Westpoint 1904; Foto:AP
Wer keine 42 Liegestützen in zwei Minuten schafft, fliegt raus, Semesterferien gibt es nicht, gebüffelt wird täglich von halb sieben morgens bis 22 Uhr abends, Liebesbeziehungen auf dem Campus sind verboten, Topnoten und Schulempfehlungen reichen für eine Aufnahme nicht aus, in Einzelgesprächen muss man sich zusätzlich von zwei Professoren löchern lassen oder man braucht die Empfehlung eines Kongressabgeordneten und wenn man es geschafft hat, wird man erst mal angebrüllt.
Hört sich wenig erstrebenswert an, der Alltag an den drei wichtigsten Elite-Universitäten der Welt in Cambridge/England, West Point/USA, Fudan und Tsinghua in China. Doch wer es schafft, in ihre heiligen Hallen aufgenommen zu werden, wer dem unglaublichen Druck standhält, dem winken nicht nur jede Menge Prestige, sondern vor allem Einfluss und Erfolg. Diesen Unis geht es nicht nur darum, Wissen zu vermitteln: sie sind auch Zentren der Macht. Die Volksrepublik China bläst deshalb zum Angriff auf „Oxbridge“ und die amerikanische Ivy League und fördert seine beiden Elitehochschulen mit einem Milliardenprogramm, um in fünf Jahren die besten Universitäten der Welt zu haben. Wer heute an der Fudan-Universität in Shanghai, deren Bibliothek so groß wie ein ganzes College in Oxford ist, seinen „Masters in Business Administration“ macht, wird in ein paar Jahren Wirtschaftsführer und Konzernlenker zu seinen Freunden zählen können – so begehrt ist die Ausbildung dort bereits. Und dass, obwohl das Privatleben der Studenten kontrolliert wird und Männer und Frauen in getrennten Mehrbettzimmern leben beziehungsweise schlafen, denn mit Leben ist nicht viel.
Die dreiteilige Dokumentationsreihe „Wissen ist Macht“, die von Montag bis Mittwoch jeweils um 19 Uhr und vom 6. bis 8. Februar jeweils um 17:20 auf Arte läuft, gewährt einen Einblick hinter die berühmten Mauern und stellt die verschiedenen Ansätze der Schulen vor. Denn während es in Cambridge, das bereits 1209 gegründet wurde und so viele Nobelpreisträger wie keine zweite Uni hervorgebracht hat, vor allem darum geht, noch mehr Nobelpreisträger hervorzubringen, treten in Westpoint jedes Jahr 1.200 Frischlinge in Uniform an, um Menschenführung zu lernen. Dazu werden sie erst mal angeschrieen und körperlich gedrillt, büffeln Ingenieurs- und Naturwissenschaften, Sprachen und Militärgeschichte und absolvieren in den Semesterferien ihre militärische Ausbildung.
Was hierzulande vor gut einer Woche als deutsche Elite-Universitäten präsentiert wurde, wirkt dagegen etwas blass. Bei der deutschen Exzellenz-Initiative geht es noch dazu mehr um die Verbesserung der Forschung als um die der Lehre. Studenten werden also vermutlich wenig von der Förderung der Unis profitieren.
Dabei hat der Wissenschaftsrat am Montag in Berlin noch einmal betont, dass es in Deutschland zu wenig Studienplätze für hochqualifizierte Fachkräfte gibt, und hat Länder und Bund zu einem gewaltigen Ausbau der Hochschulen aufgefordert. Zwischen 25 bis 30 Prozent mehr Studienplätze und Lehrkapazitäten seien erforderlich, wenn Deutschland seine internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter gefährden wolle.
„Wissen ist Macht“ läuft von Montag, 30 Januar 2006, bis, Mittwoch, 1. Februar 2006, jeweils um 19 Uhr auf Arte. Wiederholung: 6. bis 8. Februar 2006 um 17:20.