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Koreanische Frauen zerstören ihr Make-up
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Eine junge Frau hat ihre Lidschatten-Palette zerstört, die Make-up-Tube ausgequetscht, ihre Lippenstifte kleingeschnitten und das Puderdöschen ausgeleert. Am Ende bleibt ein Tisch voller Farben – und zerstörtes Make-up im Wert von mehreren Hundert Euro.
Die Frau ist nicht die einzige mit Zerstörungswut. Letztere geht vielmehr gerade durch die Social-Media-Accounts vieler Koreanerinnen, die damit gegen ein nationales Schönheitsideal demonstrieren, das sie in ein viel zu enges Korsett zwängt. Unter eben diesem Namen „weg mit dem Korsett“ und im Zuge der weltweiten #metoo-Bewegung sagen junge Frauen in Südkorea der patriarchal geprägten Gesellschaft den Kampf an.
Dass sie dabei ausgerechnet als erstes ihren Make-up-Beutel ausleeren und zerstören, ist nur auf den ersten Blick befremdlich. Südkorea ist ein extrem männlich dominiertes Land, in dem Frauen noch immer vor allem eine dekorative Rolle zugeteilt wird. Im Global Gender Gap Report, der anzeigt, wie weit ein Land bei der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern ist, rangiert Südkorea auf Platz 116 von 144 (im Vergleich: Deutschland liegt auf Platz 13).
Will eine Frau auf dem Arbeits- oder Heiratsmarkt ihre Chancen erhöhen, schafft sie das vor allem mithilfe ihres Aussehens. Und das hat Folgen: Südkorea gilt als Weltmeister der Schönheitsoperationen. In keinem anderen Land werden prozentual mehr Menschen pro Einwohner operiert als in Südkorea. Eine von drei Frauen zwischen 19 und 29 hat sich bereits einer kosmetischen Operation unterzogen.
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Das Schönheitsideal sieht bei Frauen eine faltenlose, weiche und pralle Haut vor, bei der keinerlei Poren zu sehen sind. Ein ordentliches Make-up wird von den meisten Menschen schon aus Höflichkeitsgründen verlangt. Um diesen Standards zu entsprechen, nehmen Koreanerinnen viel auf sich: K-Beauty, also koreanische Gesichtspflege und Make-up, gehört zu den aufwändigsten Pflegeritualen der Welt.
Einige Frauen verwenden bis zu zwei Stunden am Tag für ihre Gesichtspflege
Viele Frauen arbeiten täglich eine zehnstufige Gesichtspflege ab, um dem Idealbild nahe zu kommen: Zunächst wird ein Make-up-Entferner auf Öl-Basis aufgetragen, dann abgewaschen, danach kommt ein Reiniger auf Wasser-Basis. Danach wird das Gesicht mit einem Peeling behandelt, dann kommt ein Toner darauf, danach eine Pflege-Essenz und diverse Seren. Schritt sieben beinhaltet eine Gesichtsmaske, danach kommt eine Augencreme, dann eine Feuchtigkeitspflege und als Abschluss noch eine Pflege mit Lichtschutzfaktor. Nach diesen zehn simplen Schritten ist das Gesicht dann bereit für das Make-up.
Wer sich so ausgiebig mit seiner Gesichtspflege auseinandersetzt, erzielt natürlich Ergebnisse, doch diese Rituale kosten nicht nur viel Geld, sondern auch sehr viel Zeit: Einige Frauen verwenden bis zu zwei Stunden am Tag für ihre Gesichtspflege – Zeit, die komplett unbezahlt ist und ihnen an anderer Stelle fehlt.
Einige Koreanerinnen haben genug von dieser Fixiertheit auf Äußeres. Im Rahmen von Protestmärschen gegen illegale Filmaufnahmen auf öffentlichen Damentoiletten (ein Delikt, das in Korea weit verbreitet ist), sind im Juni erstmals mehrere Feministinnen ungeschminkt und mit Kurzhaarfrisur aufgetreten. Seitdem hat die Bewegung weitere Kreise gezogen. Viele Frauen, die sich bis vor Kurzem völlig selbstverständlich dem Schönheitsideal angepasst hatten, sehen dieses nun kritisch und zeigen sich ungeschminkt in der Öffentlichkeit, was für sie schon eine Form des Protests darstellt.
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Ironischerweise ist K-Beauty in den USA und Europa seit ungefähr zwei Jahren der große Trend in der Kosmetik-Branche. In Städten wie München oder Berlin gibt es Shops, die sich komplett auf die koreanische Kosmetik spezialisiert haben. Alle größeren Drogerie-Ketten haben inzwischen koreanische Sheet-Masken im Angebot und die Produktpaletten von Kosmetik-Herstellern werden gefühlt minütlich erweitert, um möglichst viele Produkte an die Frau zu bringen.
Die koreanische Kunst, sich in mindestens acht Schichten zu pflegen, wird hierzulande also als das Nonplusultra der Gesichtspflege vermarktet – während die Südkoreanerinnen sich dieses Korsetts gerade wieder entledigen.
chwa