Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wie sich Stock-Fotografen das Internet vorstellen

Fotos: Streichholz, photocase / Tobias Hase, picturealliance / Sebastian Kahnert, dpa / Collage: jetzt.de

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Hach, die digitale Kommunikation. Unendlich weit, Bestandteil unseres Alltags – und doch so mystisch, so uneindeutig, sich jeder anschaulichen Darstellung entziehend. Doch wo die Eindeutigkeit fehlt, fängt die Arbeit der Künstler an. Hunderte von ihnen versuchen uns tagtäglich mit eindringlichen Stock-Fotos Begriffe wie „Hackerangriff“, „Smartphonesucht“, oder „Social-Media-Gefahren“ näherzubringen. Zeit, ihrer Arbeit mal den angemessenen Respekt zu zollen. Meine Damen und Herren, treten sie ein in die Galerie der Digitalkram-Stockfoto-Kunst:

Raum 1: Smartphonesucht

Die schrecklichste Sucht seit der großen Lese-, Radio- und Fernsehsucht in Bilder zu fassen ist verdammt schwierig, schließlich sehen die meisten Betroffenen oft einigermaßen gesund aus. Da fehlt das Drama, da muss die künstlerische Intuition her und – zack – sind wir bei diesem ersten Stück unserer Sammlung: 

photocasejur1j1s6sr39
Foto: BreakingTheWalls / photocase.de

Dieses Bild enthält bereits mehrere Kernelemente der Digitalkram-Stockfoto-Kunst. Achten Sie auf den Kapuzenpullover des Abhängigen und die düstere Farbgebung, welche die tödlichen Dimensionen des Smartphonegebrauchs auf drastische, aber wirksame Weise veranschaulicht. Beide Elemente werden uns später im Bereich „Hacker“ erneut begegnen. Nun aber weiter zu einer anderen beliebten Spielart der Smartphonesucht-Darstellung: Wenn die eine Sucht nicht reicht, muss eine zweite dazu! Denn wer Smartphones nutzt, raucht eigentlich immer auch. Vielleicht sogar Crack.

alessandra schellnegger
Foto: Alessandra Schellnegger

Wird die Abhängige hier noch dezent anonymisiert, stehen andere mittlerweile zu ihrer Sucht und geben ihr damit ein Gesicht. Hut ab vor so viel Mut!

photocasen8zrbnblow0g
Foto: REHvolution.de / photocase.de

Raum 2: Soziale Medien

Bevor ich Sie nun mit noch mehr menschlichen Abgründen belaste, wenden wir uns lieber seichteren Dingen zu: Sozialen Medien und der zeitgenössischen Darstellung ihrer Firmenlogos. Dabei hat sich eine Unter-Spielart entwickelt, der sogenannte Linserismus, mittlerweile die dominanteste Strömung in diesem Feld. Fangen wir mit einem frühen Beispiel an, es stammt von Tobias Hase, dem Begründer dieses Stils.

tobias hase dpa
Foto: Tobias Hase /dpa

Hase hat seine Linse schon über jeden erdenklichen Teil von Facebook gehalten, eine Serie von internationaler Strahlkraft:

hase facebook alla
Foto: Tobias Hase /picture alliance
tobias hase picturealliance
Foto: Tobias Hase /picture alliance
hase facebook allaince
Foto: Tobias Hase/picture alliance
hase lupe alliance
Foto: Tobias Hase/picture alliance

Hase hat zahlreiche Nachahmer, die ihm in seiner Brillanz allerdings nur schwerlich das Wasser reichen können. Da fehlen die Finger, die Gesichter, das Menschliche, die Emotion. Ein Beispiel:

olsiver berg dpa
Foto: Oliver Berg/ dpa

Eine Variante hingegen hat das Zeug dazu, den Linsenismus in eine neue Ära zu bringen: Die doppelte Linse, auch Brille genannt, die das Firmenlogo hier nicht vergrößert, sondern spiegelt, bringt in seiner Semiotik die meisten Besucher unserer Galerie zu andächtigem Staunen. Teils stundenlang verharren sie vor diesem Meisterwerk. Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen!

liponski dpa
Foto: Dominic Lipinski/dpa

Raum 3: Hacker

Sie haben sich sattgesehen? Dann folgen Sie mir nun ins Herzstück unserer Galerie, den Hacker-Bereich. Innerhalb der Digitalkram-Stockfotografie nimmt der Hacker in etwa die Position der Jungfrau Maria ein. Nun treffen wir auch wieder auf die klassischen Elemente Kapuzenpullover und Düsternis.

photocaseaggagger56999122
Foto:PolaRocket / photocase.de

Auch absolut innovative Anspielungen auf filmische Werke kommen hier gerne zur Verwendung. Besonders der Film „Matrix“ hat es den Künstlern angetan, vielleicht kennt ihn der ein oder andere.

sebastiankahnerdpa
Foto: Sebastian Kahnert /dpa
hacker markus spiske unsplash
Foto: Markus Spiske/unsplash

Die Abwesenheit von Tageslicht zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der Hacker, die ihre Lebensenergie aus einer Photosynthese mit dem Licht ihrer Bildschirme und Tastaturen zu ziehen scheinen.

hacker dpa silas stein
Foto: Silas Stein /dpa
hacker silla stein dpa
Foto: Silas Stein/dpa

Dunkelheit allein reicht aber oft nicht aus, um die kriminelle Energie dieser Vampire zum Ausdruck zu bringen. Besonders russische Hacker werden daher gern mit besonderer Garderobe dargestellt.

photocase9mcfbd4y56999142
Foto: brilliant eye / photocase

Da aber unter jeder Sturmmaske auch nur ein Mensch steckt, hat es sich unser nächster Künstler zur Aufgabe gemacht, den Kulturfetisch Hacker zu entdämonisieren. Mit diesem Versuch, der Angst vor der Digitalisierung ein humanes Anlitz zu geben, hat er einen Weg aus der Panik gefunden. „Haben sie keine Angst vor der Zukunft! Wer scheinbar auf dem Parkdeck im Klappstuhl zum Cyberkrieg auffordert, verschenkt eigentlich nur Blumentöpfe auf nebenan.de“, ruft er uns zu. Mit dieser Botschaft entlasse ich Sie nun zurück in ihren Alltag. Auf Wiedersehen, garantiert!

photocase4kbm9fwx56999132
Foto: Streichholz/photocase

Mehr Digitales:

  • teilen
  • schließen