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Typologie der Frühstücks-Typen
An nichts erkennt man den Charakter eines Menschen so gut wie an der Wahl seines Frühstücks. Denn während Mittag- und Abendessen und jede Zwischenmahlzeit verhandelbar und variabel sind, ist das tägliche Frühstück für die meisten eine sehr, sehr wichtige Konstante. Eine Kollegin vom SZ-Magazin hat kürzlich aufgeschrieben, warum man auf Reisen gerne neue Gerichte, aber bitte kein neues Frühstück kennenlernen möchte. Und in der „Essen“-Kolumne der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung stand einmal der sehr schöne Satz: „Das immer gleiche Zeug hilft uns dabei, festzustellen, dass da überhaupt der Richtige aus dem Bett aufgestanden ist: Erst mal frühstücken, um zu gucken, dass ich’s wirklich bin.“
Aber: Wer genau ist’s denn, der da aufsteht und isst? Was sagt seine Frühstückswahl über ihn oder sie aus? Eine Typologie der Frühstückstypen.
Der Müsli-Mampfer
So isst er:
Der wichtigste Teil des Müsli-Mampfer-Frühstücks ist die Vorbereitung: Mit nichts kann er besser vom Halbschlaf ins Wachsein gleiten, als mit dem meditativen Aufschneiden verschiedener Obstsorten. Dann mischt er ein Basismüsli, irgendwelche fancy Körner und speziellen Flocken dazu und gießt das Ganze mit Milch auf. Alles, was danach kommt, ist weniger Genuss als reine Energieaufnahme: Der Müsli-Mampfer schaufelt sich sein Müsli rein und verspritzt dabei die Hälfte der Milch über den Esstisch, weil dauernd riesige Bananenstücke vom Löffel zurück in die Schüssel fallen.
So ist er:
Zielstrebig. Mit einem hohen Sendungsbewusstsein ausgestattet. Und darum auch manchmal: anstrengend.
So erklärt er seine Wahl:
„So ein Müsli macht einen so richtig lange satt und gibt Kraft für einen guten Start in den Tag! Und: Dass man Kohlehydrate besser nur am Morgen isst, dürfte dir ja auch klar sein, ne?“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
„Puh, für mich keine Semmel, Weizenmehl vertrag ich nicht gut. Außerdem sind das eh nur leere Kalorien, da hab ich ja in einer halben Stunde wieder Hunger. Kann ich einen Apfel haben?“
Der Nutella-Toast-Typ
So isst er:
Süß und üppig. Nutella-Toast (noch warm) ist ihm das Liebste, aber er nimmt auch Brioche mit dick Butter und Honig oder eine Semmel mit Marmelade oder Erdnussbutter oder beidem auf einmal. Auch neumodische Brotaufstriche (Mandel-Tonka-Crème) oder sehr altmodische (Nutoka, Fluff, Milky Way) findet er gut. Erst, wenn ihm die Zähne vor lauter Zucker wehtun, ist er zufrieden.
So ist er:
Laut. Humorvoll. Impulsiv.
So erklärt er seine Wahl:
„Ich esse doch schon mittags und abends herzhaft. Außerdem macht Zucker munter.“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
„Leute, ich kann ja viel. Aber morgens Weichkäse essen, das kann ich auf gar keinen Fall.“
Das ewige Kind
So isst er:
Wie er es von klein auf gewöhnt ist. Anstatt nach seinem Auszug von daheim eigene Frühstück-Spleens zu entwickeln, hat er einfach die seiner Kindheit beibehalten. Heißt: Ohne seine Tasse Kakao und ein Milchbrötchen, das so schmeckt wie das aus der rheinland-pfälzischen Dorfbäckerei, findet er nicht in den Tag. Am Wochenende gibt es Aufbacksemmeln mit Scheibengouda – im besten Fall aus dem gleichen Supermarkt wie damals. Denn die Hausmarke von Rewe schmeckt eben anders als die von Edeka.
So ist er:
Heimatverbunden. Friedliebend. Gut organisiert.
So erklärt er seine Wahl:
„Das Leben ist schon chaotisch genug. Darum bitte keine Experimente vor 9 Uhr.“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
Er isst es. Still und mit ganz, ganz traurigen Augen.
Der Verweigerer
So isst er:
Gar nicht. Er steht auf, geht ins Bad und dann gleich aus der Tür. Maximum dessen, was er morgens zu sich nimmt: ein Kaffee und eine Zigarette. Später am Vormittag kriegt er dann Kopfschmerzen und mütterliche Freunde oder Kollegen verkneifen sich ihr belehrendes „Wie wäre es mal mit frühstücken?“.
So ist er:
Verkopft. Besorgt. Sensibel.
So erklärt er seine Wahl:
„Warum essen, wenn man dafür schlafen kann?“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
Erst skeptisch, dann erfreut. So fühlt es ich also an, morgens Energie zu haben!
Der Zelebrierer
So isst er:
Ausgiebigst. Jeden Morgen (auch werktags!) setzt er sich an eine für sich selbst akribisch gedeckte Tafel mit Tee oder Kaffee, einem weich gekochten Ei und einer Auswahl an Brot, allerlei Belägen und Aufstrichen, Joghurt und frischen Früchten. Genau genommen sieht es bei ihm jeden Tag so aus wie beim überteuerten Frühstück im Café. Während der Mahlzeit liest er die Zeitung von vorne bis hinten durch und räumt danach alles, was übrig geblieben ist, fein säuberlich verpackt zurück an seinen Platz im Kühl- oder Küchenschrank. Denn morgen kommt ein neuer Morgen und der will gefeiert werden.
So ist er:
Entspannt. Aber auch ein bisschen selbstgefällig.
So erklärt er seine Wahl:
„Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Oft freue ich mich schon abends vorm Einschlafen drauf!“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
„Wo ist denn hier der nächste Supermarkt? Ich würd da noch eben schnell hingehen und ein bisschen Pata Negra und ein paar Cocktailtomaten besorgen.“
Der Exot
So isst er:
Wie es bei ihm persönlich gerade in Mode ist. Neulich hatte er mal diese Porridge-Phase („Tolles, warmes Gefühl im Bauch!“), dann waren Leinsamen in („Gehen gut im Müsli, aber auch im Quark für aufs Brot“), und derzeit löffelt er morgens immer eine Mango aus, weil er das bei seinem Trip in Mittelamerika drei Wochen lang so gemacht hat.
So ist er:
Begeisterungsfähig. Manchmal ein bisschen windig.
So erklärt er seine Wahl:
„Ich dachte einfach, das probier ich mal aus. Und jetzt könnte ich mich reinlegen!“
So reagiert er auf fremdes Frühstück:
„Müsli mit Orangensaft? Das probier ich mal aus!“