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Umutcan "Technoth" Tütüncü, 16-jähriger Weltmeister in Just Dance
Das ist...
… Umutcan Tütüncü, 16, der neue Weltmeister in dem Tanz-Videospiel „Just Dance“. Tütüncü, der sich im Spiel „Technoth“ nennt, hat am Sonntag beim Electronic Sports World Cup (ESWC) in Paris überraschend alle Favoriten aus dem Turnier getanzt.
„Just Dance“ ist eine Videospielreihe, die ursprünglich 2009 für die Nintendo Wii entwickelt wurde. Die aktuellste Version „Just Dance 2017“, die auf dem Turnier gespielt wurde, gibt es auch für Playstation und Xbox zu kaufen. Spieler müssen sich zu bestimmten Rhythmen bewegen und vorgegebene Tanzschritten bestmöglich imitieren. Ein virtueller Tänzer macht die Bewegungen auf dem Bildschirm vor. Die Lieder, die im Spiel zur Auswahl stehen, sind aktuelle Hits und Pop-Klassiker wie „Don’t Stop Me Know“ von Queen oder „Sorry“ von Justin Bieber. Als E-Sport-Disziplin ist „Just Dance“ aber eher ungewöhnlich. Der ESWC richtete am Wochenende in Paris außerdem noch Turniere in „League of Legends“, „Call of Duty“ und „Clash Royale“ aus – allesamt Videospiele, bei denen die Konkurrenten eher ruhig vor Bildschirmen sitzen (und nicht wie bei „Just Dance“ über die Bühne hüpfen).
Tütüncü hat sich dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt für die Weltmeisterschaft qualifiziert, die zum dritten Mal ausgetragen wurde. Getanzt wurde im Best-of-Three-Modus: Wer die vorgegebenen Tanzschritte zu zwei Liedern besser nachmachen kann, gewinnt. Bei der WM bewertet eine Art dreiköpfige Jury darüber, wer das ist: Neben zwei menschlichen Juroren ist das Spiel selbst der dritte. Eine Kamera erkennt die Bewegungen und vergibt dafür Punkte. Den brasilianischen Doppel-Weltmeister Diegho San hat Tütüncü schon in der Gruppenphase rausgeworfen. Im Halbfinale und Finale musste er gegen einen weiteren Brasilianer und eine Brasilianerin antreten, am Ende gewann Tütüncü jedes Duell.
Der konnte …
… sein Glück kaum fassen. Nachdem die letzten Töne von „Scream & Shout“ von will.i.am und Britney Spears verklungen waren, verkündete das Spiel, Tütüncü habe über 1000 Punkte mehr als seine brasilianische Gegnerin. Als dann auch noch die erste Jurorin seine Technik und seine unglaubliche Dynamik lobte, war klar: Umutcan „Technoth“ Tütüncü ist der neue Weltmeister in „Just Dance“. Der Gewinner fragte sicherheitshalber noch zwei Mal beim Moderator auf der Bühne nach, ob er jetzt wirklich gewonnen habe. Erst dann schlug er ungläubig die Hände vors Gesicht.
Der kommt …
… aus der türkischen Hauptstadt Ankara und geht dort auch noch zur Schule. Weil er noch nicht volljährig ist, musste seine Mutter Altun Günzel ihn nach Paris begleiten. Das hat sie vermutlich gerne gemacht, zumindest feiert sie ihren Sohn auf ihrer Facebookseite ziemlich. Dort schreibt sie, sie sei sehr glücklich und stolz auf ihren Sohn – auch im Namen der Türkei.
Der geht …
… nach Paris – also bald nochmal. Denn die drei besten Tänzer der „Just Dance“-WM haben eine sechstägige Reise in die französische Hauptstadt gewonnen, bei der sie unter anderem die Entwickler des Spiels treffen werden. Tütüncü darf sich als Sieger außerdem eine eigene Choreographie für den mobilen Ableger des Spiels „Just Dance Now“ ausdenken, die Spieler weltweit mit ihrem Smartphone dann nachtanzen können.
Im Vergleich zu anderen E-Sport-Disziplinen ist das aber ein verdammt kleiner Preis. Der damals ebenfalls 16-jährige Hassan „Suma1L“ Sumail hat bei „The International 2015“, der Weltmeisterschaft in „Dota 2“, rund 1,3 Millionen US-Dollar abgestaubt, weil er und sein Team die „Evil Geniuses“ das Turnier gewonnen haben. Profi-Spieler anderer E-Sport-Disziplinen kriegen häufig zusätzlich zu den Preisgeldern ein festes Gehalt, in dem Online-Spiel „League of Legends“ zum Beispiel: Laut der offiziellen Regeln muss ein Team, das in der „League of Legends Championship Series“ (LCS) antritt, jedem aktiven Spieler mindestens 2000 Euro pro Monat zahlen. Auswechselspieler sollen immerhin mindestens 450 Euro pro Monat verdienen. Und auch der Deutsche Meister in dem Fußballspiel „FIFA 16“ hat für seinen Titel im vergangenen Mai 10 000 Euro Preisgeld gewonnen.
Wir lernen daraus, …
… dass E-Sport entgegen mancher Vorurteile sehr wohl körperlich herausfordernd und ziemlich anstrengend sein kann. In einem Interview mit den Veranstaltern vor dem Turnier hat Tütüncü gesagt: „Ich habe jeden Tag mindestens drei Stunden trainiert. Ich habe wirklich sehr, sehr hart trainiert.“ Viel mehr verdienen kann man allerdings in den Spielen, die zumindest auf den ersten Blick weniger anstrengend aussehen. Das liegt vor allem daran, dass sich viel mehr Menschen für Games wie „Dota 2“, „League of Legends“, „Counter-Strike“ und „FIFA“ interessieren – dementsprechend gibt es wohl auch mehr und großzügigere Sponsoren.
Nur Google weiß, …
… dass „Technoth“ vermutlich ein großer Fan des blauen Videospiel-Igels Sonic ist. Zumindest hat er auf der Onlinestreaming-Plattform Twitch.tv den Igel als sein Profilbild ausgewählt. Außerdem scheint Tütüncü ein ziemlich passabler Zeichner zu, der seine kleinen Kunstwerke auf Deviantart, einem Sozialen Netzwerk für Künstler, veröffentlicht. Sein Lieblingsmotiv: Figuren aus der „Sonic the Hedgehog“-Spielereihe. In den Kommentaren auf seinem Profil werfen ihm allerdings einige Nutzer vor, dass er ihre Bilder „geklaut“ haben soll, um sie auszumalen und als seine eigenen Zeichnungen auszugeben. Aber selbst wenn die Vorwürfe stimmen, von böser Absicht oder gar Urheberrechtsverletzung zu sprechen, ist wohl etwas viel: Der letzte Kommentar in die Richtung ist von 2013 – da war Umutcan Tütüncü gerade einmal zwölf Jahre alt.