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Der Sonntag mit: Daniel Bröckerhoff, TV-Journalist
Name: Daniel Bröckerhoff
Alter: 35
Geburts- und Wohnort: Ruhrpott und seit 14 Jahren Hamburg
So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Hola abuelita, yo trabajo como journalista y en el internet. Si! Computador!
Mein liebster Wochentag: Freitag, weil da der Stress der Woche langsam vorbei ist und das Wochende winkt.
Aktuelle Projekte: In-die-Kamera-Quatscher bei der Talk-Reportage-Sendung „Klub Konkret“ (Einsplus, Mittwoch, 20:15), Über-Medien-Berichter beim Medienmagazin Zapp (NDR, Mittwoch, 23:20), Ins-Internet-rein-Schreiber auf Twitter, Facebook und auf danielbroeckerhoff.de.
7:00 Uhr - Aufwachen. Die übliche kurze “Wo bin ich?”-Verwirrung, die man hat, wenn man an fremde Decken starrt. Achja. Berlin. Die neue Übergangswohnung meines Bruders, die so eingerichtet ist, als habe sich ein farbenblinder Grauer-Star-Patient beim Sperrmüll eingerichtet. 13 verschiedene Holztöne haben wir am Vortag gezählt. Muss man auch erstmal schaffen.
8:45 Uhr - S-Bahn. Erstmal Facebook checken: Sabine und Katrin waren gestern betrunken. Robert geht heute boarden, hat aber schlechte Laune. Verena will nicht aufstehen. Manchmal frage ich mich, wer das alles wissen will. Aber es gibt ein so schönes Gefühl der artifiziellen Verbundenheit. Auch wenn ich Verena und Robert zum Beispiel noch nie in Persona getroffen habe. Facebook zu. Noch zu früh für Nachrichten und Twitter. Also 9gag auf, lustige Bilder gucken. Ein Mann in Schweden hat angeblich auf einer Bachelor-Party vier Frauen geschwängert, die nun alle fast zeitgleich ein Kind von ihm bekommen haben:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
9:45 Uhr - ICE. Ein pünktlicher und nicht überfüllter Zug. Endlich Frühstück. Das Leben kann so einfach sein.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ich komme nicht dazu, Naomi Wolfs „The End of America“ weiter zu lesen. Eine gestern begonnene Twitter-Diskussion mit einem Juristen aus Berlin hält mich ab. Er will partout nicht einsehen, warum ich es scheisse finde, dass Moritz Bleibtreu (und Alexandra Maria Lara und Jürgen Vogel UND CHRISTIAN ULMEN!!) Werbung für eine Fast-Food-Kette machen. Ich will die Diskussion eigentlich schon seit gestern beenden. Aber der Herr kommt mit immer neuen haarsträubenden Argumenten angerannt. „Intolerant“ ist dabei mein Lieblingsvorwurf.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
11:00 Uhr - Hamburg. Gestern in Berlin noch den Sommer gefeiert. Heute gibt’s wieder Hamburger Wetter: Regen. Besser schnell dran gewöhnen. Und Gummistiefel sind ja auch sehr kleidsam. Und meine Regenjacke hab ich auch lang nicht mehr angehabt.
11:30 Uhr - Das beste an Sonntagen ist ja, dass man einfach im Bett bleiben kann. Ab dafür:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
13:30 Uhr - Das schlechte am Tagsüber-nochmal-zwei-Stunden-schlafen ist ja, dass man hinterher aussieht wie Pfirsichmus mit Griesbrei.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
13:45 Uhr - Oh cool, mein Bruder hat mir die kitschigste Postkarte aus dem Urlaub zum Geburtstag geschrieben.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Oh cool, mein Bruder hat mir einen Kühlschrank bei seinem Umzug überlassen, der tropft.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Oh cool, die Radieschen in dem Kühlschrank, den mir mein Bruder bei seinem Umzug überlassen hat und der tropft, haben die nächste Daseinsstufe erreicht und sich zunehmend verflüssigt. Das Leben auf der Erde – ein faszinierendes Mysterium!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Das Mysterium mach ich... ähm... später weg. Solange kommt ein Museumsschild dran.
14:00 Uhr - Haushaltswechsel, auf zu meiner Freundin. Wir erwarten Gäste aus unserem Verein zur Förderung der deutsch-brasilianischen Musik- und Tanzkultur. Kurz kann man auch „Sambaschule“ dazu sagen. Oder therapeutisches Trommeln. Oder „gute Entschuldigung, um Freunde zu treffen, Lärm zu machen und viel Bier zu trinken“. Neben den wöchentlichen Proben treffen wir uns einmal im Monat bei jemandem zuhause, um in geselliger Runde die Kultur des mit „Tisch-Samba“ wohl am besten zu umschreibenden Musik-Stils zu pflegen. (Die Wikipedia hat unter „Pagode“ eine hübsche Beschreibung dazu.) Heute ist meine Freundin dran. Vorher: Mittagessen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
15:30 Uhr - Die ersten Gäste sind eingetrudelt. Plausch am Küchentisch über die neuesten Krankheiten, wer mit wem ein Kind bekommt und wie es auf der Arbeit läuft. Vereinsleben, wie ich es mag.
16:00 Uhr - Wir switchen von „Deutscher Verein“ auf „brasilianische Chaosrunde“. Die Teile mit Gesang erspare ich der Öffentlichkeit. Das ist noch nicht vorzeigbar und wäre vermutlich rufschädigend für alle Beteiligten.
20:00 Uhr - Die Gäste sind weg, heiser und müde getrommelt. Nachbarn sind keine aufgetaucht und auch die Polizei wollte nicht mitspielen. Zurück zu mir und schnell noch staubsaugen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jetzt: Gemütlichkeit. Mit Heizungsluft. Hurra! Der Herbst ist da! Und mein innerer Pofalla erklärt den Sommer für beendet.
21:00 Uhr - Zum Ausklang: Einmal Berieselung durch Bewegtbild bitte. Doch was die lineare Fernsehlandschaft zu bieten hat ist mal wieder... äh... Außerdem hat schon alles angefangen. Zum Glück gibt es ja seit einiger Zeit Video-on-Demand-Dienste und mit watchever.de bin ich mehr als zufrieden. Ausdrückliche (und unbezahlte) Empfehlung. Nach dem üblichen Hin-und-Her (sie will was fürs Herz, ich will was zum nicht-Nachdenken) entscheiden wir uns für „Brügge sehen – und sterben...?“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Schöner Film, schöne Bilder, schönes Sterben. Gute Nacht.
Text: franziska-marr - Fotos: Daniel Bröckerhoff