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Chatbot nervt Betrüger
Drei ungelesene Mails und alle sind dubios. In der einen macht einem irgendein Prinz ein Geschäft schmackhaft, in der nächsten geht es um eine Erbschaft, in der dritten um ein Heiratsangebot – und in allen um viel, viel Geld, das man bekommen soll. Natürlich erst, nachdem man selbst einen ganzen Batzen bezahlt oder mit seinen Kontodaten rausgerückt hat.
Klar, dass man darauf nicht eingeht, sondern die Mails löscht. Das Problem: Die Betrüger machen trotzdem weiter und irgendjemanden werden sie schon erwischen. Allein organisierte Betrüger-Banden aus Nigeria, einem Zentrum des Scam-Mailings, erschleichen sich so jährlich Summen in Millionenhöhe. Es ist nicht leicht und dauert lange, die Täter zu identifizieren und auszuschalten. Allerdings gibt es auch eine schnelle Methode, den Schaden wenigstens zu begrenzen: Man muss die Betrüger einfach ein bisschen auf Trab halten, damit sie weniger Zeit haben, sich ihren Machenschaften zu widmen.
Netsafe, eine neuseeländische Organisation für Internetsicherheit, hat genau zu diesem Zweck den Chatbot Re:Scam programmiert, der vergangenen Mittwoch seine Arbeit aufgenommen hat: Wer eine Scam-Mail bekommt, kann sie an me@rescam.org weiterleiten. Der Bot gibt sich dann als Opfer aus, das auf das Angebot reingefallen ist und tauscht Mails mit dem Betrüger aus. Allerdings ist Re:Scam ein ziemlich nerviges Opfer, das absichtlich dumme Fragen stellt, sich über sein Gegenüber lustig macht und einfach nicht mit den gewünschten Infos wie etwa der Bankverbindung herausrückt. Laut Netsafe kann der Bot unendlich lange mit den Betrügern hin und her mailen und so deren Zeit und Ressourcen binden.
Die ersten Erfolge von Re:Scam wurde in einem kleinen Video vorgestellt, das zeigt, dass der Bot nicht nur nützlich und effizient (oder eben besonders unnütz und ineffizient ist) ist, sondern auch sehr, sehr lustig. Auf eine Mail, in der der Empfänger gefragt wurde, ob er den Illuminati beitreten und dafür fünf Millionen Dollar erhalten wolle, antwortete Re:Scam mit großem Interesse und der Gegenfrage: „Gibt’s bei euch auch einen Bingo-Abend?“ Antwort: Nein, aber ob er wohl seine Bankdaten senden könne? Für Re:Scam kein Problem – „aber aus Sicherheitsgründen werde ich die Ziffern meiner Bankverbindung einzeln nacheinander schicken.“
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Innerhalb von 24 Stunden nach seiner Liveschaltung hatte Re:Scam bereits 6000 Mails erhalten und 1000 Gespräche mit Betrügern geführt, berichtet der Guardian. Die bisher längste Konversation war 20 E-Mails lang. Und je mehr Mailverkehr er hat, desto vielseitiger und geschickter wird er natürlich, weil er dazulernt.
Weil Netsafe den Unterhaltungswert seines Bots erkannt hat, gibt es jetzt sogar einen Re:Scam-Twitter-Account mit Highlights aus den Mails. Und wenn man sich die so durchliest, wünscht man sich fast, dass die Betrüger niemals mit ihren Betrugsversuchen aufhören – solange niemand anders darauf eingeht als dieser sympathische Bot:
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nasch