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Chinesische Datenbank listet Millionen „zuchtbereite“ Frauen

Junge Frauen sind in China begehrt – denn es gibt viel weniger von ihnen als Männer.
Foto: AFP / Wang Zhao

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Zumindest in westlichen Ländern wird es gerade stark diskutiert: Der niederländische Internetexperte Victor Gevers stieß kürzlich auf eine chinesische Datenbank, in der persönliche Daten von über 1,8 Millionen Frauen frei zugänglich gemacht wurden. Dazu gehören deren Namen, Telefonnummern und Adressen, ihr Beziehungs- und Bildungsstatus. Aber auch etwas, das als „BreedReady“-Status übersetzt wird.

Einige Twitter-Nutzer hoffen angesichts dieser Nachricht, dass es sich bei der Formulierung „Breedready“ schlicht um eine sehr ungelenke Übersetzung handelt. Denn das englische Wort bedeutet übersetzt so viel wie „zuchtbereit“. Es reduziert also Frauen harsch auf ihre Gebärfähigkeit, ähnlich wie es sonst nur bei Tieren passiert.

Andere Twitter-Nutzer glauben, dass die Übersetzung eben doch so gemeint war – und reagieren entsetzt. Einige ziehen Vergleiche zur Distopie „The Handmaid's Tale“, wo Frauen als Gebärmaschinen betrachtet werden.

Tatsächlich soll der Breedready-Status wohl genau das angeben: Wie viele Kinder eine Frau schon hat und/oder wie wahrscheinlich es ist, dass sie noch welche gebären wird. Das Durchschnittsalter der Frauen in der Datenbank lag laut Gevers bei 32 Jahren, die jüngste Frau in der Liste war erst 15 Jahre alt. Mehr als 90 Prozent der aufgelisteten Frauen wurden als Singles eingeordnet, alle anderen als geschieden oder verwitwet.

Die genaue Funktion der Datenbank ist genau wie die Identität der Betreiber noch nicht geklärt. Es gibt aber zwei Theorien dazu: Eine ist, dass die Datenbank als Verzeichnis für Männer auf der Suche nach einer geeigneten Frau dient. Viele Chinesen verzweifeln nämlich bei der Partnersuche, in China leben deutlich mehr Männer als Frauen.

Andererseits wäre aber wohl auch denkbar, dass der chinesische Staat die Datenbank verantwortet. Schließlich sinken die Geburtenraten in China immer weiter, obwohl Nachwuchs (nach Jahren der Ein-Kind-Politik) inzwischen wieder nötig wird. Gevers verspricht auf Twitter, Bescheid zu sagen, sobald es neue Informationen dazu gibt.

Dem Guardian gegenüber sagte er außerdem, er versuche gerade, einige der Frauen, die in der Datenbank (teils wohl mit Links zu deren Facebook-Seiten) aufgelistet sind, zu kontaktieren. Er wolle so herausfinden, ob die Frauen ihre Informationen freiwillig für die Datenbank herausgegeben haben.

Währenddessen gestaltet sich die Suche nach den Betreibern offenbar sehr schwierig. Nachdem Gevers einige Screenshots von der Datenbank gemacht und über die sozialen Netzwerke verbreitet hat, reagierten sie schnell: Seit Montagmittag lässt sich die Seite nicht mehr anwählen, schreibt Gevers.

Gevers, der für eine Non-Profit-Organisation arbeitet, hat bei seinen Recherchen aber auch eine weitere fragwürdige Datenbank aus China gefunden, nämlich die des Gesichtserkennungs-Unternehmens SenseNets. Durch eine Sicherheitslücke wurde klar, dass es Millionen von Muslimen in der Region Xinjiang überwacht hatte. Private Informationen, wie Ausweisnummer und Aufenthaltsorte, waren über diese Menschen im Netz frei zugänglich. Nach Gevers Enthüllung begann das Unternehmen, die Sicherheitslücke zu schließen.

lath

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