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Riesenpenisse im Schnee
Es scheint eine einfache Formel zu sein: geschlossene Schneedecke, ein oder mehrere, vermutlich männliche Wesen, ein Gedanke – Penis! Jüngster Fall ist das Münchner Olympiastadion, dort haben Unbekannte ein locker 20 Meter langes Exemplar in den Schnee getreten.
Der Schneepenis scheint allerdings schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, ein unkaputtbarer Ausdruck niemals endender Pubertät zu sein. Erst vor wenigen Tagen recherchierten unsere Kollegen von Vice mit bewundernswerter Hingabe die Hintergründe des „Schneepenis von Lößnitz“, vom dortigen SPD-Stadtrat mit den Worten „Lößnitz hat den Größten!“ bedacht. 50 Meter soll das Ding lang sein.
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Ein Video mit dem Titel „Riesenpenis prangt am Hang“ des Lokalsenders Erz.tv hat – Stand Dienstagmittag – über 130.000 Views. Dort scheint man stolz auf seinen Schneepenis zu sein. In München hingegen sagt der Olympiapark-Pressesprecher gegenüber Bild, man habe den Penis „unkenntlich“ gemacht, was auch immer das bei einem Penis bedeuten soll (schwarzer Balken auf der Eichel?).
Bei so viel Aufmerksamkeit muss man sich eigentlich auch gar nicht erst fragen, warum Menschen nach wie vor Penisse (korrekter Plural übrigens: Penes) in den Schnee malen – das Motiv ist denkbar simpel, der Effekt offensichtlich gigantisch. Und noch dazu politisch relevant: 2016 berichteten wir von einem Penis in Göteborg, der von einem Parkwächter unkenntlich gemacht und dann doch wiederhergestellt wurde – was eine eigene Fan-Gruppe (!) als Sieg für die Freiheit der Kunst feierte.
So viel pathetischen Beistand bekommt man sonst eigentlich nur ab, wenn man sich für den Erhalt eines mittelschlimmen Kitschgedichts an einer Hochschulwand starkmacht. Wobei „Avenidas“ ja eigentlich auch nicht wesentlich komplexer als ein Schneepenis ist.
Eine Schneevulva ist uns seltsamerweise noch nicht untergekommen. Vielleicht, weil sie schwieriger zu zeichnen ist? Weil sie keine Lobby hat? Oder – Gott bewahre! – vielleicht gibt es sogar ein Geschlecht, das nicht auf ewig in der Pubertät stecken geblieben ist?
Ehe wir zu viel in Geschlechtsteile hineinprojizieren, erfreuen wir uns dann doch lieber noch ein paar Tage an den Schneepenissen. Denn obwohl der Hang zur Penismalerei sich seit Urzeiten hält, ist er – mindestens im Schneekontext – endlich. Oder wie sagte doch gleich die linke Stadträtin Sandy Geisler-Hähnel gegenüber Tag24, als sie auf den Lößnitzer Penis angesprochen wurde: „Wie das in der Natur so ist, irgendwann werden sie immer kleiner.“
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