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Hetero-Männer über Verhaltensweise, die als „schwul“ gelesen werden
Ein Mann zu sein, muss hart sein – vor allem, weil man immer so hart sein muss. Auch wenn diese und andere Genderstereotype (Mann = stark! Frau = emotional!) inzwischen öfter hinterfragt und kritisiert werden, ist der Weg wohl noch weit, bis rosa nur noch als irgendeine Farbe und nicht als weibliches Statement gesehen wird. Bisher werden Debatten um sexistische Rollenvorstellungen vor allem von Frauen und LGBTQ vorangetrieben. Dass aber auch Hetero-Männer davon profitieren könnten, wenn man dahingehend Wandel zulässt, demonstrieren gerade einige Männer auf der Plattform Reddit. Dort wurde am Mittwoch nämlich eine Unterhaltung gestartet, indem User „Dan“ fragte: „Straighte Männer, was ist das Verrückteste, das euch gesagt wurde, dass ihr nicht machen sollt, weil es ,schwul’ sei?“
Darauf folgten mehr als 11 000 Diskussionsbeiträge. Die Diskussion wurde auf englisch geführt, dementsprechend sind die Vorurteile, die hier genannt werden, vermutlich auch nicht für den deutschen Raum spezifisch, sondern vielleicht eher für den anglo-amerikanischen. Trotzdem: Manche der Kommentare klingen (leider zu) vertraut, manche kurios, und andere Antworten stimmen einfach nur traurig. Hier eine kleine Auflistung der Irrwitzigkeiten, die Hetero-Männer den Empfehlungen anderer zufolge nicht machen „dürften“:
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Sein Baby in einem Kinderwagen schieben
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Seinen Papa oder seinen Opa umarmen
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Haarprodukte und Cremes benutzen
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Wenn es regnet, einen Regenschirm benutzen
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Sich den Hintern waschen (weil man sich da am After berührt)
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In Deutschland etwas anderes als Bier bestellen
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Sein Getränk durch einen Strohhalm trinken
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Die eigene Freundin oral befriedigen
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Seine Fingernägel nicht in einer Faust anzuschauen, sondern wenn man die Finger durchgestreckt vor das Gesicht hält
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Eine kleine Tasche tragen
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Farbige Socken tragen
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Weinen
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In Excel die Farbe rosa benutzen, um etwas zu markieren
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Beine überschlagen
Dabei sind solche Zuschreibungen und Eingrenzungen eigentlich aus allen Richtungen, aus denen man es betrachtet, äußerst problematisch: Hier werden sowohl Schwule diskriminiert, als auch Frauen, da das „typische“ Verhalten, das hier verteufelt wird, auch weibliche Rollenklischees erfüllt. Hinter diesen absurden Versuchen, nicht „schwul“ zu wirken, stecken also oft massiv homophobe und misogyne Einstellungen.
Bis heute nutzen einige Menschen das Adjektiv „schwul“ oder auch das englische Pendant „gay“ als Schimpfwort. Homofeindlichkeit führt außerdem noch immer zu Gewalthandlungen. 2019 gab es dem Lesben- und Schwulenverband zufolge mindestens 151 politisch motivierte Gewalttaten gegen Homosexuelle in Deutschland, und das sind nur die offiziell bei der Polizei gemeldeten Fälle.
Wie der Reddit-Thread zeigt, schaden diese Vorurteile also vor allem, aber nicht nur queeren Menschen, sondern auch vielen Hetero-Männern, die sich wegen seltsamer und veralteter gesellschaftlicher Normen nicht einmal zugestehen, einen Regenschirm aufzuspannen.
mpu