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Pete Doherty über Deutschland
Ein enttäuschter (aber in Sachen Gitarrensaiten versierter) Volontär der Berliner Zeitung begegnete dem ansonsten stets braungebrannten Pete Doherty im dortigen Feuilleton wie folgt: „Um halb zwei kam Doherty in einem blassmachenden lilafarbenen Hemd auf die Bühne und begann begrüßungslos, auf der hohen E-Seite seiner Gitarre herumzuplinkern und Gesangsfetzen neben das Mikrophon zu nuscheln. Der Auftritt war, wie zu erwarten war, totaler Mist.“ Von den musikalischen Darbietungen ebenfalls nicht überzeugt, aber weniger schülerhaft in der Formulierung, erlebte das Kulturressort des Tagesspiegel den Auftritt: „… chaotisch wie ein Bandworkshop der Volkshochschule, aber solch charmante Katzenmusik hört man in diesem Moment lieber als alles andere auf der Welt“.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wartende Fans mit authentisch rebellischen Mittelfingern (Foto: ddp) Fünf Stunden hatte Doherty die Fans in Berlin warten lassen (siehe Foto), nachdem er am Tag zuvor den ersten Deutschland-Auftritt verpasst hatte – der jedoch am Ende der Minitour nachgeholt wurde. Der zweite Termin, den Doherty wahrnahm, war am Freitagabend das Konzert im Hamburger Grünspan. Umsichtiger Doherty Das Hamburger Abendblatt versteht gar nicht, wie alle Berliner Medien darauf kommen, Pete Doherty könne neben sich stehen, nuscheln und nichts auf die Reihe kriegen. Nach längerem, sorgfältigen Abwägen der Vor- und Nachteile zwischen Heraufregeln der Lüftung, Wasserzufuhr oder anderen Kühlungsmöglichkeiten entschied sich der Rockstar „umsichtig“ für Variante zwei: „Das Konzert wurde zu Sause. Das Grünspan zur Sauna. Und jeder Mensch vor der Bühne zu einem hüpfenden Heizstab. Umsichtig versorgte Doherty seine Fans mit etlichen Wasserflaschen“.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
What Katie did next - Pete mit Secondhandkleid beim nachgeholten Auftritt in Köln (Foto: dpa) Vielleicht lag diese Besonnenheit aber daran, dass Doherty in Hamburg ausgeruhter auftrat als in Berlin, die Berliner Zeitung weiß zum Beispiel, dass Pete sich im Tourbus „mal so richtig ausschlafen“ konnte. Gestärkt durch deutsche Qualitätsprodukte, die an einer Tankstelle für ihn erworben wurden: „In Deutschland trinkt er Milch!“ krakeelt die Bild-Zeitung in beinahe anklagendem Tonfall. Beten auf Befehl Überhaupt lässt sich die Boulevardzeitung nicht lumpen, wenn es um hautnahe und kopfschüttelnde Gruselgeschichten mit Volksbibel-Subtext geht. Sabine P. (22) erzählt der Zeitung angeblich: „Er wollte erst selbst fahren. Fragte uns: ‚Habt ihr viele Bullen hier?‘ Wir sagten ja. Da hatte er Angst, und wir mussten fahren.“ Danach übernimmt dann der BILD-Reporter wieder die Beobachter-Rolle: „Ungeniert raucht Pete im Auto die Teufelsdroge Crack. […] Seine Fans beten ihn an. Sie sollten lieber für ihn beten.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mann mit Mütze (Foto: ddp) Die Reporter von MTV kamen indes ohne nennenswerter Footage zurück und stellten das kleinlaute Erklärungsschreiben an ihre Chef gleich auf die MTV-Homepage: „Pete, der sich gerade einen Schuss gegeben hat, setzt sich, holt eine Spritze hervor und spritzt direkt in unsere Kamera, trifft dabei auch den Kameramann und den Redakteur und verschwindet so schnell, wie er gekommen ist“.