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Opa und die sehr teure Badewanne
Charlotte: Opa, hier in Bayern ist heute Feiertag. Was passiert bei euch in Niedersachsen?
Opa: Ach, deshalb kam heute auch keine Süddeutsche zu uns. Ich habe dann bei deinem Vater die Lokalzeitung stibitzt, der ist ja im Urlaub. Aber was da drin stand, war zu langweilig um es deiner Oma vorzulesen. Jetzt lese ich ihr aus Eugen Ruges "In Zeiten des abnehmenden Lichts" vor.
Ist das gut?
Opa: Wir haben das geschenkt bekommen und ich bin noch nicht sehr weit, aber es ist ein DDR-Roman in dem sehr drastisch die Demenz eines Vaters geschildert wird. Das ist fürchterlich und natürlich auch sehr gewagt, so etwas Leuten in unserem Alter zu schenken.
Weil ihr Angst vor Demenz habt? Auf mich wirkt ihr ja noch sehr fit und ich glaube in eurem Alter müsste man dann doch schon Anzeichen davon zeigen, oder?
Opa: Na, das sagen ja alle, die hoffen davon nicht betroffen zu sein. Dabei ist der Verlauf ja immer unterschiedlich und bei manchen kommt es dann ganz schlagartig. Aber momentan können deine Oma und ich uns noch gegenseitig ganz gut erinnern.
An was erinnerst du dich denn noch diesen Monat, was dich besonders beschäftigt hat? Vielleicht die Affäre um den Bischof von Limburg?
Opa: Ja, das ist ja alles sehr traurig. Ich habe ja von Anfang angesagt, dass auf die deutsche Kirche einiges zukommt, wenn ein Papst wie Franziskus jetzt auch ernst macht mit seinem Namen. Denn die deutschen Bischöfe leben schon sehr komfortabel. Andererseits denke ich auch, die Journalisten haben sich sehr stark auf die Angelegenheit gestürzt. Hätte es damals schon so eifrige Journalisten gegeben, wäre der Kölner Dom sicher nie gebaut worden.
Naja, also eine Badewanne für 15.000 Euro ist ja nochmal eine andere Form der persönlichen Dekadenz, als der Kölner Dom?
Opa: Vielleicht brauchte der Bischof einfach dringend eine Badewanne aus China-Porzellan? Ein Einzelstück, einfach mal, um was Neues auszuprobieren) (lacht sarkastisch) Aber mal ernsthaft: Ich finde es ja immer putzig, was Menschen sich so an Ausreden einfallen lassen, um Luxus-Anschaffungen zu rechtfertigen. Bei Dienstwägen hört man das auch oft. Der Bischof Overbeck hat ja auch gesagt, er brauche dringend einen Phaeton wegen seiner langen Beine.
Oma (aus dem Off): Ich glaube ja, das hat immer noch was mit dieser Verehrung für die Bischöfe zu tun. Als sein sie selber Götter. Da musst du mal von Franz Werfel "Der veruntreute Himmel" lesen, da wird das genau geschildert. Und oft sind es ja die Mütter, die genau so etwas aus ihren Priester-Söhnen machen!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Was soll denn eurer Meinung nach jetzt aus der Bischofsresidenz werden?
Oma: Das Gebäude sollte für die Verwaltung genutzt werden.
Opa: Genau. Oder für Konferenzen. Und einmal pro Monat darf dann abwechselnd einer die Badewanne benutzen. Dann hat sie zumindest gerechtfertigterweise eine so große Medienresonanz bekommen. Journalisten dürfen vielleicht auch ab und an mal darin baden (lacht).
Es gab ja auch den Vorschlag, ein Flüchtlingsheim in der Residenz einzurichten?
Opa: Prinzipiell wäre es natürlich toll, wenn die Gemeinde da über ihren Schatten springt. Aber ich glaube, das machen die Menschen nicht mit. Das sieht man ja schon bei den Vorfällen in Lampedusa.
Was denkst du denn, wie man die Situation der Flüchtlinge verbessern könnte?
Opa: Das ist sehr schwierig. Ich habe darüber nachgedacht, ob es sinnvoll sein könnte die Leute zu bestrafen, die die Flüchtlingsschiffe mit Absicht überladen. Damit es einen Anreiz gibt, die Überfahrten zumindest weniger risikoreich zu gestalten. Prinzipiell glaube ich, dass viele der Menschen die aus Afrika zu uns kommen gut gebildet sind und das Nachwuchsmangel-Problem beheben könnten. Aber da gibt es in Deutschland kein Bewusstsein für. Und da brauchen die Politik und die Parteien wohl noch Zeit für.
Diesen Monat war ja auch die Abhöraffäre um Angela Merkels Handy - hat dich das überrascht?
Opa: Ich habe nicht gedacht, dass es in so einem Ausmaß passiert, nein. Andererseits - und das klingt jetzt zynisch - hätte ich auch nicht erwartet, dass sich die Amerikaner tatsächlich dabei erwischen lassen.
Wie sollte man mit dieser Situation jetzt umgehen?
Opa: Auf Dauer ist das natürlich nicht zu dulden, was da gerade passiert. Aber ich halte es auch ein wenig mit Helmut Schmidt, der ja gesagt hat, er wusste immer, dass er abgehört wird. Und Kohl habe es auch gewusst. Der ging dann halt in eine Telefonzelle für wichtige Telefonate. Prinzipiell scheint es ja sehr schwer zu sein, sich vor Abhörung zu schützen. Da muss man dann ja immer mit so einem kleinen Koffer durch die Gegend laufen und ich verstehe schon, dass Angela Merkel da keine Lust zu hat. Die Nutzung des Handys und auch des Internets ist ja sehr selbstverständlich geworden und da will man dann nicht drauf verzichten.
Das stimmt. Seit es das Internet gibt, telefoniere ich ja viel weniger gern und schreibe stattdessen immer Mails. Ist das bei dir auch so geworden?
Ja absolut! Du hattest jetzt gerade Glück, dass ich überhaupt ans Telefon gegangen bin (lacht).
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