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Deutsches Frauennetzwerk "CannaFem" im Cannabis-Geschäft
Janika Takats Beruf bedeutet, sich täglich mit Cannabis auseinander zu setzen: Sie ist Chefredakteurin beim in.fused Magazin und Geschäftsführerin des Cannabis-Medienunternehmens sens media. Vor Kurzem hat sie nun auch, zusammen mit Katrin Scholz, Deutschlands erstes Cannabis-Netzwerk für Frauen gegründet: „CannaFem“. Denn die Branche soll nicht nur den Männern überlassen werden, die sie bis jetzt noch dominieren. Hier erzählt sie vom Netzwerk und warum sie es für so dringend notwendig hält.
jetzt: Janika, ihr habt mit CannaFem das erste reine Frauennetzwerk Deutschlands gegründet, in dem es um Cannabis und Nutzhanf geht. Wer darf zu euren Treffen kommen?
Janika Takats: Kommen darf im Grunde jede Frau, die dem Thema Cannabis offen gegenüber steht. Wir richten uns aber vor allem an Frauen, die beruflich mit Cannabis zu tun haben. Dabei geht es uns nicht darum, den Konsum zu propagieren, sondern darum, den Frauen eine Plattform zu bieten, die ohnehin schon viel damit zu tun haben. Bis jetzt kommen etwa zehn bis zwanzig Frauen – nicht immer die gleichen – zu unseren Treffen. Da sind Sozialarbeiterinnen dabei, Ärztinnen, Bloggerinnen, Frauen aus Textil- oder Pharmaunternehmen und natürlich auch einige Aktivistinnen. Wir haben also absolut nicht die Absicht, Dealerinnen zu vernetzen – auch wenn der Begriff „Cannabis-Netzwerk“ bei vielen diese Assoziation auslösen mag.
Warum richtet sich das Netzwerk nur an Frauen?
Die Branche wird seit jeher von Männern dominiert, in fast allen Bereichen des Geschäfts bilden Frauen die Minderheit. Wir wollen deshalb die Belange von Frauen, die mit Cannabis zu tun haben oder zu tun haben wollen, sichtbarer machen. Im Netzwerk können wir diesbezüglich Ideen austauschen und uns mit der Verwirklichung helfen. Wir wollen aber auch Außenstehenden zeigen: „Wir sind auch da und wir sind nicht alleine.“ Frauen sollen sich trauen, zu ihrer Verbindung zu Cannabis – welcher Art auch immer – zu stehen.
Trauen sich Frauen denn bis jetzt nicht, zu ihrem Cannabis-Konsum zu stehen? Warum nicht?
Tatsächlich eher selten. Das sieht man auch an dem, was eine Ärztin in unserem Netzwerk berichtet: Ihre Patienten sind vorwiegend männlich. Frauen mit ähnlichen Beschwerden schrecken dagegen meist davor zurück, eine Behandlung mit Cannabis auszuprobieren. Einfach weil das Stigma bei Frauen ein anderes ist. Sie müssen ganz andere Erwartungen erfüllen. Dabei könnte man auch spezifisch weibliche Symptome gut mit Cannabis behandeln – wie zum Beispiel starke Menstruationsschmerzen.
Inwiefern werden an Frauen andere Erwartungen gestellt?
Frauen, die (noch) illegale Substanzen zu sich nehmen, entsprechen nicht der Norm. Männern verzeiht man rebellisches oder verantwortungsloses Verhalten (viele halten Cannabis-Konsum ja für verantwortungslos) eher. Frauen sind angepasster. Gerade für Mütter ist das ein großes Problem, denn Mütter werden schnell für alles Mögliche verurteilt. Frauen treten deshalb viel seltener nach Außen mit ihrem Konsum. Das hat zwar auch Vorteile, zum Beispiel, dass Frauen seltener in Polizeikontrollen geraten. Dafür ist aber auch ihre Hemmschwelle größer, sich Cannabis vom Arzt verschreiben zu lassen oder sogar ein Geschäft daraus zu machen. Ich finde es allerdings sehr merkwürdig, dass der Konsum von Cannabis, vor allem das sogenannte „Kiffen“, so vermännlicht ist. Allein schon weil die Pflanze, zumindest die mit Wirkung, doch auch weiblich ist. Trotzdem wird ein hartes Bild von ihr verbreitet, das mit männlichen Attributen verbunden wird.
Immer mehr Deutsche halten eine Legalisierung von Cannabis für sinnvoll. Wie hat sich das Image der Pflanze in den vergangenen Jahren so schnell verbessern können?
Zum Einen gibt es mittlerweile einfach wahnsinnig viele Erfahrungsberichte von Patienten, denen die Behandlung mit Cannabis geholfen hat. Aber natürlich ist auch wichtig, dass viele Staaten der USA Cannabis inzwischen legalisiert haben – darauf schaut die Welt. Und nachdem das ja ganz gut zu laufen scheint, hat sich das Bild von Cannabis zum Glück auch stark zum Positiven gewandelt.
Wartet ihr im Netzwerk alle sehnlichst darauf, dass Cannabis legalisiert wird?
Unsere Meinungen gehen relativ weit auseinander, wenn es um Cannabis als Genussmittel geht. Viele sind natürlich dafür, besonders die Aktivistinnen. Ich zum Beispiel fände es aber gut, wenn Cannabis zwar leichter zugänglich wäre, dafür aber der Verkauf trotzdem reguliert werden würde. Das sehe ich auch bei Alkohol und Zigaretten so. Man weiß ja aus Erfahrung, dass man den Konsum, selbst wenn man ihn verbietet, nicht aus der Welt schaffen kann. Da wäre es doch besser, Cannabis zu legalisieren und den Menschen dann einen verantwortungsvollen Umgang damit beizubringen.
Hilft das verbesserte Image und die anhaltende Legalisierungsdebatte auch CannaFem? Wie läuft es bis jetzt im Netzwerk?
Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Bisher haben wir in Deutschland tatsächlich fast ausschließlich positiven Zuspruch bekommen. Gleichzeitig interessieren sich auch schon viele Frauen aus anderen Ländern für uns. Bei unseren Treffen herrscht außerdem ein super angenehmes Klima. Für mich ist das Netzwerk eine Quelle der Inspiration und Motivation geworden – also genau das, was es sein sollte.