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„Notre-Dame soll auch in Zukunft Symbol von Paris sein“

Nina, Marc, Léo und Julie leben in Frankreich. Sie alle sind betroffen von dem Brand der Notre-Dame.
Fotos: privat Bearbeitung: jetzt

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Es ist der erste Tag nach dem verheerenden Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Zwar konnte die völlige Zerstörung des berühmten Kirchenbaus verhindert werden, aber die Pariser Feuerwehr spricht von „dramatischen Schäden“. Die Renovierungskosten dürften mehrere hundert Millionen Euro betragen. Seit gestern Abend bringen Menschen aus der ganzen Welt ihr Mitgefühl und ihre Bestürzung über das Unglück zum Ausdruck. Wir haben drei junge Franzosen und eine in Paris lebende Deutsche gefragt, wie sie den Brand erlebt haben und was die Kathedrale für viele Franzosen bedeutet.

„Der Anblick der riesigen Flammen hat mich wirklich umgehauen“

protokolle portrait 1

Foto: privat

Léo Rauch, 30, arbeitet für ein Musiklabel in Paris

„Freunde haben mir Nachrichten geschickt, dass Notre-Dame in Flammen steht. Ich war zu Hause und bin sofort zum Wohnzimmerfenster gegangen – von dort aus kann ich die Kathedrale sehen. Der Anblick der riesigen Flammen hat mich wirklich umgehauen. Da wurde es so viele Jahrhunderte erhalten und dann brennt dieses uralte Monument plötzlich.

Bis spät in die Nacht habe ich das noch am Fenster verfolgt. Man hat richtig sehen können, wie das Gebäude langsam zerstört wird. Am Anfang waren die Flammen noch sehr hoch und dann wurden sie immer niedriger, weil das Dach darunter langsam abgebrannt ist. Ganz ehrlich, in dem Moment habe ich gedacht, dass von der Kathedrale am Ende gar nichts mehr übrig sein wird.

Ich habe super viele Nachrichten von Freunden bekommen. Viele waren den Tränen nahe. Das war wirklich alles sehr emotional. Für viele Gläubige ist es besonders schlimm, gerade jetzt in der Woche vor Ostern. Ich bin nicht gläubig, aber mich trifft das trotzdem sehr. Das ist schließlich unsere Geschichte. Notre-Dame ist ein Symbol von Paris und von ganz Frankreich. In der ganzen Welt verbindet man Notre-Dame und den Eiffelturm mit uns.

Ich habe gehört, dass es schon einige Spenden für die Restauration gibt. Das ist zwar schön, aber ich finde das auch sehr ironisch. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Probleme, Gelder für die Restauration der Kathedrale aufzutreiben – und jetzt muss erst so etwas passieren, damit die Leute aufwachen.“

(Protokoll von Valérie Müller)

„Das trifft alle Franzosen, nicht nur die Katholiken“

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Foto: privat

Nina, 23, arbeitet als Journalistin in Paris

„Ich lebe und arbeite seit knapp einem Jahr in Paris. Mich hat die Nachricht vom Brand erreicht, als ich gestern von der Arbeit nach Hause gekommen bin. Ein Kollege hat mir ein Bild des Brandes geschickt, das er auf Twitter gesehen hat. Mein Freund ist Franzose, ich habe ihm dann gleich davon erzählt. Wir haben den Fernseher eingeschaltet und waren einfach nur geschockt, die Kirche in Flammen zu sehen. Das hat richtig im Herzen wehgetan.

Ich bin oft in der Gegend um Notre-Dame herum. Man kann dort schön spazieren gehen. Für mich ist das einer der schönsten Orte in Paris. Es ist der Mittelpunkt der Stadt. Paris hat in den letzten Jahren viel durchgemacht. Es hat auf jeden Fall Symbolkraft, dass das Zentrum der Stadt in Flammen steht. Die Kirche hat sich ja zusammengefaltet wie ein Kartenhaus. Das trifft alle Franzosen, nicht nur die Katholiken.

Wie konnte dieses Unglück nur passieren? Ich hoffe, dass alles aufgeklärt und die Kirche wieder restauriert wird. Notre-Dame soll auch in Zukunft Symbol von Paris sein.“

 

„Plötzlich fingen alle an, zu tuscheln“

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Foto: privat

Marc, 24, arbeitet als Selbstständiger im Technologie-Sektor

„Ich war gestern Abend mit meiner Freundin unterwegs. Wir haben in einem Café zu Abend gegessen, als wir über unsere Smartphones von dem Brand erfahren haben. Um uns herum haben langsam immer mehr Leute von dem Unglück mitbekommen. Es war ein komisches Gefühl, zu sehen, wie die Leute auf die Zerstörung dieses Denkmals reagieren. Plötzlich fingen alle an, zu tuscheln und das Lachen hörte auf.

Ich bin nicht religiös, aber trotzdem schockiert mich der Brand sehr. Notre-Dame steht für mehr als eine religiöse Symbolik. Es ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Auch Frankreichs „kilomètre zéro“, der zentrale Vermessungspunkt des Landes, liegt auf dem Platz vor der Kathedrale. Außerdem finde ich Notre-Dame und das Gebiet darum herum einfach schön.

Als Kind habe ich viele Disney-Filme gesehen, in denen die Kathedrale vorkam. Ich bin aufgewachsen mit einem Bild von Paris, zu dem Notre-Dame zwingend dazugehörte. Wer an die Stadt denkt, muss automatisch auch an die Kathedrale und den Film ‚Der Glöckner von Notre-Dame’ denken.

Ich hoffe, dass die Kathedrale vollständig wieder aufgebaut und restauriert wird. Es wäre schade, wenn wir in Paris auf diesen tollen Ort, der nicht nur uns Franzosen viel bedeutet, verzichten müssten.“

(Protokolle von Maximilian Senff)

„Als ich in Paris ankam, war überall Rauch“

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Foto: privat

Julie, 25, studiert Gesang und ist für eine Opernproduktion in Paris

„Als ich von dem Feuer erfahren habe, war ich im Zug auf dem Weg nach Paris. Alle Leute im Wagon haben ständig auf ihrem Handy die News gecheckt. Wir konnten es einfach nicht glauben und waren geschockt. Als ich in Paris ankam, war überall Rauch und es war sehr unangenehm, zu atmen. Ich wollte eigentlich abends etwas mit Freunden unternehmen, aber blieb dann doch lieber zuhause.

Der Brand macht mich sehr traurig. Es betrifft mich, weil ich für einige Monate für eine Opernproduktion in Paris lebe. Viele meiner Freunde studieren hier in Paris Musik. Einige von ihnen waren vorher auf der Musikschule „Maîtrise Notre-Dame de Paris“. Das ist eine Musikschule, die zeitgleich mit dem Bau der Notre-Dame im 12. Jahrhundert eröffnet wurde und die seitdem zusammen arbeiten. Wenn Nachwuchsmusiker besonders herausstechen, dürfen sie auch mal in der Notre-Dame auftreten. Das ist dann etwas ganz besonderes. Für meine Freunde ist es deshalb so, also würde ein Teil ihrer Schule abbrennen. Sehr emotional, weil schöne Erinnerungen an Aufritte damit verbunden sind.“

(Protokoll von Johanna Gentes)

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