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Instagram: Die Munich Wrist Busters outen Fake-Luxusuhren
Panisch werden Instagram-Schnappschüsse gelöscht, Konten privat gestellt, Profile deaktiviert. Reality-TV-Stars, Rapper*innen, Influencer*innen und Fitness-Gurus versuchen seit Wochen, alle Beweise verschwinden zu lassen und ihre Spuren im Netz zu verwischen. Keiner will als „Faker“ auffliegen. Keiner will „gebusted“ werden. Aber es gibt kein Entrinnen: „If there’s something strange in your feed, who you gonna call?“ Munich Wrist Busters!
„Wir machen das, weil es uns nervt, wie Leute damit protzen“
Der Instagram-Kanal „Munich Wrist Busters“, den zwei junge Münchner betreiben, outet bei Instagram Fake-Luxusuhren und ihre Träger*innen. Seit November 2019 posten sie unter dem Hashtag #fakepeople als eine Art Stiftung-Realness-Test Fotos von Social-Media-Stars wie Eno und Jan Leyk, um sie beim Posen mit Fälschungen zu entlarven. Die Wrist Busters erklären detailliert, wie man Fakes von Originalen unterscheidet, wo Krone und Zifferblatt zu dünn, Gravuren und Schliffe unscharf sind. Mit ihrem Fachwissen geben sie Einblicke in die Welt der Edelchronographen und ärgern die Möchtegern-Rich-Kids-of-Instagram. Etwa 200 000 Menschen folgen den bayerischen Rolex-Sherlocks schon.
„Wir machen das, weil es uns nervt, wie Leute damit protzen“, sagen die Munich Wrist Busters, die mit ihrem Kampf für das Echte und Schöne bei Instagram nicht alleine sind. Die Münchner adaptierten für ihren Kanal ein Konzept aus den USA: Die „Fake Watch Bustas“ gehen schon seit Jahren auf Hochstaplerjagd. Seiten wie „Yeezybusta“ untersuchen die Echtheit von Sneakern und „Fakeamgbusta“ die von Luxuswagen. Die Darstellungen von Reichtum und Schönheit, die unsere Social-Media-Feeds zu To-Do-Listen der Selbstoptimierung machen, entlarven diese Seiten als großmäuliges Blabla.
„Seit Wochen stehen Leute vor unseren Häusern und beobachten uns“
Damit machen sich die Wrist Busters nicht nur Freund*innen. „Manche nehmen es mit Humor, wenn wir sie outen, manche leugnen es, andere drohen und stehen vor unserer Haustür“, verrät einer der Munich Wrist Busters, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen. Ihre Gesichter und Namen, ihre Berufe und genauen Wohnorte müssen geheim bleiben. Mit jetzt.de kommunizieren sie über eine E-Mail-Adresse, die keinerlei Rückschlüsse auf ihre Identität zulässt. Online werden sie seit Monaten bedroht und auch im echten Leben hat sich ihr Alltag verändert. Einer der Wrist Busters erzählt, wie ernst die Lage inzwischen sei: „Seit Wochen stehen Leute vor unseren Häusern und beobachten uns. Wenn Familienmitglieder aus dem Haus gehen, laufen sie ihnen nach und folgen ihnen, um uns einzuschüchtern. Das ist ganz normal für uns. Eigentlich alltäglich.“
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„Uhren sind ein Statussymbol, manche meinen, mit einer teuren Uhr am Arm ist man etwas Besseres“
Im deutschen Hip-Hop haben ihre Enthüllungen eine Diskussion ausgelöst. Luxusuhren gelten bei Rapper*innen als Trophäen ihres sozialen Aufstiegs, dienen als Requisiten der eigenen American-Dream-Story: Wer sich nach oben boxt, wird reich belohnt. Eine gefälschte „Roli“ ist hingegen die Ursünde, ein Verbrechen an der „Realness“. Um sich von diesem Verdacht freisprechen zu lassen, gehen Bonez MC, Juju und Farid Bang bei Instagram direkt auf die Wrist Busters zu. Sie lassen sich von ihnen die Echtheit ihrer Schmuckstücke bescheinigen. Innerhalb weniger Monate haben sich die Münchner in der Szene als Richter über Original und Fake, Player und Poser einen Namen gemacht. Auch wenn ihnen das Gehabe eigentlich nicht geheuer ist: „Uhren sind ein Statussymbol, manche meinen, mit einer teuren Uhr am Arm ist man etwas Besseres. Das ist fest in unserer Gesellschaft verankert. Leider.“