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Danke, Lockdown: Wo sich das Leben seit Pandemie-Beginn verbessert haben könnte
Schon klar, die Seuche ist grausam. Sie kostet Hunderttausenden das Leben, sie kostet Jobs, zehrt an den Nerven, bringt uns um den Schlaf, lässt uns vereinsamen und verzweifeln. Aber darum soll es hier nicht gehen. Denn die Pandemie hat laut einigen mehr oder weniger aussagekräftigen Studien, zumindest statistisch gesehen, ein paar, nun ja, positive Nebeneffekte: zum Beispiel für deinen Bauch, dein Konto und deinen Kopf.
Du bist ohne Geschlechtskrankheit ins neue Jahr gerutscht
Ja, echt jetzt. Weniger Kontakte heißt auch weniger Sex – zumindest dann, wenn man normalerweise regelmäßig wechselnde Geschlechtspartner*innen hat. Im letzten Jahr zeigte sich, dass sich einige offenbar an die Kontaktbeschränkungen auch im Bett (oder an sichere Verhütung) gehalten haben: Die Zahl der gemeldeten Syphilis-Infektionen in den Monaten März (619) und Dezember (519) lag laut dem Robert-Koch-Institut gut zehn Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Du hast 3500 Euro auf der hohen Kante
Weniger durchzechte Nächte, an die du dich nicht mehr erinnern kannst, bedeuten auch, dass du weniger Geld für Dinge ausgegeben hast, an die du dich nicht mehr erinnern kannst. Und auch wenn 2020 ein ziemlich armseligs Jahr war für Gin Tonics, überteuerte Festivals und zu schnell bereute Mutproben, so hat sich vielleicht wenigstens dein Konto gefreut. 3500 Euro sollen 16- bis 24-Jährige angeblich schon 2019 im Schnitt gespart haben. Davon geht eine repräsentative Umfrage des Zahlungsdienstleisters Klarna aus. Im Jahr 2020 könnte der Wert noch einmal gestiegen sein: Laut einer Erhebung des Marktforschungsinstituts Ipsos waren bei den unter 30-Jährigen mehr Sparer als in der Gesamtbevölkerung.
Dein Bierbauch ist geschrumpft
Kneipen zu. Wirtshäuser zu. Wacken abgesagt. Logisch, dass da der Bierkonsum zurückging – um rund fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Was für einige Brauereien in Deutschland eine schlimme Sache ist, dürfte jene freuen, die endlich mal wieder erleben wollten, wie ihr Lieblingsgürtel eigentlich geschlossen aussieht. Wobei der fehlende Bierzufluss oft mit Speisen überkompensiert wurde: Laut dem Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin haben 27 Prozent der Erwachsenen seit Pandemie-Beginn zugenommen.
Dein CO2-Fußabdruck ist drei Schuhgrößen kleiner
Du bist 2020 nicht, wie geplant, nach Kolumbien geflogen. Ärgerlich. Die Firma mit den qualmenden Schloten, in der du arbeitest, hat ihre Produktion heruntergefahren. Doof für dein Portemonnaie. Und auch den To-Go-Cappuccino von der sympathischen Barista um die Ecke holst du dir nun nicht mehr täglich, weil halt Home Office ist. Alles schade, alles schlimm. Aber für die Umwelt ganz nett. Um sieben Prozent ging der globale CO2-Ausstoß nach einer Schätzung des Global Carbon Projects im Jahr 2020 zurück. Um beim Bild des Fußabdrucks zu bleiben, würde das bei einer durchschnittlichen Schuhgröße ungefähr drei Nummern entsprechen. Ob der CO2-Ausstoß nach Ende der Pandemie dafür nicht umso stärker zunehmen wird, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Du bist schlauer geworden
Wenn man den ganzen Tag auf dem Sofa sitzt, gehen einem irgendwann die Beschäftigungen aus. Man starrt erst aus dem Fenster, dann an die Wand, und schließlich unters Bett. Wobei, lieber nicht. Irgendwann bleibt einem nur noch das Regal. Aber Moment mal. Da hinten, auf dem oberen Brett, dieser eingestaubte Schmöker – ist das etwa das Buch, das dir Tante Ursula zum letzten (oder war es der vorletzte?) Geburtstag geschenkt hat? Du greifst zu, du liest, und es fühlt sich gut an. Viel zu lange hattest du in den letzten Monaten das Gefühl, von Tag zu Tag dümmer zu werden, und nicht mehr klüger. Schluss damit! 26 Prozent der 20- bis 29-Jährigen sehen das offenbar genauso: Wie eine Studie des Börsenvereins des Buchhandels ergeben hat, lesen sie mehr als vor der Pandemie.
Du hast Nächstenliebe gezeigt
Veranstaltungen wurden abgesagt, Greenpeace-Aktivist*innen stellten sich dir auf Bahnhofsplätzen nicht mehr mit Anmeldebögen in den Weg. Und auch Obdachlosen, denen du sonst Kleingeld gegeben hattest, begegnest du wegen „Stay at Home” in Fußgängerzonen seltener. Trotzdem haben die Deutschen laut dem Spendenrat im Jahr 2020 mehr als 3,3 Milliarden Euro gespendet – ein Plus von 1,6 Prozent oder 52 Millionen Euro. Nicht gerade selbstverständlich, da bei vielen durch Kurzarbeit und Jobverlust das Geld knapper geworden sein dürfte. Zur Wahrheit gehört aber auch: Bei den unter 29-Jährigen ist die Spendenbereitschaft leicht zurückgegangen. Dafür nahm sie bei den 30- bis 39-Jährigen umso stärker zu.
Du hast Schwielen an den Händen
Im Frühjahr 2020, während des ersten Lockdowns, setzte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dafür ein, die Baumärkte rasch wieder zu öffnen. Und auch wenn das damals viele albern fanden, weil es ja größere Probleme gab als einen Besuch bei Obi oder Bauhaus, traf er offenbar einen Nerv: Viele waren gierig nach Brettern, Dübeln und Nägeln. 23 Prozent der Deutschen haben laut der Studie „Freizeitmonitor“ die Pandemie genutzt, um eine neue Fähigkeit zu lernen – zum Beispiel Heimwerken. 24 Prozent gaben an, ein altes Hobby wiederentdeckt zu haben.