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Bach und die besten Tänze von Axl Rose

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Wichtigster Tag der Woche: Gibt es eigentlich keinen. Ich setze allerdings etwas Hoffnung in den Freitag, beziehungsweise darin, dass da die Baustelle in meiner Wohnung endlich ein Ende hat. Kein Baustaub mehr. Keine Fräsgeräusche. Keine Löcher in der Wand, aus denen Kabel züngeln wie giftige Schlangen kurz vorm Angriff. Das wäre so schön. Angesichts der Erfahrungen der letzten Wochen ist das aber eine sehr scheue Hoffnung...

Politisch interessiert mich... wie es in Ägypten weitergeht. Und fast noch etwas mehr, wie sich die Lage in Tunesien entwickelt. Ich war dort während des Wahlsiegs der Ennahda gerade auf einer Recherchereise und habe unter anderem den Parteivorsitzenden Rachid al-Ghannouchi interviewt.

Wochenlektüre: Ich muss unbedingt endlich „Pulphead“ von John Jeremiah Sullivan fertig lesen. Das Buch ist eine Sammlung der besten Reportagen des amerikanischen Journalisten. Texte über „Das finale Comeback des Axl Rose“, über Darsteller einer Reality-Show, über Michael Jackson, Disneyland oder Höhlenmalerei. Was in Summe nicht weniger ergibt, als einen unglaublich detailreichen Überblick über die amerikanische Gesellschaft und Kultur. Sullivan hat die gigantische Gabe, sich jedem Thema mit großem Interesse, mit – so fühlt es sich jedenfalls an – ehrlicher Neugier zu nähern. Deshalb geraten seine Reportagen auch nie herablassend, nie überheblich. Und deshalb ist es nicht nur völlig legitim, sondern beinahe Pflicht, dass er in der hierzulande noch immer etwas verpönten Ich-Form schreibt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
Seinen Tänzen wurde in John Jeremiah Sullivans Reportageband "Pulphead" ein Denkmal gesetzt: Axl Rose. 
Lieblingsstelle: „Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass Axl an diesem Abend genauso gut tanzt wie früher, als seine Fersen noch fließend von der Körpermitte weg nach außen glitten und es aussah, als seien beide mit einem Zauberstab berührt worden, der sie von Widerstand und Masse erlöst hat, und auch wenn er mich in gewissen Augenblicken an meinen besoffenen Redneck-Onkel erinnert, der nach einer Super-Bowl-Party versucht, »seinen Axl Rose« darzubieten: Er schlägt sich ehrenvoll. Er macht den »Scheiße, mir ist eine Bowlingkugel auf den Fuß gefallen«-Mikroständer-Drehtanz; er macht den »Tänzel mit dem Mikroständer seitwärts wie ein angreifender, speerschwingender Ritualkrieger«-Tanz zwischen den einzelnen Strophen. Und nach jeder Zeile starrt er die Menschen aus diesen merkwürdig verwunderten und trotzdem furchtlosen Augen an, die aussehen, als hätte man ihn gerade dabei überrascht, wie er sich in seinem Bau über ein Stück Aas hermacht.“  

Kinogang? Au weh. Da bin ich gerade ziemlich blank. Weil im Sommer, da treibt's mich nicht so ins Kino. Ich würde mir aber tatsächlich nochmals "Lone Ranger" ansehen, in der Hoffnung, beim zweiten Mal für mich klären zu können, ob's der schönste Slapstick seit Jahren oder kompletter Blödsinn ist. Eigentlich sollte man es aber so herum angehen: Mir ist fast egal, welcher Film – Hauptsache, ich schaffe es noch mindestens einmal (besser fünf) ins „Kino, Mond und Sterne“. Meiner Meinung nach das schönste Open-Air-Kino Münchens. Wobei ich am Wochenende endlich mal im Viehhof war. Hat auch was. Vor allem guten Wein! Soundtrack:

Momentan für mich definitiv Chris Thile. Johannes Waechter vom SZ-Magazin hat vor kurzem ein Interview mit Thile veröffentlicht, in dem es unter anderem um dessen neues Album "Sonatas & Partitas" geht. Ein irrwitzig gutes Stück Musik ist das. Thile interpretiert Bach-Stücke auf der Mandoline – und zwar technisch gewaltig und mit Ausdrucksmöglichkeiten, die der Violine tatsächlich fehlen. Für die ist die Musik ursprünglich geschrieben. Sonst spielt Thile übrigens Bluegrass. Das höre ich gerade parallel und stelle fest: funktioniert grotesk gut zusammen.

 

Wenn ich diese Woche woanders sein könnte... dann in den Bergen. Ich bin müde.

 

Noch schnell erledigen: Ich schließe mich den Flüchen des Kollegen von der vergangenen Woche an: Urlaub planen! Himmelherrgott noch mal, den verfluchten Urlaub endlich planen! Auch wenn es erst Mitte September losgeht. Nach Italien übrigens.

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