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Katharina, Apothekerin

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„Den musst du unbedingt mal kennenlernen!“ So redet man über Menschen aus dem Freundeskreis, die man für das bewundert, was sie machen oder wer sie sind. In der Kolumne „Zu Gast bei Freunden“ lernt unser Autor genau diese Menschen in München kennen – immer die Person, die er vorstellt, sagt, wen er als nächstes kennenlernen soll. Katharina, mit der wir die Kolumne eröffnen, wurde ihm von Judith Kampl vorgestellt, die bei jetzt.de für das Marketing verantwortlich ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Katharina Angelmaier steht jeden Tag an derselben Stelle und findet das gut. Sie steht hinter der Apothekenkasse, ist verschnupft, lutscht Ingwerbonbons und zählt das Geld des Tages. Sie verzählt sich und erzählt die Geschichte vom Monaco Franze und wie der die Elli kennenlernte. Der Bayerische Rundfunk drehte in den 80er Jahren vor der Centrum Apotheke in der Ettstraße, Seitenstraße der Neuhauser, es war schon dunkel. Im Innern des Ladens folgten die Filmleute und Katharina den Bewegungen von Helmut Fischer, wie er in der Szene vor die Apothekentür schlawinert und die Elli angräbt. Die ist freilich zurückhaltend und behauptet, dass bei ihr nix gehe. Doch der Monaco Franze, so münchnerisch, so gespielt loyal, schönstes Theater, er bleibt beharrlich wie nur er es kann und sagt den Satz, den sich München in das Wappen schreiben könnte: „A bisserl was geht immer.“ Katharina war damals klein, jetzt ist sie 30 und sitzt an ihrem Laptop im Büro hinter dem Ladenraum, der mit ihr anders wurde. Auf dem Bildschirm durchklickt sie Bilder der Apotheke. Sie zeigen den Umbau, den Ausbau, Katharina erzählt die Geschichte von der verschleierten Araberin, auf die der Staub rieselte. Dann ist sie beim letzten Bild, es entstand vor gut neun Monaten. Die Apotheke strahlt darauf in ihrem heutigen weißen Glanz. Die Murmeltiere sind verschwunden. „Meine Füße sind jetzt einbetoniert“, sagt Katharina lakonisch und weiß, dass das was Besonderes ist, weil sich viele mit dem Entscheiden und Festlegen doch so schwer tun. Und dann bespricht sie ihre Selbständigkeit, über die sie sich manchmal selbst wundert. Nach dem Abitur irrwischt Katharina durch die Welt, macht Sprachkurse und Reisen und meldet sich pro Forma zum Pharmaziestudium. Sie bekommt einen Platz, ist überrascht und überrumpelt und sagt: ja. Manchmal entstehen die wichtigsten Entscheidungen nebenbei. Es ist jetzt Feierabend, das Geld stimmt, Katharina führt in den ersten Stock des kleinen Ladens, sie zeigt die größte Investition ihres Lebens. Ein weißer Kasten von der Größe eines Studentenwohnheimzimmers steht da unter der Gewölbedecke. Ein Kommissionierapparat, „den zahl’ ich 15 Jahre lang ab“, sagt Katharina, sie tippt „Trachisan“ ins Display des Geräts, ein Medikament, und automatisch düst ein Roboter durchs Studentenzimmer und greift die Halsschmerzlutschtabletten. Ein Jahr arbeitet Katharina nach dem Studium als Apothekerin woanders, dann sagt sie zum Vater, dass sie zu ihm in den Laden kommen würde. Sie will nicht mehr im Februar den Sommerurlaub bei der Chefin anmelden, sie will den Urlaub bei sich selbst anmelden. Wollte sie ins gemachte Nest? „Das war kein gemachtes Nest“, sagt sie trocken. Sie mag es nicht, wenn die Leute denken, ihr sei die Zukunft geschenkt worden, nur weil sie die Apotheke von ihrem Vater übernommen habe. „Ich habe den Laden schließlich zum Marktpreis von ihm gekauft.“ Auf einem Sims über der Kasse standen ausgestopfte Murmeltiere vom Vater, die Möbel waren dunkelschwer, der Boden mit grünen Fliesen gedeckt. Katharina und ihre Schwester, Innenarchitektin, und deren Innenarchitektenkollegin, Anna Sörgl, sie bauten mit Freunden und Helfern um und machten das Gewölbe licht und hell, sie bauten Katharinas Zukunft. Einmal, mitten im Umbau, begann es zu regnen und eine Frau, schwarze Burka, verschleiert, marschierte in die Baustelle Centrum Apotheke. Sie setzte sich in die Mitte. Die Bauarbeiter machten fragende Gesichter, die Frau sagte bloß schulterzuckend: „It’s raining.“ Man baute weiter und die Frau blieb sitzen. Nach einer halben Stunde ging sie. Das sei das schönste, sagt Katharina: „Das Theater.“ Sie erlebt es im Laden. Und davor. A bisserl was passiert immer. Nächste Woche, sagt Katharina, „solltest du unbedingt den Moritz kennenlernen.“ Er ist Anna Sörgls Freund und verkauft Souvenirs.Text: peter-wagner - Foto: Jürgen Stein

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