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Der Mann, der zum Emoji wurde

Foto: twitch

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Josh DeSeno lächelt in die Webcam. Es ist ein vorsichtiges Lächeln. So richtig angenehm ist dem schüchternen Informatiker der Trubel um seine Person nicht. In dem Raum hinter ihm ist nichts zu sehen außer einer weißen Wand. Eigentlich alles recht unscheinbar dafür, dass DeSenos Gesicht Millionen Menschen in den USA bestens kennen.  Denn genau das ist zum Emoji geworden. Es trägt den seltsamen Namen Kappa - und es ist das vielleicht am häufigsten reproduzierte Bild des Internets. 

Jeden Tag wird Kappa millionenfach auf der Streaming-Plattform Twitch.tv benutzt. Dort werden Computerspiele live übertragen, hauptsächlich wird das Portal in den USA genutzt (Amazon kaufte die Plattform 2014 für rund eine Milliarde Dollar). Immer häufiger taucht Kappa mittlerweile aber auch bei Facebook, Twitter, Youtube auf.

Kappa ist – auch das für Emojis recht untypisch – grau. Es ist wohl Josh DeSenos verschmitztes Lächeln, das sein Gesicht so beliebt macht. Der Mund ist geschlossen, die Mundwinkel zeigen minimal nach oben. Die Augen hat er ganz leicht zusammengekniffen. Er strahlt eine gewisse Mona-Lisahaftigkeit aus. „Ich glaube, ein bisschen bin ich wie Kappa“, sagt DeSeno. „Es ist ein Foto von meinem Gesicht, egal, was die Leute darauf projizieren.“

 

Ursprünglich sollte Kappa ein Easteregg sein

Seinen Ursprung hat Kappa in der Gaming-Szene. Computerspieler nutzen das Emoji, um Sarkasmus auszudrücken. Das geht Etwa: „Es macht richtig Spaß, die ganze Zeit nur zu verlieren, kappa.“ Oder wenn sie ihrem Gegenüber bedeuten wollen, dass sie die Aussage nicht ganz ernst meinen: „Merkels neue Frisur fetzt richtig, kappa.“

Die Geschichte des Emojis Kappa beginnt 2009. Josh DeSeno war damals bei Justin.tv, einer Live-Streaming-Plattform, als Informatiker angestellt. Er und seine Kollegen entwickeln gemeinsam ein Chat-System. Weil die Kollegen das auch machen, lädt DeSeno zum Spaß ein Foto von sich hoch und versteckt es bei den Emojis. „Als Easteregg“, sagt er.

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Im Chat von Twitch wird gerne gespamt - am liebsten der Kopf von Josh DeSeno

Screenshot Twitch.tv/phantoml0rd

Der Informatiker brauchte eine einzigartige Zeichenkombination, die das Emoji auslöst. Also kam er auf „kappa“ – der Name eines japanischen Fabelwesens, weil DeSeno Japan-Fan ist.

 

Nach einer Woche entdecken Nutzer von Justin.tv zufällig das kleine graue Gesicht. Sie verwenden es und lösen damit eine Lawine aus. Justin.tv gibt es schon länger nicht mehr. Die Nachfolgerplattform heißt eben Twitch. Und dort lebt Kappa nun weiter. 

 

DeSeno verdient mit dem Emoji keinen Cent

Warum Kappa so erfolgreich ist? DeSeno zuckt mit den Schultern. Dann sagt er: „Früher“, und meint damit 2010, „früher gab es noch nicht so viele Memes. Kappa ist kurz und anders: Es war nicht nur ein Smiley Face, es war eine Person.“ Trotzdem hätte er nie geglaubt, dass Kappa sich nicht mehr aus der Gaming-Szene verabschiedet. „Am Anfang dachte ich, dass sie irgendwann wieder aufhören es zu benutzen.“

 

Mittlerweile gibt es verschiedene Variationen von Kappa: „KappaClaus“ mit Weihnachtsmannmütze, „Keepo“ mit Katzenohren, „KappaPride“ in Regenbogenfarben, „KappaRoss“ mit dem Lockenkopf von Bob Ross und noch einige Weitere.

 

„Es ist für mich, als würde ich irgendein Meme angucken“, sagt DeSeno. „Das Foto hat sich von mir als Person losgelöst.“ Er sei jetzt viel älter. Er verdient an dem Kappa-Hype auch nichts – nicht mal die T-Shirts mit seinem Gesicht darauf vertreibt er, das machen andere. „Ich möchte lieber Geld mit etwas verdienen, das ich geleistet habe.“ Kappa sei ja letztendlich nur ein Foto von ihm. Mittlerweile hat Josh DeSeno sein eigenes Start-up gegründet: Ein Test-Service für Virtual Reality Games.

 

Die Nutzung von Kappa steigt derweil kontinuierlich immer weiter. Es gibt sogar einen Rechner, der anzeigt, wie viele Menschen gerade Kappa verwenden.  Über zwei Millionen Mal wurde das Emoji bisher auf Twitch verwendet. Ob das Emoji jemals wieder verschwindet? Vermutlich nicht, kappa.

 

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