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Fußballverein setzt ein Zeichen
Unser Freund und Mitspieler Emad wurde am Samstag, aus rassistischen Gründen, beschimpft und geschlagen. Das ist einfach...
Posted by Deinster SV on Wednesday, 30 March 2016
Dieses Foto, gepostet vom Kreisligisten Deinster SV in Immenbeck in Niedersachsen, wurde am Mittwoch tausendfach geliket und geteilt. Aus Solidarität mit ihren Spielern Emad Babiker und Amar Alnoor hatten sich alle Spieler per Bildbearbeitung auf dem Mannschaftsfoto die Gesichter dunkel gefärbt. Was als "Blackfacing" sonst eher einen schalen Beigeschmack bekommt, wird hier zu einem Symbol gegen Rassismus: Die beiden aus dem Sudan stammenden Spieler sind am Ostersamstag Opfer rassistischer Gewalt geworden. Ein Interview mit dem Trainer der Mannschaft, Sönke Kreibich:
jetzt: Herr Kreibich, was ist genau passiert am vergangenen Samstagabend?
Sönke Kreibich: Wir hatten gerade das Halbfinale im Kreispokal per Elfmeterschießen gewonnen. Hier im Ort findet am Samstag vor Ostern immer ein Fest mit Osterfeuer und Festzelt nebenan statt, wo wir mit der Mannschaft unseren Finaleinzug gefeiert haben. Natürlich hatten wir auch Emad Babiker und Amar Alnoor dabei. Sie kamen nach einer Weile zu mir und berichteten, dass sie auf der Tanzfläche angerempelt und geschlagen worden wären.
Ich sagte ihnen, dass sie besser bei uns in der Nähe der Mannschaft bleiben und sich auf keinen Fall provozieren lassen sollen. Sie antworteten mir, dass sie sich unter keinen Umständen auf eine Schlägerei einlassen würden, schließlich hätten sie ja genug Gewalt im Sudan erlebt. Den Rest des Abends haben sie dann in unserer Nähe verbracht.
Auf dem Heimweg waren sie dann allerdings allein unterwegs und sind auf die rechten Schläger getroffen, eventuell haben die den beiden dort aufgelauert. Emad wurde zu Boden geworfen, dann haben sie auf ihn eingeschlagen und -getreten. Als ich ihn am Sonntag sah, hatte er eine heftige Schwellung unterm Auge.
Mit Emad Babiker konnten wir leider heute nicht sprechen. Wie geht es ihm?
Ihn hat die ganze Sache ziemlich mitgenommen, wie er mir erzählt hat. Schließlich ist er aus dem Sudan geflüchtet, weil er dort so viel Gewalt ertragen musste. Er würde gerne Teil der Gemeinschaft sein, sowohl im Team als auch im Dorf. In den vergangenen anderthalb Jahren hat das bei Emad und Amar hier in Deinste auch super geklappt. Sie sind gut aufgenommen worden, zum Beispiel haben sie Heiligabend bei der Familie unseres Kapitäns verbracht. Dieser plötzliche Hass von Einzelnen hat sie deswegen wohl noch stärker aus der Bahn geworfen. Emad fühlt nun wieder aus der Gemeinschaft herausgedrängt, da er offenbar noch nicht einmal sicheren Fußes nach Hause gehen kann. Als ich am Sonntag mit ihm sprach, war er völlig am Boden zerstört. Er hat sich nun erst einmal zurückgezogen und sein Handy ausgeschaltet.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wie kam es zu der Aktion mit dem Mannschaftsfoto?
Wir als Mannschaft waren erst einmal fassungslos und haben uns gefragt, wie wir darauf reagieren können. Wir wollten ein Zeichen setzen, sowohl nach innen, als auch nach außen. Es sollte deutlich machen, dass Emad und Amar ein fester Bestandteil unserer Mannschaft sind und keine Minderheit, an der man seinen persönlichen Frust mit Gewalt ablassen kann.
Außerdem wollten wir Amar und Emad selbst auch noch einmal zeigen, dass wir zu ihnen stehen. Das Deutsch der beiden wird zwar von Tag zu Tag besser, aber für die emotionalen Zwischentöne reicht es manchmal noch nicht aus. Deswegen haben wir uns für die symbolische Aktion mit dem Mannschaftsfoto entschieden.
Stehen Emad Babiker und Amar Alnoor bald wieder auf dem Platz?
Viele Spieler haben mittlerweile mit den beiden gepsprochen und ihnen erklärt, dass es sich bei den Tätern um einzelne Personen handelt, die es wohl leider im Umkreis von Deinste gibt. Bei uns in der Mannschaft spielt die Hautfarbe aber überhaupt keine Rolle. Diese Gespräche haben neben dem Foto auch dazu beigetragen, dass Emad und Amar nun langsam wieder zuversichtlicher geworden sind und wohl bald auch wieder auf den Platz zurückkehren werden.
Sind nach dem Foto noch weitere Aktionen geplant?
Wir wollen für die beiden noch einen großen Abzug des Fotos machen, versehen mit dem Spruch "Ihr seid ein Teil von uns. Wir freuen uns, dass ihr bei uns seid." Danach wollen wir für Emad und Amar so bald wie möglich wieder die Normalität einziehen lassen. Am Ende steht schließlich steht der Fußball im Mittelpunkt.