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Das ist... Lamija Adschi Baschar, Ex-IS-Sklavin und Aktivistin

Foto: Balint Szlanko/AP

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Das ist...

... Lamija Adschi Baschar, eine 19-jährige Jesidin aus dem Irak. Zusammen mit Nadia Murad ist sie die diesjährige Preisträgerin des Sacharow-Preises, der jedes Jahr an Menschen und Organisationen verliehen wird, die sich weltweit für Menschenrechte einsetzen. Der Sacharow-Preis ist nach dem früheren russischen Physiker und Dissidenten Andrej Sacharow benannt, wird seit 1988 verliehen und ist mit 50 000 Euro dotiert.

Die kann...

... sich trotz schwerster seelischer und körperlicher Verletzungen immer noch für die verbliebenen 3000 gefangenen jesidischen Sexsklavinnen einsetzen.

Die kommt...

... aus dem irakischen Dorf Kocho. Der Ort wurde im August 2014 von Truppen des Islamischen Staat überfallen. Die meisten männlichen Bewohner wurden getötet, Frauen und Kinder in Gefangenschaft genommen. Seitdem werden sie von IS-Schergen versklavt, verkauft, als Sexsklavinnen ausgebeutet und missbraucht. Lamija unternahm mehrere Fluchtversuche, bevor sie nach 20-monatiger Gefangenschaft entkommen konnte. Auf der Flucht, die sie zusammen mit zwei anderen Frauen unternahm, explodierte eine Tretmine, die ihre 20- und achtjährigen Begleiterinnen tötete. Lamija erblindete dabei auf einem Auge ganz, ihr Gesicht ist seitdem durch Verbrennungen entstellt.

Recherchen der Nachrichtenagentur AP zufolge werden die jesidischen Sklavinnen des IS wie Vieh über Apps, wie WhatsApp verkauft. Dort werden Fotos und die Namen ihrer „Besitzer“ veröffentlicht, damit sie bei der Flucht identifiziert werden können. Lamija selbst beschrieb in einem Gespräch mit AP, wie sie von einem IS-Schergen zum nächsten gereicht wurde, wie sie von allen geschlagen und verletzt wurde. Ihr erster Peiniger war ein irakischer IS-Kommandeur. Er vergewaltigte sie, fesselte sie häufig mit Handschellen. Als sie zu entkommen versuchte, wurde sie gefangen, geschlagen und wiederholt vergewaltigt. Nach vier Wochen wurde sie einem anderen IS-Extremisten in Mossul verkauft.  Nach zwei Monaten bei ihm wurde sie weiter gereicht, diesmal an einen Bombenbauer des IS, der Lamija dazu zwang, Sprengkörper für Selbstmordanschläge und Autobomben zu basteln. Später wurde sie noch an einen Arzt des IS verkauft, der sie ebenfalls missbrauchte.

Erst nach über einem Jahr in Gefangenschaft konnte sie ihre Verwandten heimlich kontaktieren. Die bezahlten einen Schmuggler, der ihre Flucht organisierte. In Deutschland lebt die junge Frau nun mit ihren Schwestern zusammen. Lamija, die seit dem Unfall mit der Tretmine fast blind ist, engagiert sich in Aufklärungskampagnen für das Schicksal der Jesiden und unterstützt Frauen und Kinder, die Opfer der Versklavung und der Gräueltaten des IS geworden sind.

Die geht...

morgen nach Straßburg zur Preisverleihung, danach wird sie wieder an die geheime Adresse in Baden-Württemberg zurückkehren, wo sie zusammen mit ihren Schwestern lebt, die es immer wieder schaffen, die junge traumatisierte Frau aufzuheitern. 

Wir lernen daraus...

...dass manche Menschen über eine unbeschreibliche innere Kraft verfügen. In einem Interview mit dem österreichischen Magazin Profil erklärte sie, wie sie die Zeit beim IS überlebt hat: „Ich habe eine große Familie. Die Hoffnung, sie wieder zu sehen, hat mich bekräftigt, es jedes Mal aufs Neue zu versuchen und die grausamen Attacken des IS durchzustehen.“

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