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Hinter den Pusteblumen
Diese Woche ist ein Projekt gestartet, dessen Anspruch jeden minimal neugierigen Menschen euphorisieren oder wenigstens sehr aufgeregt hibbeln lassen müsste. Es will nicht weniger als das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Deutschlands allen Interessierten zur Verfügung stellen. Hui!
Das Projekt nennt sich Deutsche Digitale Bibliothek, aber anders als der Name vermuten lässt, geht es dort nicht nur um den Zugang zu Büchern. Sondern genauso zu Bildern, Videos, Tondokumenten, Partituren und noch sehr, sehr, sehr viel mehr, soweit es sich denn digitalisieren lässt. Eigentlich handelt es sich bei der DDB aber auch um keine nationale Multimedia-Bibliothek, sondern um einen digitalen Meta-Katalog, der all diese Objekte vernetzt. Egal, ob sie sich nun im Stadtarchiv von Gütersloh oder in der Mediathek des Deutschen Filminstituts in Frankfurt befinden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Karte der DDB zeigt die Kultureinrichtungen, die bis jetzt Partner des Netzwerks geworden sind.
Den Weg weisen drei stilisierte rote Pusteblumen, die wohl die dank der Bibliothek nun federleichte Verbreitung von Wissen und Kultur symbolisieren sollen. Sie schmücken die Suchmaske, in die man eingibt, wenn man nicht völlig eingeschüchtert ist von so viel nationalem Erbe, was man gerne an digitalisierten Schätzen präsentiert bekommen möchte.
Die DDB ist am Mittwoch mit zunächst einmal etwa 5,6 Millionen verzeichneten Objekten gestartet, von denen allerdings knapp die Hälfte bisher tatsächlich ausschließlich katalogisiert, aber nicht online verfügbar sind. Etwa 1800 kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen aus Deutschland sind bisher Partner der digitalen Bibliothek geworden. Das klingt erst einmal ziemlich beeindruckend. Wenn man aber bedenkt, dass von diesen Partnern erst ein Bruchteil seine Objekte digitalisiert hat und langfristig auf der Plattform die Digitalisate von 30.000 Kultureinrichtungen zu finden sein sollen, dann erscheint die DDB erstmal noch als Bibliothek voller unbefüllter Regalreihen. Deshalb ist bisher auch nur von einer Betaversion die Rede.
Ein bisschen Spaß haben kann man dort aber jetzt schon. Ich habe das mal mit den Suchbegriffen "Bauhaus", "Walther von der Vogelweide", "Michael Ende" und "Georg Friedrich Händel" ausprobiert; ein Versuch, der wahrscheinlich weniger über den Stand der Digitalisierung des nationalen Kulturerbes offenbart als über mich. Prinzipiell gilt jedenfalls: Ab dem 20. Jahrhundert nimmt das Vegnügen rapide ab, weil dann sehr oft Urheberrechte dem Stöbern ein schnelles Ende bereiten. Doch wenigstens bei all den gut abgehangenen Geistesleistungen dürfte es in, hoffentlich ganz naher, Zukunft viel Interessantes zu klicken geben. Im Augenblick sind die Regale meistens einfach noch ein bisschen zu leer.