohl sie von namhaften Regisseuren, wie Todd Haynes („Carol“) oder genialen Serienschöpfern wie David Simon („The Wire“, stammen, auf gefeierten Romanvorlagen („Normal People“) basieren, mit wichtigen Preise bedacht wurden oder eine Star-Besetzung aufweisen können. Wir empfehlen euch fünf Miniserien, auf die all das zutrifft und verraten euch, was sie auch darüber hinaus so sehenswert macht.

„Show me a Hero“ (2015), u.a. auf Sky

Worum geht’s?

Ende der 1980er Jahre im Bundesstaat New York: Yonkers, eine Stadt mit rund 200 000 Einwohner*innen, ist in Aufruhr. Zwanzig Jahre nach Ende der Rassentrennung werden Sozialbauten mit mehrheitlich nicht-weißen Bewohner*innen in die Randbezirke verbannt – faktisch existiert die Segregation also immer noch. Ein Bundesgericht droht der Stadt daher mit enormen Geldstrafen, sollte sie ihre Baupraxis nicht umgehend ändern.

Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wird der erst 28 Jahre alte Kandidat der Demokraten, Nick Wasicsko (Oscar Isaac), überraschenderweise zum Bürgermeister gewählt. Während er als Stadtrat selbst noch Stimmung gegen die Integration machte, muss er nun einsehen, dass Yonkers der finanzielle Ruin droht, sofern die Pläne, die Sozialbauten in mehrheitlich „weißen“ Wohngegenden vorsehen, keine ausreichende Zustimmung finden. Doch rassistische Vorurteile führen zu Protest, zu verbalen Übergriffen und sogar physischer Gewalt. Eine populistische Gegenkampagne, angeführt von seinem Kontrahenten Henry Spallone (Alfred Molina), lässt nicht nur Nicks Karriere, sondern sein ganzes Leben aus den Fugen geraten.

Was macht sie so sehenswert?

Basierend auf wahren Ereignissen, erzählt die Miniserie, geschrieben von David Simon und William F. Zorzi („The Wire“), nicht nur vom tragischen Schicksal des damals jüngsten Bürgermeisters der USA. Auch einzelne Geschichten der Bewohner*innen des Bauprojekts, werden in den insgesamt sechs Episoden präzise in den Blick genommen. Sowohl im Kontext der aktuellen Rassismus-Debatte, als auch vor dem Hintergrund eines erstarkenden Rechtsextremismus, ist die HBO-Produktion bestechend aktuell.

„Verschwiegen“ (2020) auf AppleTV+

Worum geht’s?

Die Barbers sind eine respektierte, wohlsituierte kleine Familie: Vater Andy (Chris Evans) ist stellvertretender Staatsanwalt eines Bostoner Bezirks, Mutter Laurie (Michelle Dockery) engagiert sich als Leiterin des örtlichen Kinderheims. Ihr 14-jähriger Sohn Jacob (Jaeden Martell) wiederum ist ein nachdenklicher, zurückhaltender, aber freundlicher Teenager. Die Vorstadtidylle wird durch ein tragisches Ereignis unwiederbringlich zerstört: Ein Schüler wird tot aufgefunden. Zunächst leitet Andy die Ermittlungen – bis sein eigener Sohn verdächtigt wird und er dessen Verteidigung übernimmt. Während Medien und Nachbarschaft ihr Urteil scheinbar schon gefällt haben, beginnt für Andy und Laurie eine zermürbende Suche nach Antworten.

Was macht sie so sehenswert?

Regisseur Morten Tyldum („The Imitation Game“) gelingt es, die Spannung bis zuletzt aufrechtzuerhalten, indem er gekonnt die Mehrdeutigkeit der Romanvorlage von William Landay ins Filmische übersetzt. Wie Jacobs Eltern hadert man als Zuschauer*in über acht Folgen mit der Frage: Ist er nun schuldig oder nicht? Mehrmals werden die eigenen Vermutungen komplett über den Haufen geworfen und ins Gegenteil verkehrt. Darüber hinaus darf Chris Evans beweisen, dass er mehr kann als „Captain America“ spielen.

„Mildred Pierce“ (2011), u.a. auf Sky

Worum geht’s?

Kalifornien in den 1930er Jahren: Mildred Pierce (Kate Winslet) fristet ein routiniertes Dasein als Hausfrau und Mutter, ihr größtes Glück schöpft sie aus ihren beiden Töchtern und dem Backen. Als ihr Ehemann Bert (Brían F. O’Byrne) im Zuge der Weltwirtschaftskrise sein Unternehmen verliert und eine Affäre beginnt, trennt sie sich kurzerhand von ihm. Ohne jegliche berufliche Qualifikation muss sie einen Job als Bedienung in einem Diner annehmen, was zum Streit mit ihrer versnobten Tochter Veda (Morgan Turner, später Evan Rachel Wood) führt. Nur die Tatsache, dass Mildreds neuer Lover (Guy Pearce) als ehemaliger Baseballstar über einen gewissen Ruhm verfügt, rettet sie davor, gänzlich in Ungnade zu fallen. Als es ihr mit Hilfe ihrer ebenso warmherzigen Nachbarin und einer raffinierten Kollegin gelingt, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, steht sie plötzlich vor ungeahnten Herausforderungen.

Was macht sie so sehenswert?

Nah an der Romanvorlage James M. Caines, inszeniert Todd Haynes („Carol“) den besonderen Werdegang einer Romanfigur, die ihrer Zeit voraus war – und mit ihrer Unabhängigkeit unter den vielen stereotypen Frauendarstellungen selbst in der heutigen Serienlandschaft hervorsticht. Ohne sie zur fehlerlosen Powerfrau zu verklären, wird von ihrer Emanzipation erzählt: Von Männern, die sie ausnutzen, sei es in der Liebe oder am Arbeitsplatz, und von gesellschaftlichen Rollenvorstellungen – letztlich sogar von ihrer intriganten Tochter. Wer sich auf die langsame Erzählweise einlassen kann, wird von der fünfteiligen Miniserie nicht nur mit einer feingliedrigen Geschichte mit auffallend vielen weiblichen Figuren im Zentrum, sondern obendrein mit überaus ästhetisch-eleganten Bildern belohnt.

„A Very English Scandal“ (2018), u.a. bei MagentaTV und Amazon Prime Video

Worum geht’s?

Jeremy Thorpe (Hugh Grant) ist britischer Abgeordneter und lässt sich, obwohl Homosexualität in den 1960ern in Großbritannien noch verboten ist, auf eine Affäre mit dem Stallburschen Norman (Ben Whishaw) ein. Er finanziert seinem heimlichen Geliebten ein Leben in London – bis er ihm langweilig wird und er die Beziehung abrupt beendet. Norman fühlt sich in seiner Ehre verletzt und erpresst Jeremy damit, intime Liebesbriefe zu veröffentlichen. Aus Angst um seine Karriere, versucht er mit der Hilfe eines Parteikollegen (Alex Jennings), jegliche Beweise zu vernichten, heiratet und gründet eine Familie. Mittlerweile zum Parteivorsitzenden aufgestiegen, schmiedet er sogar Mordpläne. Die gehen jedoch grandios schief und führen zu einer Gerichtsverhandlung, die den Höhepunkt in einem der größten Polit-Skandale des Königreichs bildet.

Was macht sie so sehenswert?

In nur drei Episoden deckt die bitterböse Satire ganze 18 Jahre ab, über die sich die Affäre und ihre Folgen erstreckten. So erzählt Russel T. Davies („Doctor Who“) auf höchst unterhaltsame Weise von der „Thorpe-Affäre“, die den Glauben der Brit*innen in die politische Elite seinerzeit wohl fast so tief erschütterte, wie Boris Johnson heute. Das macht nicht nur Spaß mitanzusehen, sondern schließt ganz nebenbei noch eine Wissenslücke in puncto britischer Geschichte.

„Normal People“ (2020), bei Starz Play / Amazon Prime Video

Worum geht’s?

Sie können nicht ohne einander, aber irgendwie auch nicht miteinander: Als sich Marianne (Daisy Edgar-Jones) und Connell (Paul Mescal) am Ende ihrer Schulzeit irgendwo auf dem irischen Land näherkommen, leben sie in völlig unterschiedlichen Welten. Während sie als Tochter aus gutem Hause wegen ihrer herablassenden Art bei ihren Mitschüler*innen unbeliebt ist, stammt Connell aus bescheidenen Verhältnissen, ist dank seiner sportlichen Erfolge aber stets der Mittelpunkt auf Parties. Mit dem Wechsel an die Uni kommt der Bruch: Sie tauschen die sozialen Rollen, Marianne blüht auf und Connell fühlt sich als Arbeiterkind vollkommen deplatziert. Zwölf folgen lang begleitet die Serie die beiden dabei, wie sie ihren eigenen Weg im Leben suchen.

Was macht sie so sehenswert?

Spätestens seit ihrem gleichnamigen zweiten Roman gilt Sally Rooney als Stimme ihrer Generation, der es gelingt, die Gefühlswelt junger Erwachsener und ihrer Probleme authentisch einzufangen. Regisseur Lenny Abrahamsons („Raum“) hat den Stoff in eine ebenso feinfühlige Miniserie verwandelt, die die komplizierte Beziehung zwischen Marianne und Connell über ungewohnt lange Dialoge und mindestens genauso ungewohnt ausgiebigen Sexszenen transportiert. Absolut exzeptionell für eine Coming-of-Age-Story ist allerdings, dass sie derartig aufmerksam gegenüber Klassenunterschieden und den daraus resultierenden ungleichen Realitäten und Chancen der beiden ist – ohne in Klischees abzurutschen.

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