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Olympia-Athlet adoptiert Welpen aus koreanischer Hundefleisch-Farm

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Kurz vor dem Ende der Olympischen Spiele besuchte der amerikanische Freestyle-Skifahrer Gus Kenworthy eine Hundefarm nahe Seoul – und adoptierte einen Welpen. Unter dem Hashtag #dogsarefriendsnotfood postet er auf Instagram ein Bild von sich und seinem neuen Schützling und bekommt dafür fast 200.000 Likes. Doch neben Bravo-Rufen schlägt ihm auch laute Kritik entgegen. Denn der Amerikaner kritisiert die Unmenschlichkeit der Hundefarm, die er besuchte – Vegetarier ist er aber nicht. Und Koreaner auch nicht.

Man wirft ihm Kulturimperialismus und westliche Doppelstandards vor. Denn während Gus Kenworthy in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, in der Hunde Haustiere sind und als bester Freund des Menschen und treue Begleiter gelten, ist das in Ostasien nun einmal anders. In Südkorea zum Beispiel, wo Kenworthy nur drei Wochen für die Olympischen Spiele verbracht hat, hat der Verzehr von Hunden genauso Tradition wie bei uns der von Schwein und Rind.

 „Dass Hunde zu essen Teil der Kultur Koreas ist, ist ein Argument“, schreibt Kenworthy sogar selbst schon in seinem Originalpost auf Instagram. „Und obwohl ich dem persönlich nicht zustimme, stimme ich zu, dass ich nicht in der Position bin, den Menschen hier westliche Ideale aufzuzwingen. Trotzdem ist es absolut unmenschlich, wie diese Tiere behandelt werden und Kultur sollte nie der Sündenbock für Grausamkeit sein“, argumentiert der Amerikaner. „Es tut mir leid, wenn es aussah, als würde ich Koreaner verurteilen. Das tue ich nicht. Ich will nur helfen, die Misshandlung von Hunden zu beenden!“, erklärte er nachträglich auf Twitter.

In den Kommentaren zu seinem Original-Post auf Instagram verbindet sich die Kulturkomponente mit der Kritik daran, dass Kenworthy bestimmte Tiere über andere zu stellen scheint. Schließlich lautet sein Hastag nicht „Animals are friends. Not food“, sondern schützt nur Hunde. „Um eine starke Meinung in einem Fall wie diesem zu vertreten, muss man Worten Taten folgen lassen“, heißt es in einem der Kommentare. „Das heißt, du musst vegan werden und Mitgefühl für alle Tiere haben, nicht nur für süße, knuddlige Welpen und Hunde. (...) Wenn du Bücher wie ‚Fast Food Nation‘ liest, wirst du sehen, dass die Zustände in Schlachthäusern der USA absolut grauenhaft und untragbar sind.“ Ein anderer Nutzer schreibt: „Ich stimme ihm zu, ja, aber was ist mit den Hühner-Farmen überall in Nordamerika? Warum versuchst du, einem anderen Land zu sagen, wie es seine Tiere zu behandeln hat, wenn dein eigenes Land auch nicht besser ist?“

Andere verteidigen die tierliebe Aktion des karnivoren Amerikaners: „Nur, weil Tiere im Westen auf unmenschliche Art behandelt und getötet werden, sollte das nie heißen, dass wir unsere Augen anderswo von so etwas abwenden sollten, egal wo in der Welt! (...) Selbst, wer kein Hundefleisch isst; als Menschen können wir uns sorgen und solche Themen aufbringen! Die Welt braucht mehr Bewusstsein für Tiermisshandlungen, ungeachtet dessen, woher wir kommen!“ Und ungeachtet dessen, um welche Tiere es sich handelt.

Kenworthy sagt auf Twitter Ähnliches:

Auf der Farm, die er besucht hat, werden 90 Hunde gehalten. Sie würden misshandelt, seien unterernährt, in winzige Gehege gepfercht und den Witterungen schutzlos ausgesetzt, schreibt er. Die Hunde würden per Elektroschock vor den anderen getötet und das könne bis zu 20 Minuten dauern.

Die Schließung der Farm, die er besuchte, wurde bereits durch die Humane Society International (HSI) in Gang gesetzt. Die Organisation setzt sich gegen Massentierhaltung, die Jagd auf Wale und Delfine, Tierversuche und Wilderei ein und überredete den einsichtigen Halter zur Schließung seiner Farm. Auch die anderen Hunde werden also nicht auf dem Teller landen, sondern zu Adoptivfamilien in Kanada und den USA kommen.

„Ich hoffe, dass mein Besuch hier eine Gelegenheit ist, das Bewusstsein gegenüber der Unmenschlichkeit des Hundefleisch-Handels aufzubringen und gegenüber der Misere von Hunden überall, auch zu Hause in den Staaten, wo Millionen von Hunden ein zu Hause brauchen, in dem sie geliebt werden“, schloss Kenworthy seinen Post ab. Er wurde in Korea nicht zum ersten Mal zum Hunde-Aktivist. Schon bei den Olympischen Spielen im russischen Sotschi 2014 rettete er fünf Welpen – er las sie von der Straße auf und fand in Amerika ein zu Hause für sie.

Laut dem Online-Magazin The Spruce haben je nach Quelle maximal 30 Prozent der Koreaner jemals Hundefleisch probiert. Außerdem gilt gerade unsere Generation als nicht mehr besonders interessiert daran. Schätzungen der HSI zufolge gibt es in Südkorea 17.000 Hundefleisch-Farmen, die jährlich etwa zwei Millionen Hunde zum Verzehr bereitstellen. In Deutschland wurden letztes Jahr 28 Millionen Schweine zur Schlachtung gehalten.

nake

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