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Studentin erfindet Armband gegen K.o.-Tropfen
Warnungen wie „Nicht aus fremden Gläsern trinken“ und „Bloß das eigene Glas nicht aus den Augen lassen“ können gegen K.o-Tropfen helfen, müssen aber nicht. Die 25-jährige Studentin Kim Eisenmann hat deshalb eine sicherere Methode erfunden: Ihr Armband „Xantus“ testet alkoholische Getränke auf K.o.-Tropfen.
Zu ihrer Erfindung inspirierte sie ein Vorfall vom Sommer 2018: Auf dem Heimweg eines Stadtfestes fanden Jugendliche eine Bekannte von Kim unbekleidet und verletzt in einem Karlsruher Park. Erinnern konnte sich das Mädchen an nichts. Später wurden bei ihm Gamma-Hydroxy-Butyrat (GHB) festgestellt, ein Stoff also, der oft als K.o.-Mittel eingesetzt wird. GHB führt unter anderem zu Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen, je nach Menge auch zu Bewusstlosigkeit.
Kim trägt auf diesem Bild selbst Xantus.
Für Kim war das ein Schock: „Ich dachte immer, dass mir so etwas eh nie passiert. Dadurch, dass ich das Mädchen diesmal kannte, wurde ich wachgerüttelt und wollte etwas dagegen tun.“ Und das taten Kim und ihr Freund Sven Häuser dann auch. Nur zwei Monate dauerte es, bis das Paar das marktreife Papierarmband entwickelt hatte, das zuverlässig auf K.o.-Tropfen testet.
Der Test funktioniert simpel: Auf der Party tupft man den Drink mit dem Finger oder einer Serviette auf eines der grünen Testfelder. Färbt sich dieses innerhalb von drei Sekunden blau, sind K.o-Tropfen drin. „Bei manchen Getränken, zum Beispiel Jägermeister, dauert die Verfärbung länger. Deshalb schreiben wir auf die Verpackung, dass man zwei Minuten warten soll“, so Kim. Optisch erinnert Xantus an Armbänder bei Konzerten oder Festivals – relativ unauffällig, aber wirksam.
Kim sagt, diese Wirksamkeit ihrer Erfindung, GHB in alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken sicher zu erkennen,
sei von verschiedenen Instituten getestet worden, unter anderem vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig. Einen 100-prozentigen Schutz vor anderen Arten von K.o.-Tropfen könne das Produkt jedoch nicht garantieren.
Xantus war in wenigen Tagen ausverkauft
Aber warum gab es so etwas vorher noch nicht? „Ich kenne ein Institut, das nie aus der Testphase rausgekommen ist. Wir hatten Glück einen Chemiker als Partner zu finden, der bereits die passende Chemie hatte. So haben wir uns Forschung und Entwicklung gespart“, sagt Kim.
In den vergangenen Jahren hörte man immer wieder von Produkten, die K.o.-Tropfen erkennen sollten: Gläser, Becher und Strohhalme, die sich verfärben, wenn das Getränk die gefährlichen Zusatzstoffe enthält.
Auch ein spezieller Nagellack wurde diskutiert. Aber richtig durchsetzen konnte sich keines dieser Produkte.
Seit Anfang April wird Xantus nun über den Onlineshop von dm vertrieben, derzeit ist das Produkt aber nicht verfügbar. Der erste Schwung war innerhalb von 72 Stunden ausverkauft, die Nachlieferung innerhalb von 48 Stunden.
Kim und Sven fahren nun die Produktion hoch, versuchen so schnell wie möglich nachzuliefern. In drei Monaten soll das Produkt dann auch in den dm-Filialen zu kaufen sein. „Der Deal mit dm war, dass wir zunächst schauen, wie das Produkt im Onlineshop ankommt. Dank der großen Nachfrage kommt es bald auch in die Regale“, sagt Kim.
Kim und Sven sind Seriengründer und besitzen ein eigenes Start-Up. Gemeinsam erfanden sie bereits den FlipPen: Stift, Textmarker und Fidget-Spinner in einem. „Die Sachen, die wir erfinden sind lösungsorientiert. Aber man braucht einen Plan und das wichtigste Kapital am Anfang war das Team“, sagt Kim.
Xantus heißt übrigens der Hund von Kims bester Freundin. Er ist ein Schäferhund mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt.