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Homosexualität im Fußball
Der Fußball ist bekanntermaßen ein Sport, in dem sich Homophobie hartnäckiger hält als in anderen Bereichen unseres Lebens. In dem sie gerne mal hochkocht und von Ultras oder anderen Hasenhirnen unverhohlen aufs Spielfeld gegrölt wird. Nicht zuletzt deshalb outen sich schwule Fußballprofis bis heute in der Regel nicht. Eine Ausnahme ist Thomas Hitzlsperger, der 2014 nach dem Ende seiner aktiven Karriere bekanntgab, dass er schwul ist. Oder der US-Amerikaner Robbie Rogers, der nach seinem Coming Out 2013 seinen sofortigen Rücktritt bekanntgab, wenige Monate später aber sein Comeback hatte.
Zumindest virtuell scheint der Fußball jetzt liberaler zu werden: Die diesjährige Edition des Computerspiels Football Manager enthält erstmals ein Feature, das virtuelle Fußballprofis offen schwul sein lässt. „Es ist komisch, dass das im Fußball immer noch ein Problem ist, darum haben wir uns entschieden, den Leuten zu zeigen, dass ein Coming Out keine große Sache ist und positiv sein kann“, sagt Miles Jacobson, der leitende Entwickler des Spiels, gegenüber der BBC. „Es ist einfach verrückt, dass wir 2017 in einer Welt leben, in der Menschen nicht sie selbst sein können.“
Die Spieler schlüpfen in Football Manager 2018 in die Rolle des Teammanagers und lenken zum Beispiel die Transfers ihrer Mannschaft. Das Spiel outet dabei natürlich keine realen Fußballprofis, sondern Fantasiespieler, die der Simulator regelmäßig generiert, um den virtuellen Transfermarkt zu beleben.
Sieht im Spiel dann in etwa so aus: Der Teammanager wird per Nachricht in seinem virtuellen Postfach darüber informiert, dass sich eines seiner Teammitglieder zu seinem Schwulsein bekannt hat. Das Outing hat in dem Spiel einen positiven Effekt: Kurze Zeit später meldet die Finanzabteilung des Vereins ein Umsatzplus, welches mit der neuen Aufmerksamkeit aus der queeren Community begründet wird.
Wie realistisch das ist, lässt sich schwer sagen: Im realen Fußball hat sich bislang kein aktiver Spieler geoutet. Auch in Football Manager 2018 wird das nicht reihenweise passieren. „Nicht jeder wird diese Nachricht in seinem Spiel bekommen. Sie ist ziemlich selten, aber wir wollen, dass sie als eine positive Nachricht gesehen wird“, sagt Chefentwickler Miles Jacobson. Außerdem werden nur Spieler ihre Homosexualität bekanntgeben, in deren Herkunftsländern sie legal ist. Kommt ein virtueller Fußballprofi aus einem Land, in dem Homosexualität verboten ist, wird dieser sich auch nicht outen.
Die Entwickler des Fußballsimulators wollen mit dem neuen Feature zeigen, dass Homosexualität völlig normal ist und man 2017 eigentlich keine große Aufregung mehr darum zu machen braucht. Solange sie die Funktion nicht aus Werbegründen integriert haben: ehrenwertes Anliegen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich solche Entwicklungen in der Spieleindustrie auch auf den realen Fußball auswirken – längst überfällig, dass schwule Fußballer sich outen können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen.
jwh