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„Ich wiege einen Ehemann, ein freundliches Herz und Feminismus“

Foto: Screenshot/Twitter

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Wir schreiben das Jahr 2018, halten uns meist für aufgeklärt und emanzipiert. Trotzdem schämen wir uns, vor allem als Frauen, noch oft für unsere Körper, weil sie einem kaum erreichbaren Schönheitsideal nicht entsprechen. Millionen leiden darunter, ihr Traumgewicht nicht erreichen zu können: Sie fühlen sich zu dick oder zu dünn oder denken, dass die Kilos zumindest falsch verteilt seien. Obwohl, so findet Jameela Jamil, doch eigentlich gar nicht wichtig ist, wie viele Kilos man wiegt.

Die Schauspielerin von „The Good Place” erschuf deshalb schon im März den Instagram-Account @i_weigh. Darauf postete sie ein Spiegelselfie von sich und schrieb darüber: „Ich wiege: eine liebevolle Beziehung. Großartige Freunde. Ich lache jeden Tag. Ich liebe meinen Job. (...) Ich mag mich selbst, obwohl die Medien mir beigebracht haben, mich selbst zu hassen.“

Dann kommentierte sie ihr eigenes Bild und forderte andere auf, doch auch mitzumachen: Auf diesem Account öffentlich zu sagen, was sie wiegen – aber nicht mit einer Angabe in Kilogramm, sondern indem sie aufzählen, was ihnen wirklich wichtig im Leben sei, was sie als Mensch ausmache. 

Auf diesen Aufruf reagierten und reagieren noch tausende von Frauen. Sie alle folgen dem Beispiel Jamils, posten ein Foto von sich selbst und schreiben darüber, was sie alles ausmacht. 

Auf diesen Fotos beschreiben einige Frauen auch Äußerlichkeiten wie „meine Tinte“ (Anm. der Redaktion: gemeint sind Tattoos), „mein Stil“ oder „klein“.

Die meisten aber beschreiben vor allem Talente, Eigenschaften oder Kämpfe, die sie schon gewonnen haben. Außerdem messen viele ihren Wert an ihren Beziehungen und Jobs. So könnte eine mögliche Konstelation heißen: „Ich wiege einen Ehemann, ein freundliches Herz und Feminismus“, aber auch „Ich wiege mein Talent fürs Backen und dass ich 24 Länder bereist habe“.

Einige nutzen den Account und die Hashtags #iweigh und #fuckingkg auch, um zusätzlich noch auf andere schwere Themen als nur Bodyshaming aufmerksam zu machen: Psychische Krankheiten werden in den Bildern immer wieder als etwas genannt, dass für sie schwer wiegt. 

Was am Ende auch auffällt: Tatsächlich fühlen sich fast nur Frauen dazu berufen, Bilder an den Account zu schicken. Allerdings gibt es vereinzelt auch Männer, die sich darauf zu Wort melden und auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machen wollen.

Einer schreibt beispielsweise, dass sowohl seine Homosexualität als auch seine dunkle Hautfarbe viel wiegen würden. Genau – und da schließt sich dann doch wieder der Kreis – wie sein großer Bauch. Für Letzteren scheint er sich aber ebenso wenig zu schämen wie für alles andere, das ihn ausmacht. Er hat damit eine Einstellung verinnerlicht, die Jamil wohl noch vielen weiteren Menschen da draußen gerne mitgeben würde. 

lath

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