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Kölner rettet Büdchen per Facebook-Post

Foto: Screenshot Facebook / Daniel Rabe

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Mit unseren Städten geht es abwärts: Über-Gentrifizierung, horrende Mietpreise, anonyme Spekulanten, Einzelhandelssterben und so weiter. Macht alles nicht so richtig Hoffnung auf eine gute urbane Zukunft. Aber ab und zu, da gibt es eben diese rührenden Geschichten, die zeigen, dass Städte nicht nur vom Geld und unbekannten Superreichen beherrscht werden – sondern, dass die Menschen, die in ihnen wohnen, immer noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Eine solche Geschichte (die außerdem auch mal wieder zeigt, wie schön das Internet sein kann, das manche auf einem ähnlichen Sinkflug sehen wie die Städte) hat sich kürzlich in Köln abgespielt. In der Stadt der Büdchen (von denen man ja in München immer träumt) gibt es nämlich eines in der Südstadt, das seit 26 Jahren von einer heute 73-jährigen Dame namens Brigitte Schmitz geführt wird. Brigitte hatte in den vergangenen Jahren mit einigem zu kämpfen: So wurde sie überfallen, hatte Schulden und irgendwann nur noch ein winziges Warensortiment, mit dem sie neben all den anderen Läden kaum noch bestehen konnte. Und dieses Jahr wurde ihr schließlich fristlos gekündigt. 

Ein engagierter 37-jähriger Kölner Wirt namens Daniel Rabe fand: Das darf nicht sein. Also setzte er einen Facebook-Post auf, in dem er darum bat, mit vereinten Kräften Brigittes Büdchen zu retten: 

Der erste Schritt: ein Spendenaufruf, um die nächste Miete zu sammeln. Im zweiten Schritt stellte Daniel einen ziemlich detaillierten Plan auf die Beine, wie man das Büdchen modernisieren und dadurch retten könnte. Nämlich, indem man einen Tante-Emma-Laden daraus macht. Städter wissen eben, was Städter mögen. Und weil Daniel anscheinend viele Menschen kennt, hat er seine Kontakte spielen lassen, und viele Freunde in seinem Post markiert, die etwas zu seinem Plan beitragen könnten: Grafiker für eine neue Außenreklame und eine Facebook-Kampagne, Maler, Schreiner, Leute mit Verbindungen zu Brauereien für ein Getränkesponsoring und so weiter.

Der Post wurde bisher schon mehr als 1200 Mal geteilt und Daniel hat mehrfach Updates hinzugefügt: Dass er gerade gar nicht hinterherkomme, all die Nachrichten zu beantworten. Dass die neue Außenreklame unterwegs sei. Und neue Kühlschränke. Und ein Getränke-Erstbestand. Und schließlich schrieb er: „Unfassbar, aber wir haben jetzt alles für Brigitte und noch viel mehr. Wir können es noch nicht richtig überblicken. Danke an alle die geholfen haben!“

Daniel hat auch mit den Vermietern gesprochen – und die haben die Kündigung schließlich zurückgenommen. Schon am Gründonnerstag, nur fünf Tage nach Daniels Post, konnte Brigittes Büdchen neu eröffnet werden. „Rund 20 Helfer haben hier drei Tage lang gestrichen, neuen Boden verlegt, schöne Regale, Deko und eine Außenreklame angebracht. Hinzu kam die Unterstützung von großen und kleinen Brauereien, Limo-Herstellern, Spirituosen- und Süßwaren-Lieferanten. Die Unterstützung war unglaublich“, sagte Daniel dem Kölner Stadtanzeiger. Laut dessen Bericht war der Ansturm bei der Neueröffnung sehr groß.

Was Brigitte Schmitz zu all dem sagt? Daniel Rabe hat RP-Online gegenüber erwähnt, die Presseanfragen seien ihr zu viel. Darum äußert sie sich wohl nicht öffentlich. Aber sie sei, so Daniel, „sehr gerührt und kann kaum glauben, was gerade passiert“. 

Das kann man sich gut vorstellen. Es muss ein wirklich schönes Gefühl sein, wenn man so viele Jahre miterlebt, wie sich die Stadt um einen herum verändert, wie für einen selbst eigentlich alles immer nur schlechter wird – und dann kommen so viele gute Menschen auf einmal und machen die Stadt gemeinsam wieder ein bisschen schöner.

nasch

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