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Ein Stück “Game of Thrones” aus Schwaben
Seit der vierten Staffel ist das Stuttgarter Unternehmen Mackevision eines der Digitalstudios, die Westeros mit Special Effects zu dem Spektakel machen, das die Fans von „Game of Thrones“ so begeistert. Jörn Großhans, Visual Effects Supervisor bei Mackevision, erzählt im Interview, wie langwierig und anspruchsvoll diese Arbeit ist und warum er selbst die Serie nicht mehr genießen kann. Die siebte Staffel von „Game of Thrones“ läuft aktuell bei Sky.
jetzt: Bei deiner Arbeit siehst du Ausschnitte der weltweit wohl erfolgreichsten Serie aller Zeiten – lange bevor davon etwas an die Öffentlichkeit gelangen darf. Wie schwer fällt es dir, deinen Wissensvorsprung für dich zu behalten?
Jörn Großhans: Meine Freunde und Bekannten wissen, dass sie mich besser nicht danach fragen, wenn ich gerade viel damit zu tun habe und dass ich eh nichts sagen darf. Ich schaue die Staffel dann auch immer erst nach meinem Urlaub, ich brauche da immer ein bisschen Abstand.
Wie viel wisst ihr schon über die Handlung, wenn ihr den Auftrag bekommt?
Früher wussten wir mehr, da haben wir noch die Drehbücher zugeschickt bekommen. Über die Staffeln hinweg wurde aber immer mehr geheim gehalten, um Spoiler zu vermeiden. Inzwischen sehen wir nur noch die Sequenzen, an denen wir arbeiten.
Das Making-of zur vierten Staffel:
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Bist du privat ein Fan von „Game of Thrones“?
Ich mag die Serie. Wenn man selbst daran arbeitet, schaut man aber mit ganz anderen Augen darauf. Man kann es nicht so genießen wie ein normaler Zuschauer, weil man immer schaut, ob alles gut geworden ist und was die anderen Firmen gemacht haben. Außerdem fehlt oft die Überraschung. Aber ich freue mich natürlich, wenn eine Staffel Erfolg hat.
Hättest du anfangs gedacht, dass es mal so einen Hype geben würde?
Als ich zum ersten Mal für die Serie gearbeitet habe, kannte ich sie noch gar nicht. Ich habe mir dann die erste Staffel angesehen und fand sie ganz cool. Dass sie weltweit so wahnsinnig erfolgreich sein würde, hätte ich da noch nicht gedacht. Es war mutig von HBO, so viel Geld in so eine Nische zu investieren.
Was ist die größte Herausforderung bei der Arbeit an „Game of Thrones“?
Das Timing. Bei Filmen hat man mehr Zeit als bei einer Serie, weil da noch viel geändert wird bis zum Schluss. Man arbeitet daran, obwohl die Serie schon ausgestrahlt wird. Gerade sitzen wir noch an ein paar Einstellungen für die siebte Folge – und aktuell läuft ja schon die erste Folge. Gleichzeitig hat die Produktion Kino-Niveau. Wir haben viele Wasser-Shots, die sehr lange brauchen. In der aktuellen Staffel haben wir auch einige Massen-Szenen komplett digital erstellt. In der Größenordnung haben wir das vorher noch nicht gemacht.
Wie lange dauert es, bis so ein Shot, also eine Einstellung, fertig ist?
Wir haben zum Beispiel in der vierten Staffel den Opener mit dem „Titan von Braavos“ gemacht. An den etwa zehn Sekunden haben vier Leute drei Monate lang gearbeitet. Spezialisten haben jedes Element einzeln erstellt – von der Oberflächenstruktur der Statue bis zur Simulation der Schiffssegel. Erst am Ende wird das alles in einem Bild zusammengesetzt.
Solche Datenmengen schickt man sich vermutlich nicht per E-Mail.
Richtig, das sind einige Terrabyte. Jeder Wassertropfen in einer Seeschlacht ist irgendwo abgespeichert. Durch diese Datenmassen dauert auch das Rendern, also das Ausspielen als fertiges Bild, sehr lange. Ein Frame braucht ungefähr drei Stunden – und eine Sekunde hat 24 Frames. Eine Sekunde zu rendern kann also schon mal drei Tage dauern. Und bei der ersten Version bleibt es in der Regel nicht – da gehört auch viel Geduld dazu.
Auf welche „Game of Thrones“-Animation aus Stuttgart bist du besonders stolz?
Auf unseren „Titan von Braavos“, für den wir den Visual Effects Society Award bekommen haben. Mit der Season haben wir auch einen Emmy gewonnen.
Die Kunden eures Digitalstudios sind hauptsächlich aus der Automobil-Branche. Was macht mehr Spaß: Auto-Animationen für Daimler oder Visual Effects für Westeros?
Das Schöne ist, dass wir beides machen können – das Team ist für beide Aufgaben das gleiche. Mehr Öffentlichkeit bekommen wir aber natürlich durch „Game of Thrones“.