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Mommy-Kolumne Folge 21: Wie viel kosten Kinder?
In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer dreijährigen und einer einjährigen Tochter. Folge 21: Wie viel Kinder kosten.
Neulich war mal wieder Kassensturz bei uns: Mein Mann und ich schauten nach, ob wir im vergangenen Jahr etwas Geld zur Seite legen konnten (nope) oder ob wir die nächsten Monate irgendwo sparen sollten (definitiv). Nach diesem Gespräch waren wir froh, dass der anstehende Kindergartenwechsel ein wenig finanzielle Erleichterung verspricht. Denn neben dem Wohnen ist die Kinderbetreuung derzeit unser größter Ausgabenposten. Aber was kostet es eigentlich insgesamt, ein Kind zu haben?
In einer Studie von 2018 hat das Bundesamt für Statistik errechnet, dass Eltern im Schnitt 763 Euro im Monat für ein Kind ausgaben. Dabei stiegen die Kosten mit dem Alter des Kindes: Bis sechs Jahren waren es noch knapp unter 700 Euro, ab 12 Jahren zahlten Eltern im Schnitt fast 1000 Euro pro Monat. Diese Zahlen sind nun schon sieben Jahre alt, aber leider die Neusten, die es dazu gibt. Weil die Ausgaben für ein Kind von 2013 bis 2018 um etwa 16 Prozent angestiegen sind, dürfte ein Kind 2025 mehr als die damals errechneten 763 Euro im Monat kosten.
Fast gleichgeblieben ist zwischen diesen Messungen allerdings der Anteil an den gesamten Konsumausgaben, den Eltern für ihre Kinder aufgebracht haben. Gut möglich also, dass folgende Anteile auch heute noch gelten und für eine aktuellere Abschätzung helfen könnten: Mehr als 20 Prozent der Konsumausgaben von Paarhaushalten gehen laut der Studie für ein Kind, mehr als 40 Prozent für drei Kinder drauf. Wer alleinerziehend ist, steckt sogar fast die Hälfte der Ausgaben in den Nachwuchs. Nun gibt es Daten aus 2022, laut denen Paare mit Kindern monatlich im Durchschnitt insgesamt 4000 Euro an Konsumausgaben haben. Rechnet man den Anteil für ein Kind aus, kommt man auf ungefähr 800 Euro im Monat.
Wohlhabende geben dreimal so viel Geld für ihre Kinder aus wie ärmere Eltern
Über diese Zahl würde eine Freundin von mir wohl nur lachen: Allein die Kita ihres Sohnes kostet sie monatlich 900 Euro, einen anderen Platz hat sie leider nicht bekommen. Immerhin: Der Staat unterstützt Eltern finanziell. Mit 250 Euro Kindergeld im Monat, dem Kinderfreibetrag bei der Steuer und möglichen Leistungen wie dem Wohngeld. Damit wird die finanzielle Belastung von Eltern zumindest etwas abgefedert. Vielleicht beruhigt es potenzielle zukünftige Elternteile zudem, dass die Kosten für ein Kind nicht einfach auf die bisherigen Ausgaben obendrauf kommen. Kinder verändern den Alltag, verändern, wie und wofür Geld ausgegeben wird. Seit ich Mutter bin habe ich deutlich weniger Ausgaben für Dinge wie Ausgehen, Cafébesuche, spontane Wochenendtrips mit Freund:innen. Da spare ich bares Geld, wenn man so will. Dafür fließt nun viel davon in Kinderbetreuung, Windeln und Pony-Zeitschriften.
Laut dem Statistischen Bundesamt geben Eltern fast 700 Euro mehr im Monat aus als kinderlose Paare, Alleinerziehende fast 600 Euro mehr als Alleinlebende. Vor allem für Nahrungsmittel, Kleidung, Bildung und Wohnen sind die Ausgaben erhöht, wenn minderjährige Kinder im Haushalt leben. Wie viel Geld Eltern für ihre Kinder ausgeben müssen und wie viel sie tatsächlich ausgeben, sind aber zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Klar, Nahrungsmittel und einige wenige Hygieneprodukte sind ein Muss, auch auf Betreuungskosten können die meisten nicht verzichten. Aber Spielplatzbesuche sind kostenlos und Kleidung und Spielzeug kann man leihen, von Familie und Freund:innen geschenkt bekommen oder für kleines Geld gebraucht kaufen. Und es muss nicht das 400 Euro teure Super-Bike sein, das gerade jedes Kind zu haben scheint. Die ähnlich teuren Babytragen mit stylischen Prints, die unter Müttern auf Instagram gern beworben werden. Oder der Urlaub, für den es einen Langstreckenflug und teure Hotels braucht.
Als Mutter weiß ich aber auch, wie gerne man seinen Kindern eine Freude macht und wie schwierig es ist, beim Nötigsten zu bleiben – wenn der Geldbeutel es irgendwie erlaubt. Kletterhalle hier, Eis essen da, ein neues Kuscheltier oder die dritte Fahrt mit dem Karussell. Dabei fragen meine Kinder noch nicht einmal nach Markenklamotten, dem neuesten Handy oder gar einem teuren Studium im Ausland. Sie gehen noch in den Kindergarten – für gemeinsam 800 Euro, bald 750 Euro im Monat inklusive Mittagessen.
Die Studie von 2018 hat auch gezeigt, dass Wohlhabende dreimal so viel Geld für ihre Kinder ausgeben wie ärmere Eltern, dass der Anteil an den gesamten Konsumausgaben aber in etwa gleich bleibt. Doch während reichen Eltern dann noch viel Geld von ihrem Haushaltsnettoeinkommen übrigbleibt, das sie zum Beispiel sparen können, benötigen Ärmere fast das gesamte Einkommen für die Deckung ihrer Haushaltskosten.
Regelmäßige Stunden in Kitas und bei Babysitter:innen muss man sich leisten können
Zwar ist die Entscheidung, Kinder zu bekommen in erster Linie keine finanzielle. Aber wie man es auch dreht: Sie kosten nun mal Geld. Eine feste Einkommensgrenze, ab der man sich Kinder leisten kann, gibt es nicht. Wer eine Familie plant, ist aber gut beraten, schonmal etwas für nötige Neuanschaffungen zur Seite zu legen und sich Gedanken zur Wohn- und Betreuungssituation zu machen. Viele werdende Eltern ziehen nicht ohne Grund in die Nähe der künftigen Großeltern: Regelmäßige Stunden in Kitas und bei Babysitter:innen muss man sich leisten können, in Teilzeit zu gehen auch.
Vor der Geburt unserer ersten Tochter hatten wir noch einiges zur Seite legen können, wir haben beide in Vollzeit gut verdient und waren unbefristet angestellt. Vor der Geburt unserer zweiten Tochter hatten wir hingegen nichts mehr ansparen können. Mein Mann arbeitete nur noch in Teilzeit, und wir waren inzwischen von Berlin ins Münchner Umland gezogen, wo nicht nur die Mieten, sondern auch die Kitakosten höher sind. Gegen Ende meiner Elternzeit war mein Kontostand trotz Elterngeld sogar leicht ins Minus gerutscht.
Hätten wir keine Kinder, würden wir sehr anders (und deutlich günstiger) wohnen, wir hätten kein Auto und kein Trampolin und würden keine gefühlten Unsummen in Windeln und pinke Badezusätze mit Einhornaufdruck investieren. Wahrscheinlich würden wir mehr Geld zur Seite legen können und trotzdem mehr für uns selbst ausgeben. Aber ganz ehrlich: Das Geld, das ich hätte, wenn ich nicht Mutter wäre, fehlt mir kein bisschen. Das sagt sich natürlich leicht, wenn man nicht von Armut betroffen ist. Wir haben das Glück, uns sogar noch ein drittes Kind leisten zu können, wenn wir wollten. Wie sich das dann auf unser Freizeitkonto auswirken würde, wäre allerdings eine andere Frage.