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"Tribunal" in Den Haag
Der Aufwand war enorm: Am Wochenende haben Aktivisten im symbolträchtigen Den Haag (Sitz des internationalen Gerichtshofs) das sogenannte "Monsanto-Tribunal" abgehalten und dazu 30 "Zeugen" aus Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien befragt. Darunter fanden sich unter anderem Imker, Bauern und Wissenschaftler, die dem Saatguthersteller verschiedene Verbrechen vorwerfen – von der Zerstörung der eigenen Wirtschaftskraft oder Gesundheit bis zum "Ökozid" am gesamten Planeten. Monsanto ist dabei in den Augen der meisten Aktivisten in puncto Skrupellosigkeit der Übeltäter schlechthin.
Großes Thema war auch der Wirkstoff Glyphosat, der in Monsantos Düngemittel Roundup verwendet wird und laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft wurde. So berichtete zum Beispiel der Anwalt Timothy Litzenburg von über 1000 Fällen, in denen das Düngemittel bei seinen Klienten Krankheiten hervorgerufen hätte.
Die Beweisaufnahme übernahm eine internationale Gruppe von fünf "Richtern", allesamt renommierte Juristen, darunter auch Françoise Tulkens, Ex-Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.
Das Problem: Die Anklagebank blieb leer, ein Vertreter des Unternehmens selbst war nicht anwesend. Monsato hatte das Tribunal im Vorfeld als "Parodie" bezeichnet, es sei von vornherein klar, dass es sich dabei nicht um einen fairen Prozess mit neutraler Ausgangslage handeln könne. Auch der Bayer-Konzern, der vor Kurzem die Übernahme von Monsanto angekündigt hatte, wollte sich laut tagesschau.de nicht zu dem Tribunal äußern, die Übernahme habe ja schließlich noch nicht stattgefunden.
Das symbolische "Urteil" soll laut der Aktivisten im Dezember gesprochen werden. Inwiefern sich dadurch tatsächlich handfeste rechtliche Schritte gegen den Konzern ableiten lassen, ist fraglich. Auch die Fokussierung auf Monsanto als Hauptverantwortlichen für alle gesundheits- und umweltschädlichen Praktiken in der industriellen Landwirtschaft scheint stark verkürzt. Die Idee, Menschen von unterschiedlichen Kontinenten zusammenzubringen und das Verhalten von Konzernen wie Monsanto in einem juristischen Rahmen zu untersuchen, könnte aber dennoch ein erster Schritt sein, um tatsächliche Vergehen an die Öffentlichkeit zu bringen.
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