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Europaweite Jugendstudie zu Politik und Arbeit
Kurzer Ausflug in die Fachsprache der Psychologen: "Wer vertraut", sagen die Wissenschaftler, "der geht willentlich und zuversichtlich davon aus, dass sich eine Sache so entwickelt, wie versprochen oder erhofft." Bezieht man diese Annahme auf Jugendliche und ihr Vertrauen in deutsche Politiker, muss man sagen: Hierzulande geht so gut wie kein junger Mensch willentlich und zuversichtlich davon aus, dass die Politik handelt, wie versprochen und erhofft. Die neuesten, vom Sinus-Institut ausgewerteten Ergebnisse der europaweiten Jugendstudie Generation What belegen genau das. Gerade mal ein Prozent der Befragten gab an, der Politik völlig zu vertrauen. 27 Prozent immerhin mehr oder weniger.
71 Prozent aber gaben an, kein Vertrauen in die Politik haben. Wobei auch deutliche Unterschiede zwischen den demographischen Gruppen innerhalb der 18- bis 34-Jährigen zu beobachten sind: Die jüngste Altersgruppe (18-19 Jahre) vertraut der Politik signifikant häufiger als die älteren Befragten. Besonders drastisch sind jedoch die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen. Je niedriger die Bildung, desto weniger Vertrauen in die Politik. Während nur 25 Prozent der Niedriggebildeten der Politik vertrauen, sind es bei den Hochgebildeten zumindest 41 Prozent.
Die Hälfte der Befragten misstraut der Kirche
Was Mut macht: So wenige der Politik vertrauen mögen, so viele möchten sich aber politisch engagieren. 78 Prozent der Befragten geben zwar an, das bisher noch nicht getan zu haben, 42 Prozent könnten sich aber durchaus vorstellen, das zu ändern. Gemeinsam mit den zwölf Prozent derer, die sich bereits engagiert und gute Erfahrungen gesammelt haben, ist somit mehr als die Hälfte der jungen Deutschen bereit, sich politisch einzubringen. Noch größere Zustimmungswerte finden NGOs. Hier könnten sich sogar mehr als 70 Prozent vorstellen, aktiv mitzuarbeiten bzw. tun dies bereits. Offenkundig ist aber, dass das Potenzial für Engagement in einer NGO oder einer Hilfsorganisation größer ist als das in klassischen politischen Organisationen (56 Prozent vs. 42 Prozent). Hier besteht offensichtlich auch ein Zusammenhang mit dem geringen Vertrauen in die Politik. NGOs und Hilfsorganisationen genießen einen weitaus besseren Ruf als politische Organisationen.
Neben der Politik kommt auch die Kirche nicht gut bei jungen Menschen weg. Bewusst wurde nicht nach einer bestimmten Institution, z.B. der katholischen oder evangelischen Kirche gefragt, sondern nach dem Vertrauen in religiöse Institutionen allgemein. Das Ergebnis ist eindeutig: Weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildung hat die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen überhaupt kein Vertrauen in religiöse Institutionen, weitere 34 Prozent vertrauen ihnen eher nicht. So gut wie niemand (zwei Prozent) vertraut religiösen Institutionen voll und ganz, und auch nur 14 Prozent in der Tendenz („vertraue eher“). Bemerkenswert ist gleichfalls, dass selbst diejenigen Befragten, die angaben, ohne einen Glauben an Gott nicht glücklich sein zu können, zur Hälfte kein oder eher kein Vertrauen in religiöse Institutionen haben.
Auch die Medien genießen bei jungen Menschen kein allzu großes Vertrauen. 28 Prozent gaben an, dass sie den Medien mehr oder weniger vertrauen. 40 Prozent stehen den Medien skeptisch gegenüber, 25 Prozent haben kein Vertrauen. Ganze drei Prozent gaben an, volles Vertrauen in die Medien zu haben. Während nur 30 Prozent der Niedrig- und Mittelgebildeten den Medien mehr oder weniger vertrauen, sind es bei den Hochgebildeten 42 Prozent. Die Umfrage differenziert nicht zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Medien oder zwischen Print-, Hörfunk, Online- oder TV-Medien.
Generation What ist die größte europaweite Jugendstudie, die es je gab. Durchgeführt wird sie von einer Gruppe europäischer Rundfunksender, in Deutschland sind das der BR, der SWR und das ZDF. Erwartet werden etwa eine Million Teilnehmer aus ganz Europa. Auch wir sind als Kooperationspartner daran beteiligt und begleiten die Studie mit Berichterstattung und Geschichten.