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Wo ist Walter – die Corona-Edition: Der Illustrator über sein Projekt
Mehr als siebeneinhalb Milliarden Menschen leben auf diesem Planeten – kein Wunder, dass es manchmal ganz schön schwer sein kann, einen Typen mit roter Pudelmütze, Brille und gestreiften Pulli zu finden. Darum geht es nämlich in der beliebten Wimmelbuch-Serie „Wo ist Walter“. Walter, der in Großbritannien Wally und in den USA Waldo heißt, reist um die Welt, und sein Publikum muss ihn erspähen. Dabei fragt man sich schon manchmal: Was treibt sich der Typ immer in irgendwelchen überfüllten Innenstädten, Schwimmbädern und Parks rum? Er macht es einem damit ja nicht gerade leicht!
Die Kinderbücher von dem Briten Martin Handford werden seit 1987 veröffentlicht und haben bis heute ihren Reiz nicht verloren. Allerdings – ist Waldo nun auf einmal ganz leicht zu finden. In der neuen inoffiziellen Coronavirus-Edition bleiben nämlich alle siebeneinhalb Milliarden Menschen brav zu Hause, um sich sozial zu distanzieren. Und Waldo? Ist ganz allein unterwegs.
Wo ist Walt... ah! Da ist er ja. So schnell sollte es in Coronazeiten gehen .
Die Idee zu der zeitgemäßen Anpassung kommt von dem argentinischen Illustrator Pedro Mezzini, der selbst immer ein großer Fan der Bücher war, weil es darin immer etwas zu entdecken gab. Jetzt erzählt er im Chat: „Als diese Isolation und Quarantäne begann, konnte ich nicht aufhören über die Menschenmassen in dem Buch nachzudenken.“ Wie unmöglich solche Menschenaufläufe gerade wären – und, dass Waldos Umfeld in dieser Zeit vielleicht etwas anders aussehen müssten. „Ich habe auf der Stelle angefangen die Leute aus den Illustrationen zu entfernen.“
Auf jeden Fall ist das Suchvergnügen jetzt kürzer. Walter, alias Wally oder Waldo, kann einen aber trotzdem froh machen.
Die echten Menschen lieben die neu-interpretierten und zweckentfremdeten Bilder, die Pedro unter anderem auf Instagram veröffentlicht hat. Pedro erzählt, die häufigste Reaktion auf seine Idee sei die Nachfrage: „Kannst du uns bitte sagen, wo ich dieses Buch kaufen kann??“ Er müsse den Leuten dann immer sagen, dass man das Buch leider nicht käuflich erwerben könne. Die Bilder, die er veröffentlicht hat, habe er eben „nur zum Spaß“ kreiert. Er würde sich aber auch wünschen, dass das Buch echt wäre. Und: Jede Menge Leute würden seine Version von Waldos Abenteuern auch feiern, weil sie den reisewütigen jungen Mann endlich finden könnten.
Selbst in der Großstadt scheint niemand unterwegs zu sein. Wer genau hinschaut, entdeckt jedoch Menschen, die aus ihren Fenstern schauen.
Und wie viel Ernst steckt hinter den Bildern? Für Pedro nicht viel – er hofft, dass das auch so bleibt: „Für mich ist die Situation bisher einfach, weil ich mit meiner Frau und unseren zwei Katzen zu Hause eine super Zeit habe.“ Als Illustrator ginge das mit dem Home-Office eigentlich gut. Sein Trick für die Quarantäne ist es, über Ideen nachzudenken und zu versuchen Menschen zum Lachen zu bringen „in dieser Zeit, in der ein Lachen so willkommen ist“. Pedros Corona-Waldo hat dabei bestimmt vielen Menschen geholfen.
mpu/soas