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100 Euro fürs Verpfeifen kiffender Mitschüler

Foto: yimafuku/photocase /Collage: Daniela Rudolf

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jetzt: Herr Rapps – wie viele dealende Schüler wurden heute schon gemeldet? 

Hermann Rapps: Keiner. Die Aktion wurde letzte Woche schon wieder eingestellt. 

Warum, war sie nicht zielführend? 

Es sind schon einige Schüler zu uns gekommen und haben ihre Beobachtungen mitgeteilt. Die Zahlen waren aber sehr überschaubar. Und was an Drogenkonsum gemeldet wurde, war recht allgemein und hat sich nicht an der Schule abgespielt. Das ist ein tröstliches und gutes Ergebnis und freut uns. 

100 Euro müssen für einen Schüler ganz schön verlockend sein. Das ist viel Geld.

Das muss man differenzieren. Ich habe 50 Euro angeboten für Hinweise auf Schüler, die illegale Drogen rauchen beziehungsweise nehmen, und das Doppelte für Hinweise auf Dealer und damit auf Gefährder, die in der Schule nichts zu suchen haben.  Das Geld habe ich aus der eigenen Tasche privat bezahlt. Aber nur in einem Fall wurden 50 Euro dann auch tatsächlich in Anspruch genommen.

Wirklich?

Ja, den anderen ging es vor allem um das Wohl ihrer Mitschüler. Sie haben sich Sorgen gemacht. Den Kindern ist durchaus klar, dass Drogen nicht in Ordnung sind.

Hat Ihre Schule tatsächlich ein Drogenproblem? Als ich vor zehn Jahren auf der Nachbarschule war, habe ich davon nichts mitbekommen. 

Nein, wir haben kein Drogenproblem. Wir hatten aber von Eltern innerhalb kurzer Zeit Hinweise bekommen, dass auf dem Schulgelände Drogen konsumiert und verkauft würden. Und da wollten wir klarstellen: Wir haben null Toleranz für Drogen. Im Verlauf der Gespräche mit Eltern und Schülerinnen und Schülern wurde uns dann deutlich, dass man nicht von einer aktuellen Drogengefahr auf dem Gelände der Schule sprechen kann.  

Bei uns ist man damals zum Rauchen immer in den Park gegenüber gegangen. 

Ich würde sagen, dass das heute immer noch so ist, wenngleich hier das Jugendschutzgesetz heute deutlichere Schranken vorgibt.

Wegen des Geldes noch mal: Ihnen wurde ja vorgeworfen, dass es unmoralisch sei, das den Schülern anzubieten.

Ich habe da schon drüber nachgedacht, das war kein Spontanentschluss. Aber wir wollten zeigen: Wir akzeptieren hier keine Drogen. Und wir sind dankbar für alle Hinweise. Meine Stellvertreterin und ich sind durch die neunten Klassen gegangen und haben den Schülern die Aktion vorgestellt. Wir haben uns Sorgen um die Schüler gemacht. Ist die Sorge für Leib und Leben von Kindern und Jugendlichen unmoralisch? Handeln diejenigen, die Gefährdeten helfen und Gefährder verhindern, unmoralisch? Man darf das nicht verwechseln mit politischem Denunziantentum in einem Unrechtssystem. Die Sorge für Leib und Leben des anderen ist Teil unseres Menschenbildes und unseres Erziehungs- und Bildungsauftrages.

Wie haben die Schüler reagiert? 

Viele waren überrascht davon, dass es ein Drogenproblem geben könnte, manche haben mit mir gestritten: Kann man Schüler dafür belohnen, dass sie Klassenkameraden verpfeifen? Aber alle waren mit uns der Meinung, dass wir eine drogenfreie Schule wollen und dass das geltendes Recht und Gesetz ist. 

Hätten Sie denn früher in der Schule Ihre Kameraden an den Rektor verpfiffen?

Das kann ich nicht sagen, aber zuschauen, wie jemand zu Schaden kommt, kann ich mir als eigene Maxime nicht vorstellen. Die Schüler, die mir Hinweise gegeben haben, wollten sicherlich den anderen helfen. 

Gab es wütende Mails von Eltern? 

Wütende Proteste gab es nicht. Die SMV (Anm.: Schülermitverwaltung) hat Bedenken geäußert, weil sie mit der Methode nicht voll einverstanden war. Aber in der Zielsetzung "Null-Toleranz für illegale Drogen" an der Schule ist sie mit uns einig. Bislang gab es keine gegen mich gerichteten Beschwerden beim Elternbeirat.  Aber ich habe ein paar Hassmails aus ganz anderen Ecken von Deutschland bekommen. 

Wie wollen Sie jetzt weitermachen? 

Der Verdacht auf Konsum und Handel von illegalen Drogen hat sich nicht konkret bestätigt. Das Thema Drogen ist aber zum Thema in der Schule geworden, das finde ich gut. Wir haben bereits vor einiger Zeit die Polizei informiert. Mit dieser werde ich mich jetzt zusammensetzen, um die Sachlage zu analysieren und Konsequenzen daraus zu ziehen. Jetzt wollen wir verstärkt auf Prävention setzen und dafür mit der Polizei kooperieren. Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken und Probleme unter den Teppich kehren. Das sind wir Eltern und Schülern schuldig.  Ich gebe im Nachhinein aber zu, dass meine Aktion vielleicht etwas spontan und überzogen war. Aber sie hat meine Entschlossenheit gezeigt. 

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