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Auf Festivals gibt es bald „Menstruationszelte“

Foto: Goalgirls

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„Hast du mal nen Tampon?“ Selbst unauffällig ins Ohr der Freundin geflüstert, ist diese Frage vielen Frauen noch unangenehm. Warum sind wir so? Warum können wir nicht dazu stehen, dass wir nun mal fruchtbar sind und menstruieren?

 Genau das fragten sich auch die Schwestern Kaddie und Helena Rothe von der Agentur „Goalgirls“, die sich selbst als „Creative Girlpowerhouse for Brand Experiences“ bezeichnen. Ihre Lösung: Menstruationszelte, die sie nun auf großen Festivals wie dem Tech Open Air, dem Melt Festival und dem Lollapalooza aufschlagen. „Gerade Festivals sind im Sommer hygienetechnisch dramatisch, wenn man seine Periode hat“, sagt Kaddie am Telefon.

Wer die sogenannten „Red Tents“ betritt, sieht rot. „Wir haben das Zelt natürlich farblich angepasst, überall liegen Kissen und es ist wirklich kuschelig. Außerdem möchten wir gerne schöne Vulvabilder von Künstlern malen lassen und sie im Zelt aufhängen“, erklärt Kaddie. Die Festival-Besucher erwarten außerdem Workshops über die Periode, Hersteller stellen ihre Produkte vor, es werden Gratis-Tampons und Menstruationstassen verteilt und es gibt eine Yoga-Session gegen Periodenschmerzen. „Letztlich geht es in unserem Zelt um einen Austausch. Das ist jedoch kein Muss. Wer mag, kann auch einfach nur eine Bloody Mary an unserer Bar trinken.“

Auf diese zunächst kurios erscheinende Idee kamen Kaddie und Helena durch den Auftrag eines Menstruationstassenherstellers. „In unserem Projekt haben wir Mädels von ihrer Periode berichten lassen“, sagt Kaddie. „Dabei kamen viele Fragen auf, unter anderem über die Vor- und Nachteile von Tampons. Wir haben dann viel recherchiert und waren zum Teil geschockt, wie schädlich Tampons sind.“ Schnell war klar: Es fehlt eine Plattform, um aufzuklären. „Wir wollen das Stigma auflösen, mit dem die Periode leider immer noch behaftet ist, und so kamen wir auf die Idee des Red Tent. Abgeleitet ist sie von Urvölkern, bei denen junge Mädchen in einem Zelt zu ihrer Periode instruiert wurden.“

Dass Aufklärung wichtig ist, zeigt auch die Statistik. Schließlich menstruiert etwa die Hälfte der Weltbevölkerung – eine wirklich nicht unerhebliche Zahl. „Die Periode hat für uns Frauen einen riesigen Einfluss auf unser Leben, sowohl beruflich als auch privat. Deshalb muss die Integration in den Alltag definitiv lauter werden“, fordert Kaddie. 

Aus gutem Grund sind deshalb auch Männer in das Red Tent eingeladen. „Das Schlimmste für viele Frauen ist das Unverständnis durch den Partner. Es geht darum, den Männern den Ekel vor der Periode zu nehmen und sie darüber aufzuklären, was da eigentlich genau mit der Frau passiert“, erklärt Kaddie.

Wenn also auf den Festivals bald die roten Zelte aufgeschlagen werden, gilt es, die Scham vor der Tür zu lassen und die Periode noch einmal ganz neu zu erleben.

mfry

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