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Jörg Breithuts Buch „Nach dem Pfefferspray war das Steak ungenießbar“
Was haben Uranerz aus der Dose, eine Vier-Liter-Kaffeetasse und Raumspray mit Hühnersuppen-Duft gemeinsam? Sie alle sind Produkte, die so absurd sind, dass nur absurde Menschen sie aus absurden Gründen kaufen. Die Rezensionen zu solchen Produkten auf Online-Bewertungsplattformen sind demnach genauso absurd – aber manchmal auch wahnsinnig kreativ und klug.
Der Journalist Jörg Breithut hat sie in seinem Buch „Nach dem Pfefferspray war das Steak ungenießbar!“ zusammengetragen. Er durchforstete das Netz, las 15.000 Kommentare und nach acht Monaten war sein Werk vollendet: In Breithuts Sammlung treffen wir nicht nur auf die witzigsten Bewertungen, sondern auch auf die schrägsten Angebote von Amazon, Yelp, Tripadvisor und Co.
„Der Anfang war leicht gemacht“, sagt Breithut. „Produkte wie das Riesenmesser von Wenger sind eine Legende im Netz und auch Hutzlers Bananenschneider ist legendär.“ Später sei es schwieriger geworden – deshalb suchte er Produkte, die an sich schon so kurios sind, dass sie die Rezensenten geradezu herausfordern – wie der Ufo-Detektor, das Riesenschaukelpferd Pinolino, eine Warnweste für Hühner oder das Buch „Wie man Holz erkennt“.
Aber auch ganz normale Gegenstände regen offenbar die Fantasie der Bewerter an: „Da gibt es zum Beispiel ein extrem scharfes japanisches Messer. Obwohl das ja an sich nichts Besonderes ist, steht in den Kommentaren sowas wie ‚Ich habe schon beim Klick auf den Bestellen-Button alle Finger verloren’ oder ‚Ein ausgedrucktes Bild des Messers reicht schon, um Gemüse zu schneiden’“, sagt Breithut.
Und zuletzt bekamen vor allem auch die Produkte geniale Rezensionen, die sich kein Mensch leisten kann. Da kriegt das HDMI-Kabel für 10.500 Euro, ein Zoom-Objektiv für 25.000 Euro oder die Armbanduhr für 90.000 Dollar mal eben eine ganze Stange Superkräfte zugeschrieben, die den Preis rechtfertigen sollen: Die Armbanduhr verleiht ihren Benutzern zum Beispiel die Macht über die Zeit, den Physiknobelpreis, ist zudem besser als Chuck Norris und geht erst nach 20 Minuten Tauchgang in Lava kaputt.
Breithut ist begeistert von der Cleverness der Nutzer und sieht in ihren Kommentaren eine eigene Kunstform: „Sie sind pointiert, smart, ironisch. Mit nur zwei Sätzen entfalten sie Scherze mit eigener Dynamik.“ Größere lyrische Rezensionen oder seitenlange Erfahrungsberichte sind zwar auch lesenswert, doch nur einer hat es in Breithuts Kollektion geschafft: Christian Brandes’ (bekannt als Schlecky Silberstein) Bericht darüber, wie er die Kontrolle über sein Leben an einen Grill verlor, der seine Ehe zerstörte und beinah auch Brandes selbst. Sogar einen eigenen Youtube-Kurzfilm hat diese Bewertung bekommen.
Breithut hat die Produktbewertungen nach dem Urheberrecht zitiert und ergänzt sie durch eigene Kommentare, (echte) Beschreibungen jedes Angebots und Interviews mit den Verfassern oder denen, deren Produkte parodiert werden. Der Journalist hofft als langjähriger Fan dieses Internetphänomens, dass durch seine Sammlung noch viel mehr solcher kreativer Werke entstehen.