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Das Klapphandy ist zurück
Dieses sanfte „Klack“-Geräusch, wenn sich leise der Bildschirm auf die Tastatur legt. Der lässige Schwenker, wenn das Telefon klingelt und man es erst mal aufklappen muss. Die ganzen coolen Tricks, die man mit diesem Handy noch machen konnte, ohne dass man einen Totalschaden befürchten musste. E1150i. LGC3300. Nokia2760. Codes, die sofort Nostalgie-Gefühle wecken. Gemeint sind Klapphandys. Und wem beim Gedanken an diese Technik-Relikte der 1990er auch ein bisschen warm ums Herz wird, der darf sich jetzt freuen, denn: Sie! Sind! Zurück!
Die Gründe dafür sind allerdings sehr verschieden. Einerseits passt der Trend insgesamt zum stilistischen Revival der 1990er. Tattoo-Halsketten, Plateauschuhe und Hard-Trance sind längst wieder in der Partyszene und im Hipster-Alltag etabliert, Ketten wie H&M verkaufen wieder ganz ernsthaft Scrunchie-Haargummis aus den Neunzigern, alte Spielkonsolen lieben sowieso alle. Nur das technische Alltagsgadget fehlte noch – bis jetzt. Denn seit einer Weile wird in den USA das „flip-phone“ wieder völlig schamlos in der Öffentlichkeit benutzt, unter anderem von Kim Kardashian und Schauspieler Daniel Day-Lewis.
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Während Kim Kardashian ihr pinkes Ferrari-Klapphandy sicherlich mit viel Bedacht aus stilistischen Gründen gewählt und perfekt inszeniert hat, wirkt Daniel Day-Lewis in der New Yorker U-Bahn eher beiläufig mit seinem flip-phone beschäftigt. Vielleicht ist der technische Rückschritt bei ihm keine Style-Frage, sondern Teil einer Debatte, die uns alle spätestens nach Mark Zuckerbergs Rechtfertigungsmarathon vor dem US-amerikanischen Kongress beschäftigt. Nämlich die Frage, was unsere Smartphones so alles mitschneiden und wo diese Daten dann am Ende landen.
Tatsächlich rufen bereits Autoren in Magazin- und Zeitungsbeiträgen das Klapphandy zum neuen tragbaren Protest-Statement aus. Seht her, soll es sagen, ich will durch mein Konsumverhalten etwas gegen die Macht von Big Data tun. Fitness-Apps, Bewegungstracker und persönliche Fotos können, sobald wir damit online unterwegs sind, von Konzernen zur Datenanalyse genutzt werden, ob wir wollen oder nicht. Und oft wollen wir ja sogar: Wir stimmen in den AGBs von Facebook, Instagram und Co ja sogar freiwillig zu, dass unsere Daten verarbeitet werden, um weiter Teil dieser sozialen Netzwerke zu bleiben. Das Klapphandy befreit uns aus diesem Dilemma: Kein GPS, kein Bluetooth, kein Tracking. Würde sich dieser Trend rasant ausbreiten, müssten viele Werbefirmen ihre Strategie ändern.
Wem das alles nicht ausreicht, sich Kardashian und Day-Lewis anzuschließen, der könnte sich aus ganz praktischen Gründen für eine Reise zurück in die Neunziger entscheiden: Die Klapphandys gibt es online ab zehn Euro zu kaufen, der obligatorische Bildschirmriss, den jedes Smartphone früher oder später ereilt, bleibt aus (es ist ja zugeklappt) und über Akku-Probleme muss man sich auch keine Sorgen machen, weil die Batterien bei den alten Dingern locker eine Woche hält.
Es bleibt eine letzte brennende Frage: Werden die Klapphandys von Nokia, LG und Co bald wieder hergestellt? Die Nokia-Zentrale in München wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern. Vielleicht planen sie ja schon das Come-Back des Nokia 3310, das Handy auf dem man Snake spielen kann und das gleichzeitig sehr gut als Bierflaschenöffner funktioniert. Damit wäre der Konzern der Vergangenheit dann sogar noch ein Stück weiter voraus als Kim Kardashian.