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Coronavirus: Wie wir uns mit Zetteln gegenseitig aufmuntern
Deutschland macht, was die Digitalisierung angeht, gerade einen großen Sprung: Mails, Whatsapp, Zoom, Snapchat, Twitter – all diese Tools sind für uns gerade verdammt wichtig. Aber kein Hype kam unerwarteter als dieser: Zettel anpinnen, Schilder raustellen, Plakate aufhängen. Ausgerechnet ein Kommunikationsmittel, das sich eigentlich nicht mehr verändert hat, seit Luther seine Thesen an die Kirchentüre genagelt hat, kann nun im 21. Jahrhundert wegen Corona sein ganz großes Comeback feiern.
Ob sich Menschen „privat“ von Fenster zu Fenster unterhalten – und so zum Beispiel herausfinden, welchen Job der oder die Nachbar*in hat oder wie die nette Katze heißt, die in einer gegenüberliegenden Wohnung manchmal am Fenster sitzt (Walter, sie heißt Walter!) – oder ob es aufmunternde Botschaften an die Öffentlichkeit sind: Ironischerweise geht im Internet gerade wenig so viral wie analoge Nachrichten.
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Vielleicht liegt es an der persönlichen Note, die eine Handschrift ausmacht, oder daran, dass man sich dem Absender so näher fühlen kann, auf jeden Fall rühren die Botschaften in Fenstern, auf Straßen, an Laternenpfosten oder Stromkästen besonders. Und sie sind gerade wirklich überall und in allen Formen vorhanden: Durchhalteparolen, Grüße an Freund*innen, Liebesbekundungen oder kleine Portionen Glück zum Abreißen, da ist von allem etwas dabei.
Manch einer benutzt die neue Zettel-Kultur aber auch als Mittel, um für ein wenig Ablenkung und Unterhaltung zu sorgen. So gibt es im Müncher Stadtteil Laim seit einigen Wochen eine Treppenhaus-Galerie, in der selbstgemalte und gebastelte Werke aushängen. Jeden Wochentag gibt die 29 Jahre alte Barbelies in ihrem Wohnhaus ein Überthema vor, von dem sich die Bewohner*innen des Hauses inspirieren lassen können. Aber egal, ob man sich dem Fliegen, Märchen oder der Stadt widmet – eines gilt in dem Wohnhaus immer: „Das Leben ist bunt“. Und da machen nicht nur Kinder gerne mit:
Dass die Zettel zu Corona gehören wie Orangenpressen in Mittelschichts-Haushalte, ist inzwischen allen klar. Deswegen wundert es nicht, dass auch die sozialen Netwerke die analoge Kommunikation inzwischen abbilden. Ein Beispiel dafür ist der Instagram-Account NotesOfCorona. Seit mehr als drei Wochen teilt der Blogger Joab Nist, der auch den Kanal NotesOfBerlin betreibt, Fotos auf dem Account, die die Menschen ihm zugesendet haben.
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Mehr als elftausend Menschen folgen dem Kanal inzwischen, und erfreuen sich an den Zettel-Botschaften. Denn es ist so: Corona macht zweifellos das Leben schwerer, ungewohnter, gefährlicher. Aber zugleich ist es schön, dass es eben auch in dieser Situation noch die guten Seiten gibt – oder zumindest die bunten.
mpu