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Pete Doherty nur eine KLF-Erfindung?

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Foto: AP I see paint-cracked walls stained with shite Long long lock-up days Cold lonely nights And I think to myself ... what a wonderful world I see men touching fists Saying "watcha bruv" Screams from below Shit parcels from above And I think to myself ... I see my true love On a Rimmel advert (Pete Doherty in seinen Gefängnistagebüchern) Still und unbeweglich hing während des beinahe zweiwöchigen Karzeraufenthalts von Pete Doherty das Alarmglöckchen der Doherty-Watch über der Redaktionstür. Doch seit der Babyshambles-Sänger wieder auf freiem Fuß ist, hört es nicht mehr auf zu schellen. Nachdem Doherty am vergangenen Mittwoch zu zwölf Monaten gemeinnütziger Arbeit und regelmäßigen Drogenkontrollen verurteilt worden war, hat nun die englische Tageszeitung Guardian Auszüge aus Dohertys Gefängnistagebüchern veröffentlicht. Neben der Umdichtung des populären Armstrong-Schlagers „What A Wonderful World“ (siehe oben) beschränken sich die Ausführungen des Sängers weitgehend auf die Tristesse der Inhaftierung: „Another unthrilling day and my tooth aches like a fuckery“, kleidet Doherty am 1. Februar seinen maladen Zustand in erfrischend direkte Worte. Zwei Tage später hält er fest: „I’m doing 10 press-ups at a time, not with the greatest ease at the moment … I’ll come out of here fitter and stronger than in a long time.” Nach seiner Entlassung hatte Doherty in einem Fernsehinterview mit Channel 4 News gesagt, er nehme den Richterspruch ernst, der ihm im Falle erneuter Drogendelikte eine tatsächliche Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren Länge bescheren könnte. Er wolle sich ein Anti-Heroin-Implantat einsetzen lassen und ein drogenfreies Leben beginnen, obwohl er nach eigenen Angaben „eh nicht so sehr ein Junkie war“. Das britische Boulevardblatt News Of The World (Alleinstellungsmerkmal „Wir zahlen mehr als alle anderen für exklusive Storys, rufen sie uns gebührenfrei an!“) sieht das jedoch anders und meldete, dass Doherty nur wenige Stunden nach dem TV-Gelöbnis bei einem Fußballspiel zwischen den Queens Park Rangers und Millwall mit Heroin erwischt und rausgeworfen worden sei. Ebenso wenig ausgestanden zu sein scheint die on-off-Affäre mit Supermodel Kate Moss, die seit einer Entziehungskur nicht nach England zurückgekehrt ist, sondern in den USA verweilt und weiter an ihrem Comeback arbeitet. Sie soll Doherty eine SMS-Botschaft ins Gefängnis von Pentonville geschickt haben: „Sie wollte wissen, ob ich okay bin“, erklärte Doherty später. „Sie ließ mir eine Nachricht zukommen, in der sie sagt, wie sehr sie mich liebt und sich um mich sorgt. Das hat mich wirklich aufgebaut, denn da drinnen war sie alles, woran ich denken konnte.“ Der nächste offizielle Auftritt von Pete Doherty gemeinsam mit den Babyshambles soll nächste Woche bei den NME Awards stattfinden, wo die Babyshambles mit „In Albion“ interessanterweise sowohl in der Rubrik „Bestes Album“ als auch für „Schlechtestes Album“ nominiert sind. Ganz oben in den Kategorien „Bestes Gerücht“ und „Beste Verschwörungstheorie“ steht jedoch die (gut ausgedachte) Meldung, dass das britische Pop-Prankster-Duo The KLF in einer Pressekonferenz erklärt habe, sie hätten sich die Kunstfigur Pete Doherty, seine Bands Libertines und Babyshambles ausgedacht – um den größten Medienschwindel in der britischen Geschichte aufzuziehen. Doherty heiße in Wirklichkeit Trevor McDermott und sei den beiden Künstlern vor Jahren als erfolglos durch die Seebäder Cornwalls tingelnder Buddy-Holly-Imitator begegnet. In einem vorbereiteten Statement gaben Bill Drummond und Jimmy Cauty (alias The KLF) angeblich an, sie haben vor allem die These beweisen wollen, dass „in der so genannten ,Alternativen’ Szene alle zu große Angst davor haben, dass nächste große Ding zu verpassen, um noch auf etwas anderes zu achten“. So wäre es leicht gewesen, die Geschichten über legendäre Libertines-Auftritte ebenso zu fingieren wie die Meldung von Dohertys Einbruch bei seinem ehemaligen Bandkollegen und Freund Carl Barat. Lediglich die Affäre mit Kate Moss sei nicht ausgedacht und manipuliert gewesen: „Wir können auch nicht sagen, ob Miss Moss von unserem Hoax wusste, wir standen zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit ihr.“ Erst am Ende des Experiments habe sich McDermont/Doherty von seinen „Erfindern“ losgesagt – und mit den Babyshambles das Album „In Albion“ aufgenommen.

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