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Opa Gottfried virtuell in München
Opa, was hat dich diesen Monat besonders beschäftigt?
Opa Gottfried: Zu Monatsbeginn natürlich immer noch der NSU-Prozess. Aber der ist jetzt ja gerade unterbrochen. Ich hatte das Gefühl, das läuft da ein bisschen wie beim "Tatort" ab: Die tun alles, um überführt zu werden, doch die Kommissare merken's bis zum Ende nicht.
Wer wollte jetzt überführt werden? Die Täter oder die Richter?
Opa: Die Richter. Das ist eine so delikate Angelegenheit und trotzdem machen sie einfach alles falsch.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Guckt ihr denn eigentlich regelmäßig "Tatort"?
Opa: Nicht sehr regelmäßig. Aber schon manchmal.
Oma: Und vor allem nicht, wenn dieser Til Schweiger mitspielt. Damit vergraulen die uns als Zuschauer. Immer dieses Rumgeschieße.
Opa: Ich habe manchmal das Gefühl, so Sendungen wie der "Tatort" bringen den Zuschauern schlechte Manieren bei. Zum Beispiel haben die Kommissare da immer ihre Füße auf dem Tisch. Das ist doch unhygienisch!
Es war ja sowieso ein ziemlicher Fernsehmonat, weil so viele wichtige Fußballspiele waren...
Opa: Ja, das Spiel am Wochenende haben wir natürlich gesehen. Besser gesagt - ich! Annemarie hat stattdessen nebenan so eine Schmonzette geschaut..
Oma: Irgendwas mit Afrika. "Wind über Afrika" oder so! Aber in den Pausen kam Gottfriedl dann immer rüber und hat mir das Ergebnis gesagt. Das hat mich dann ja doch interessiert. Ansonsten war er aber ganz still. Dein Opa ist nicht jemand, der dann laut rumbrüllt beim Fußballgucken. Sowas macht er nicht.
Und für wen wart ihr?
Opa: Für Bayern!
Oma: Ich auch!
Das überrascht mich jetzt aber. War das Solidarität, weil ich in Bayern lebe?
Opa: Nein, ich bin einfach gerne gegen die Mehrheit. Und die war für Dortmund, wie mir scheint.
Oma: Ich war für Bayern, weil die so schöne Gemäldegalerien haben.
Wann wart ihr denn das letzte Mal da? Mich besucht habt ihr ja noch nie...
Oma: Das ist schon sehr lange her. Ich kann ja nicht mehr so weit reisen, seit ich im Rollstuhl bin. Opa hat sich aber mal in Süddeutschland als Organist beworben. Denen war das aber suspekt, dass wir vier Kinder hatten. Erzkatholisch, aber das wollten sie dann doch nicht.
Das Reisen fehlt mir allerdings sehr. Deshalb hätte ich auch gerne dieses Amerikanische, was die im Internet oft haben. Das, wo man die Straßen anschauen kann.
Google Streetview? Das gibt es auch in Deutschland.
Opa (wirft den Computer an): Das musst du mir mal schnell zeigen. Ich kenne nur die Kartenfunktion von Google.
Oma kommt im Rollstuhl zum Computer angefahren. Gemeinsam laufen wir virtuell durch München, von meiner Straße bis zur Bushaltestelle. Nur mein Haus ist leider verpixelt.
Opa: Ah, da wohnen also Datenschützer bei euch.
Oma: Das ist aber ja himmlisch, dass man überhaupt so durch die Straßen gehen kann! Die Gegend sieht schön aus. Und sicher.
Die Userfrage passt auch ein bisschen zu dem, was wir gerade machen: @hakantee fragt, wie oft du, Opa, am Tag googlest?
Opa: Ich benutze das schon täglich. Aber meistens sind es dann Sachen, die ich schonmal gesucht habe und die mir der Computer dann vorschlägt. So komme ich leichter zu den Internetseiten und muss nicht immer alles einzeln eintippen.
Du hast auch eine Frage an Opa? Stell sie in den Kommentaren. Oder schick sie per Mail mit dem Betreff „Frag Opa“ an info@jetzt.de oder auf Twitter unter dem Hashtag #fragopa.
Text: charlotte-haunhorst - Illustration: Katharina Bitzl