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Fünf Songs für den Dienstag
Vierkanttretlager – Kaktusblüte
http://www.youtube.com/watch?v=ZfHV4jqwLgI&feature=youtu.be
Kaktusblüte also. Schon klar. Blüte = aufgekeimte Liebe, Entfaltung, Schönheit – aber noch zart. Und Kaktus: Stacheln halt – eher was mit Abstand und Distanz und Angst. Ein Widerspruch! Damit arbeitet man ja allgemein gerne bei Gefühligem, das nicht im Schmalz ersaufen soll. Und damit Interpretationsbuch zu und Hirn aus und genießen. Weil: „Der Mensch ist einfach nicht gemacht, den andern zu verstehen!“ Und wenn er sich dann trotz aller Mühe („hab ich mich sooo bemüht“) einfach nicht verlieben kann, Himmel, das ist doch einfach ein wunderbar-tottrauriges Motiv, das die Band aus Husum da gefunden hat. Husum taucht übrigens in einem Gedicht von Theodor Storm auf. „Doch hängt mein ganzes Herz an dir/Du graue Stadt am Meer“, heißt es da. Das ganze Album erscheint im April. „Krieg & Krieg“ heißt es. Puh.
Die Orsons – Papa Willi und der Zeitgeist
http://www.youtube.com/watch?v=BlZtkDNzy60
Deshalb schnell weiter zu Fröhlichem. „Verballhornung“ dürfte wohl der Terminus technicus sein für das, was Die Orsons da machen: Die Zeile „pop a wheelie on the zeitgeist“ (aus Kanye Wests „I’m In It“) so hanebüchen blöd missverstehen, dass es leider schon wieder schwer gut wird. Einziges Problem: Bei dem permanenten Beömmeln über die, phasenweise ja schon auch gelungenen, Wortspiele muss man den Song unter Umständen auch ein drittes Mal hören, um zu merken, wie abgefahren gut dieser Beat eigentlich ist. Fast hätten wir hier auch Kanye als Referenz herangezogen. Wäre übertrieben. Aber für deutsche Verhältnisse ist das trotzdem hohes Niveau. Überall.
Bass Sultan Hengzt – Flasche mit Licht
http://www.youtube.com/watch?v=YCBTWnZt1oU
Und das auch. Weil es auch immer noch nicht oft vorkommt, dass hierzulande mit viel Geschmack gesampelt und zitiert wird. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass Bass Sultan Hengzt seine aktuelle Single an den Groove von „Love Rollercoaster“ von den Ohio Players anlehnt (die Jüngeren unter den Alten kennen den noch aus dem Beavis-und-Butthead-Film – gecovert von den Chili Peppers). Damit ist das beides: Ein schon ziemlich manierlicher Tassen-hoch-Feier-Song und etwas popkultureller [link=/texte/anzeigen/591787/Schoen-dass-die-sich-aufregen" target="_blank">Geschichtsunterricht.
Scott Matthew – Skyline
http://www.youtube.com/watch?v=3wk3IeeRbEM
Damit ist wieder genug Frohsinn versprüht, damit noch mal ein kräuterlikör-zäher Tränenflusssong geht, gell? Scott Matthew war mal Mitglied der Alternativen-Pop-Band Elva Snow (zusammen mit Ex-Morrissey-Mitglied Spencer Cobrin). Und für ganz fuchsige: Ja, er hat auch mal auf einem Rosenstolz-Song mitgeschmachtet. Aber das ignorieren wir tapfer. Denn die schwer violetten Streicher-Vorhänge, die die „Skyline“ in diesem im schönen Sinn epischen Schwermut-Brett verhängen, die kann man schon noch einmal ausgiebig betrachten, bevor wir sie endgültig aufreißen und den Frühling reinlassen. Dann entscheiden wir auch per Münzwurf, ob nun „Kaktusblühte“ oder „Skyline“ der traurigste Song des Monats ist.
Chilly Gonzales – Advantage Points
http://vimeo.com/119441115
Warum Chilly Gonzales so verflucht gut ist? Eigentlich fast schon zum Kotzen gut, wenn man mal ehrlich ist. Weil: Es kann ja nicht richtig sein, einen einzelnen Typen auf allen Ebenen immer derart in den Himmel zu loben! Wie zum Beispiel jüngst wieder in der auch sehr guten
Text: jakob-biazza - Cover: Screenshot