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Ding der Woche: Das Monokel

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Instinktiv will man der New York Times Glauben schenken, wenn man von ihrer neuesten Fashion Prognose liest. Der Trend junger Männer ging in den angesagten Städten des Globus zweifelsohne zur Imitation viktorianischer Gentlemen. Nun will Autor Allen Salkin nach Hosenträgern, Schnauzbart und Pfeife den nächsten Schritt erkannt haben: Junge Männer tragen wieder Monokel. Der Guardian reagiert prompt, erklärt die Wiederkehr des Monokels für Seemannsgarn und spricht dem Blatt bei der Gelegenheit auch gleich jedwede Szene und Modeexpertise ab.  

An der Kritik an Salkins Artikel ist tatsächlich was dran. Als Beweis für den Trend werden nur ein einziges Bekenntnis zum Monokel und Verkaufszahlen ominöser Online-Händler geführt. Ein Fotobeweis fehlt gänzlich. Die Methode mit der Salkin Einzelerscheinungen des Monokels zu einem Trend zusammen spinnt wirkt insgesamt ein wenig, als schreibe er als Praktikant für das junge Online Magazin einer deutschen Tageszeitung und suche verzweifelt nach etwas, was er den Lesern als „Ding“ verkaufen kann.    

Doch auch wenn die These noch so sehr an den Haaren herbeigezogen ist, auf so gut wie jeder englischsprachigen Nachrichtenseite von Washington Post („Go Home, New York Times. You’re drunk!“) bis Gawker war in den folgenden Tagen darüber zu lesen. Auch die jeweiligen Kommentarfelder nahmen den Vorschlag gerne auf, um über das Monokel und seine Assoziationen zu philosophieren. Aber warum schlägt Salkins Vorstoß, das Monokel sei wieder zurück, solche Wellen? Klar man traut den Hipstern der New Yorker „Szene Viertel“ einiges zu. Erst vor Kurzem machte die Nachricht in denselben Medien die Runde, dass Ärzte dort einen starken Anstieg von Vollbart-Transplantationen meldeten und vor einigen Jahren schien der Holzfällertrend tatsächlich so weit zu gehen, dass einige New Yorker Boutiquen Designer Äxte verkauften. Mit Erfolg. Im Falle des Monokel beflügelt aber vor allem der Wunsch den Gedanken. Die Welt will es zurück!  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Früher trugen vor allem Feministinnen und Opernbesucher Monokel. Jetzt angeblich auch Hipster.

Seit dem letzten (echten) trendmäßigen Auftreten des Monokels bei Feministinnen der 1920er Jahre ist fast ein Jahrhundert vergangen. In Film und Fernsehen, so wie insbesondere in Karikaturen, hat die skurrile Sehhilfe unvermindert fortgelebt. Also überall da, wo Figuren möglichst überspitzt dargestellt werden sollen. Nichts parodiert schnödes Klassenbewusstsein und herrschaftliche Arroganz so wundervoll, wie das Monokel, das beim Opernbesuch in eine Sektflöte fällt.  

Auch wenn der Retrolook in seiner langen Geschichte so manches totgeglaubte Modefeature revitalisiert hat, dem Monokel traut man einfach nicht zu, jemals cool zu sein. Die Vorstellung eines noch so selbstbewussten und stilsicher gekleideten jungen Mannes, der in einem noch so hippen Café sitzt, wird unweigerlich lächerlich, sobald ein Monokel ins Spiel kommt. Möglicherweise könnte das Monokel eine Art Endgegner der Hipsterkultur sein. Wenn tatsächlich jemals junge Männer mit Monokeln in der Lage sind, bei Frauen zu landen, dann hat das Hipstertum gesiegt und alle Kritiker würden respektvoll verstummen.  

Was ist aber dran am vermeintlichen Monokelhype? Tragen Hipster sie tatsächlich schon oder muss die Welt noch warten? Um die Spekulation zu beenden und endlich Fakten zu schaffen, haben wir diejenigen gefragt, die es wissen müssen: Berliner Optiker. Die Antworten waren eindeutig. Weder in Neukölln, noch am Prenzlauer Berg hat in letzter Zeit jemand bei den befragten Optikern nach einem Monokel gefragt. Selbst in Leipzig, dem vermeintlich „nächsten Berlin“, erinnert sich der befragte Optiker nur dunkel an einen Kunden der mal danach gefragt hat. Dann fällt ihm ein, dass es jemand vom Theater gewesen ist. Der Guardian hat also Recht: Der Monokeltrend ist wohl nicht mehr als der Tagtraum eines einflussreichen Modejournalisten. Bisher... 



Text: piet-vanriesenbeck - Bild: CC by 2.0

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