- • Startseite
- • Gender
-
•
Eine neuseeländische Uni lässt die Menstruations-Ausgabe ihrer Studentenzeitung vernichten.
Die Hälfte aller Menschen hat eine Vagina. Die meisten Vaginas im gebärfähigen Alter bluten ein paar Tage im Monat. Das alles ist so normal, dass es kein Problem sein sollte, darüber zu reden. Weil es vielen Menschen aber noch immer schwerfällt, widmeten die Macher und Macherinnen der neuseeländischen Studentenzeitung Critic ihre letzte Ausgabe dem Thema Menstruation. Wo gibt es kostenlose Hygieneartikel auf dem Campus? Was kann eine Mentruationstasse? Wie erleben andere Frauen ihre Periode? Fragen, die mindestens die Hälfte der Studierenden betreffen, sollten hier beantwortet werden. Das Cover zierte, passend zum Thema, die stilisierte Illustration einer Person, die zwischen den Beinen blutet.
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von x angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von x angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
Doch kaum war das Blatt am Montag ausgeliefert und an den üblichen Orten auf dem Campus, in der Bibliothek und im Krankenhaus verteilt, war es am nächsten Tag auch schon wieder verschwunden. 500 Zeitungen – einfach weg. Den ganzen Dienstag rätselte die Redaktion, was wohl passiert sei, und versuchte, dem Zeitungsdiebstahl mit Hilfe von Überwachungskamera-Videos auf die Spur zu kommen. Erst später am Tag sollte sich durch eine offizielle Pressemitteilung der Uni herausstellen, dass die Exemplare über Nacht auf Anweisung der männlichen Universitätsleitung entsorgt worden seien. Es habe Beschwerden aus Bibliothek und Krankenhaus gegeben, hieß es – denn das Cover sei „anstößig“.
„Zensur“ nennt der Critic-Chefradekteur Joel MacManus das Vorgehen der Universität, und zahlreiche Medien stimmen ihm zu. Dennoch zeigen viele von ihnen das Corpus Delicti in ihren Artikeln über den Fall nur verpixelt oder abgeschnitten.
Was ich mich frage: Hat sich überhaupt jemand das Ding richtig angeguckt, bevor er es zensiert hat? Ein pixeliges rosa Etwas, das nicht mal eindeutig als Frau zu erkennen ist, liegt auf dem Boden, zwischen seinen Beinen ein paar Tropfen Blut. Das ist alles.
Würden Männer menstruieren, würden sie garantiert nicht gleich „Iiiiihhhh, Muschi-Blut!“, schreien
Wenn das anstößig ist, frage ich mich ernsthaft, wie es zur massenhaften, sozial akzeptierten Verwendung von Kackwurst-Emojis kommen konnte. Die einzig sinnige Antwort kann nur lauten: Weil auch Männer kacken. Würden sie zusätzlich auch menstruieren, würden sie garantiert nicht gleich „Iiiiihhhh, Muschi-Blut!“ schreien. Sondern sich brennend dafür interessieren, wo sie einen kostenlosen Tampon herbekommen, falls sie mitten in der Vorlesung von ihrer Periode überrascht werden oder das Geld grade knapp ist. Niemand bräuchte sich mehr für seine Tage zu schämen und vermutlich gäbe es schon lange diese heiß ersehnten Menstruations-Emojis.
Weil der liebe Gott aber nun mal Eva und nicht Adam die Sache mit dem Blut aufgebrummt hat, sieht das alles anders aus. Die Idee von der „unreinen“ blutenden Frau reicht bis in die Antike und darüber hinaus, bis heute wird sie in manchen Kulturen während der Menstruation von der Gesellschaft ausgeschlossen. Und im Westen gilt es meistens als „anstößig“, diese auch nur ansatzweise zu zeigen. Willkommen im ach so aufgeklärten Jahr 2018. Zwar hat sich die Universität für ihre dämliche Aktion entschuldigt, nachdem der Fall auch international durch die Medien ging. Ein Statement gegen die Enttabuisierung von Menstruation hat sie damit dennoch gesetzt.
Es wird noch viel Blut brauchen, auf Magazin-Covern, in U-Bahnhöfen oder zwischen zwei Beinen. Am besten überall. Und am besten so viel davon, bis die ganze Welt endlich kapiert hat, dass nichts dabei ist. Ein ganz normaler körperlicher Vorgang eben.