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Das Foto der Woche (24)
Jeden Tag werden auf jetzt.de viele großartige Texte geschrieben, die auch oft entsprechend gewürdigt werden. Was man aber gerne mal übersieht: es werden auch viele tolle Fotos gezeigt, deren Geschichten häufig ein bisschen verborgen bleiben. Um das zu ändern und um diesen Fotos einen etwas prominenteren Platz zu geben, stellen wir hier einmal die Woche ein Foto vor, das uns im jetzt-Kosmos aufgefallen ist und lassen uns die Geschichte drumherum erzählen.
Heute mit petersile und der Vogelperspektive.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wer bist du, was machst du im echten Leben?
Ich bin Jessica, studiere Literatur.
Wann und warum ist dieses Bild entstanden und was ist darauf zu sehen?
Das Foto ist an einem Sonntagnachmittag im Juli entstanden. Es ist eigentlich Teil einer kleinen Bildergeschichte. Diese zwei Menschen standen sicher fünfzehn Minuten auf der Straße vor unserem Balkon. Wie bestellt und nicht abgeholt. Der Mann hielt das Geschenk in der Hand, das Kostüm der Frau passte so gut dazu. Ich war mir sicher, sie würden gleich eingesammelt werden, zu einem Geburtstag, zu einem Sonntagskaffee. Irgendwann fuhr ein Mercedes vor, mit einem alten Mann am Steuer, der nicht ausstieg. Und die beiden stiegen auch nicht ein! Sie legten bloß das Geschenk auf den Beifahrersitz, kurzes Hallo, Zuschlagen der Autotür und der Mercedes verschwand, wie er gekommen war. Dann überquerten sie die Straße und gingen nach Haus, schön wie sie waren.
Was gefällt dir besonders an deinem Bild und wieso zeigst du es hier im Netz?
Ich mag Fotografien, die Geschichten erzählen. Immer steht irgendwer an einer Straßenecke und wartet auf irgendwas. Lottogewinn, irgendein Wetter, bessere Zeiten, Glück und Liebe, Dinge in der Art, ein Päckchen von ebay. Ich schaute runter auf die Straße und da stand dieses Paar, in royalblau und grau mit dem Geschenk in der Hand. Wie ein Stillleben. Ich bin in die Wohnung gerannt, meine Kamera holen und hoffte, sie verschwinden nicht in der Zwischenzeit. Sie taten’s nicht und schenkten mir damit das Bild.
Mit was für einer Kamera hast du das fotografiert? Fotografierst du rein hobbymäßig oder willst du das mal professionell machen/machst du es schon professionell?
Ich bin ein Technikdepp mit einem guten Blick. Beim Festhalten hilft mir der intelligente Automatikmodus meiner Panasonic DMC-FZ38. Geld verdiene ich eher mit Schreiben. Das Fotografieren ist eine Angewohnheit, um die ich froh bin, weil man mehr sieht, wenn man mit Kamera außer Haus geht, man ist dann selbst in einem geschärften Wirklichkeitsmodus.
Wie gehst du mit deinen Fotos um? Sind Fotos für dich nur ein Wegwerfprodukt oder für die Ewigkeit?
Die meisten Fotos entstehen im Rahmen meiner Reihe „Mädchen am Sonntag“. Diese Fotos sind für mich auch ein Archiv der letzten beiden Jahre. Ähnlich wie ein Tagebuch. Die Fotos sind an mehreren Orten digital gespeichert. Inzwischen habe ich gelernt Sicherheitskopien zu erstellen. Einige der Fotos habe ich im Rahmen einer Ausstellung auch im Großformat ausdrucken lassen. Spannend finde ich die Bilderflut der Zeit, in der wir leben, stundenlang könnte ich mir Fotos auf flickr und Blogs wie fuckyouverymuch und everythingyoulovetohate anschauen, bis mir schwindlig ist, weil ich an so vielen Orten, in so vielen Zeiten gleichzeitig war. Wer blickt da noch durch?
Zeigst du deine Fotos noch an anderen Orten im Internet, wo?
Ich zeige eine Auswahl der Fotos auf meinem Blog. Insgeheim vermute ich, den betreibe ich bloß für mich selbst. Um mich irgendwann erinnern zu können.
Wessen Fotos würdest du in dieser Rubrik gerne in Zukunft einmal sehen?
Die Fotos von getupkid sind so schön trist.
Text: juri-gottschall - Foto: petersile