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Auch so eine Art Streetfood

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Besonders traurig ist die Vorstellung, dass jemand seinen Einkaufszettel ganz am Anfang verloren hat. Vorne beim Gemüse schon. Oder draußen vor der Tür, als er noch mal schnell das Taschentuch rausgekramt hat und dabei der Zettel aus dem Mantel gefallen ist. Die meisten Menschen verlieren ihren Einkaufszettel aber wohl erst am Ende, wenn sie vollgepackt mit Tüten und Taschen den Geldbeutel und den Kassenbon irgendwohin stopfen und den Zettel einfach loslassen oder im Jutebeutel oben auf die Bananen werfen, von wo aus er dann auf dem Heimweg auf die Straße segelt. 

Einkaufszettel gehen sehr oft verloren. Wenn man mal ein bisschen drauf achtet, findet man regelmäßig einen, mit Schuhabdrücken auf dem Bürgersteig, zerknittert im Einkaufskorb, halb durchgerissen zwischen den S-Bahn-Sitzen. Man schaut drauf und hat einen ganz kurzen, ganz kleinen Einblick in das Leben einer fremden Person. Sieht ihre Handschrift, weiß, dass sie einen herzförmigen Post-It-Block besitzt, und was sie kaufen wollte oder gekauft hat. Dass bei ihr daheim das Spüli ausgegangen ist oder sie irgendwas mit Hack und Lauchzwiebeln kochen wollte. Das ist faszinierend, wie immer, wenn man auf etwas stößt, das gleichzeitig privat, anonym und fremd ist. So faszinierend, dass der Komiker Wigald Boning sogar ein ganzes Buch aus gefundenen Einkaufszetteln gemacht hat.

Ein Einkaufszettel verrät also viel über einen Menschen und wird von ihm trotzdem achtlos behandelt. Niemand weint ihm nach, wenn er ihn verliert. Und wenn jemand anders ihn auf der Straße findet, hat der Ex-Besitzer sicher schon was mit Hack und Lauchzwiebeln gegessen, die Pfanne mit Spüli abgespült und den Zettel längst vergessen. Der Zettel hat ausgedient. Er wird nie wieder gebraucht.

Außer, man belebt ihn wieder. Außer, man sammelt alte Einkaufzettel und gibt sie einem Koch. Das haben wir gemacht. Wir haben in München ein paar Wochen lang die Augen offengehalten und alte Zettel von der Straße geklaubt. Wir haben Thomas Messerer, Koch im Hotel „Die Halde“ in der Nähe von Freiburg (der für uns schon mal Döner in München getestet hat), gebeten, daraus Gerichte zu kreieren. Die Regeln: Alles, was auf dem Zettel steht, muss vorkommen. Alles, was man ohnehin im Haushalt hat (zum Beispiel Gewürze oder Öl) darf auch verwendet werden.

Von der Idee war Thomas gleich begeistert. „Ich schaue auch gerne in Einkaufskörbe und versuche zu erraten, was die Menschen kochen wollen“, sagt er am Koch-Tag. Der findet in einer ganz normalen Münchner WG-Küche statt, deswegen hat Thomas auch seine eigenen Messer dabei, man weiß ja nie. Wenn man ihm zuschaut, merkt man sehr schnell: Einem kochenden Koch sollte man nicht im Weg stehen. Das Tempo, die Sicherheit, alle Bewegungen so, als hätte er hier schon tausend Mal gekocht. Er hat Spaß. Aber es ist ja auch Teil seines Jobs, neue Gericht zu erfinden. Und Einkaufszettel sind da eigentlich gar keine so schlechte Inspirationsquelle. „Zwetschgen im Rotkrautsalat“, sagt Thomas, „da wäre ich gar nicht drauf gekommen, wenn die nicht zufällig zusammen auf der Liste geständen hätten.“ Schmeckt aber sehr gut. So wie auch der Rest. Außer vielleicht die Kombination aus Monte und Melone – aber auch die standen eben zusammen auf der Liste. 

Am Ende sind aus zwei Zetteln zwei Menüs entstanden, ein Mal mit zwei und ein Mal mit drei Gängen. Die sind so gut, dass man ideenlosen Hungrigen nur empfehlen kann, sich auch mal von dem inspirieren zu lassen, was Fremde so im Kopf hatten. Und nebenbei macht man so auch noch etwas Neues aus etwas Verlorenem. Das kann natürlich nie falsch sein.

Zettel 1: Monte und Blaukraut

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
5 kochen 0025 klein

Flammkuchen und Rotkrautsalat mit Zwetschgen.

Foto: Juri Gottschall
6 kochen 0026 klein

Monte (gestürzt) mit Melonen-Smoothie.

Foto: Juri Gottschall

Hauptgang: Flammkuchen und Rotkrautsalat mit Zwetschgen

  • Rotkraut in feine Streifen schneiden und mit kochendem Wasser überbrühen
  • mit Salz, Zucker, Essig, Pfeffer und kleingeschnittenen Zwetschgen kräftig durchkneten
  • etwas Sonnenblumenöl dazugeben
  • Crème fraîche auf den Flammkuchenteig streichen (Anmerkung: Den Listeneintrag Flammkuchen haben wir als Flammkuchenfertigteig interpretiert) und mit Salz und Pfeffer würzen
  • rote Zwiebeln (in Streifen), Speckwürfel und geriebener Bergkäse als Belag
  • bei 230-250 °C Ober-/Unterhitze backen, bis der Boden goldbraun ist (ca. 7-12 Min.)
  • zum Schluss fein geschnittenes Grün vom Frühlingslauch drüberstreuen

Dessert: Monte mit Melonen-Smoothie

  • Melone entkernen, schälen, klein schneiden und pürieren
  • ggf. mit etwas Zucker abschmecken und in kleine Gläser füllen
  • Monte auf Desserteller stürzen und neben dem Melonen-Smoothie servieren 

Bonus

  • Halloween-Bonbons (in unserem Fall: Storck Riesen) zwischendurch essen...

Zettel 2: Pap mit Eisberg

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Vorspeise: Eisbergsalat mit Sojagurken

 

  • 100 ml Sojasauce, 50 g Essig, 50 g Zucker, eine Chilli-Schote (kleingeschnitten) aufkochen und 5 Min. köcheln lassen
  • auf Raumtemperatur abkühlen lassen und die geschälten, geschnittenen Gurken dazugeben
  • Salat in feine Streifen schneiden und mit den Gurken vermischen, Öl dazugeben

 

Hauptgang: Asiatische Krautwickel mit Gemüsemikado

 

  • für das Gemüse-Mikado Karotten und Sellerie in Stifte und Blumenkohl in Röschen schneiden, alles für ca. 1 Min. blanchieren, abschrecken
  • für die Füllung restliches Gemüse klein schneiden, in Öl (und Ingwer, wenn vorhanden) anbraten, mit Essig und Sojasauce ablöschen und mit Zucker abschmecken
  • Chinakohl entblättern und ca. 1 Min. blanchieren, abschrecken
  • Blätter auf einem Küchentuch ausbreiten, auf jedes Blatt ca. 1,5 EL der Füllung geben und einrollen
  • in einer feuerfesten Schale bei 180 °C ca. 15 Min. backen
  • das Gemüse-Mikado anbraten, mit Salz und Sojasauce abschmecken, Frühlingslauch schneiden und dazugeben 
  • die Krautwickel auf dem Gemüse-Mikado-Bett anrichten

 

Dessert: karamellisierte Bananen

 

  • Bananen längs zerschneiden
  • ca. 50 g Zucker mit 20 g Wasser aufkochen, bis er karamellisiert, und das Karamell über die Bananen gießen
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