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Auf Knopfdruck Samenstopp

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Clemens Bimek lässt ausrichten, dass er bis auf weiteres nicht mehr öffentlich sprechen möchte. Die ganze Sache sei ihm etwas über den Kopf gewachsen. Diese Sache, mit der er die männliche Verhütung revolutieren will. Bislang überlassen Männer die Verhütung überwiegend Frauen, mehr als die Hälfte aller Erwachsenen setzen auf die Pille. Bimek will nun mit seiner Erfindung dafür sorgen, dass Männer per Schalter bestimmen, ob sie fruchtbares Ejakulat abgeben oder nicht. Ja, richtig gelesen. Per Schalter. In den Hodensäcken. An einem am Samenleiter implantierten Ventil aus Kunststoff.  Jahrelang hat der 48-Jährige im Stillen daran getüffelt, niemandem von seiner Vision erzählt. „Wegen des Patents und weil Männer ja nicht so gerne über dieses Thema reden“, sagte Bimek zu Vice.

Bimek war eigentlich Möbeltischler und ist Autodidakt. Er tüftelte und las Fachliteratur, informierte sich bei Medizintechnikunternehmen und Urologen. Und alles überhaupt nur, weil er  Ende der Neunziger nach einem Tag auf dem Bau eine Doku über Verhütung im Fernsehen sah. Er entwickelte die Idee seines Ventils, "viele Ärzte, die ich um Rat gefragt habe, haben mich nicht ernst genommen. Aber es gab auch einige, die mich ermutigt haben, weiter zu tüfteln und die mich mit Fachwissen unterstützt haben", erzählte er Spiegel Online

"Männer sind einfach Memmen"

Das Männer nun doch über dieses Thema reden, hat sich durch ihn geändert. Seit er mit seinem inzwischen patentierten "Samenverhütungsleiter" an die Öffentlichkeit gegangen ist, interessieren sich Medien aus aller Welt für das Gummibärchen-große Gerät. Das kam Bimek erstmal ganz gelegen, er suchte Freiwillige, die sich seine Erfindung implantieren lassen. Denn: Bisher ist er der Einzige, der sie ausprobiert hat.

Funktionieren soll das Ventil ähnlich wie bei einer Sterilisation. Beide Samenleiter werden durchtrennt und je ein Ventil eingesetzt. Nur: Im Gegensatz zur permanenten Sterilisation ist die Befruchtungsfrage dann nicht endgültig abgehakt. Das Ventil hat einen Kippschalter, den man von außen am Hoden ertastet und bedient. Ist der Schalter offen, gelangen Spermien durch den Samenleiter ins Ejakulat und der Mann ist fruchtbar. Ist der Schalter zu, kommen die Spermien nicht mehr durch und werden von der Immunabwehr als Fremdkörper abgebaut.

In vier Operationen passte ein Arzt Bimek die Prototypen an. Da der dabei nur örtlich betäubt war, konnte er die Operation beobachten und den Arzt anleiten. Seitdem funktioniere das Ventil perfekt. "Total harmlos", sagt er. In den vergangenen sechs Jahren habe Bimek keinerlei Probleme mit Libido oder Potenz gehabt, ein Urologe untersuchte sein Ejakulat und bescheinigte ihm absolute Spermien-Freiheit. "Männer sind einfach Memmen", sagt Bimek auch. "Die haben ja sogar Angst vor dem Zahnarzt. Die müssen sich einfach mal überwinden."

Die breite Masse kann sich von der Erfindung noch nicht überzeugen. Der Samen-Schalter kann erst auf den Markt kommen, wenn Bimek dessen medizinischen Nutzen nachgewiesen hat. Nun sollen es erstmal 25 Männer testen. Sollte die Studie erfolgreich sein, müssten weitere folgen. Laut Bimeks Homepage haben sich schon mehr als 1500 interessierte Probanden gemeldet.

Verhütungsstress war gestern. Es ist Zeit für etwas Neues! Steigen Sie jetzt um und genießen Sie Ihr Liebesleben.

Posted by Bimek SLV on Tuesday, September 29, 2015

Sie sollen verifizieren, dass der Bimek SLV hält, was sein Erfinder verspricht: Das Ende des Verhütungsstress. Ohne jegliche Beschwerden. Und ohne, dass man das zwei Gramm schwere Ventil spüren könne. Bimek will es nicht mal auf dem Fahrradsattel bemerken. 

 

2018 soll es dann soweit sein, dass jeder Mann per rund 5000 Euro teurem Implantat verhüten kann.  "Wir müssen uns da nichts vormachen", sagt Bimek. "Jeder möchte Sex haben." Die Frage sei aber, wie oft jemand dabei auch ein Kind zeugen will. "Mit dem Ventil ist der Mann die ganze Zeit steril, und sobald er ein Kind möchte, macht er das einfach auf. Ist die Frau dann schwanger, verschließt er es wieder."

Wird sich der Samenverhütungsleiter jemals durchsetzen, nicht nur als virales Ding, sondern ganz analog? Wolfgang Bühmann, Sprecher des Berufsverbands der Deutschen Urologen, sagte Spiegel Online: "Wenn das Ventil funktionieren sollte, wird es den Markt für Verhütungsmittel auf den Kopf stellen." 

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