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Datenforscher Youyang Gu macht bessere Corona-Prognosen als viele andere
Das ist ...
… Youyang Gu, 27, ein freiberuflicher Datenforscher aus den USA. Als Expert*innen und Politiker*innen im Frühling 2020 versuchten einzuschätzen, was da auf uns zukommt und wir quasi täglich mit Zahlen und Daten überschüttet wurden – da hat Youyang ein Modell entwickelt, mit dem er den Verlauf der Pandemie akkurater vorhersagen konnte als viele renommierte Institutionen. Damals, im April 2020, fiel Youyang auf, dass die bis dahin viel beachteten Modellrechnungen für die USA, eine vom Imperial College London und die andere vom IHME, dem „Institute for Health Metrics and Evaluation“, sehr unterschiedlich und nicht genau genug waren. Obwohl er keine Erfahrung im Bereich Epidemiologie oder Medizin hatte, baute er eine eigene Corona-Vorhersage auf – mit Prognosen kannte er sich bereits aus, allerdings bislang eher in der Finanzwelt. Dort hatte er nach seinem Studium Algorithmen für den Hochfrequenzhandel entwickelt. Im Frühling 2020 baute er ein Tool, das die Corona-Todeszahlen für die Zukunft berechnen sollte. Er sagte damit aber nicht nur Todeszahlen voraus, sondern prognostizierte auch, dass es eine zweite Welle geben würde – vor vielen anderen amerikanischen Forschungsinstituten. Seine Vorhersagen waren so gut, dass er zeitweise auch das amerikanische Gesundheitsministerium beriet. Sie bezogen sich aber nicht nur auf die USA, sondern auch auf 70 andere Länder weltweit.
Der kann ...
... eine gute Grundidee entwickeln: Er fokussierte sich nur auf die Todeszahlen. Die waren nämlich vor allem zu Beginn der Pandemie eine der zuverlässigsten Größen. Alle anderen Daten, wie zum Beispiel die Zahl der Infektionen, der Coronatests oder das Alter der Infizierten wurden oft unzuverlässig berichtet und hätten deswegen, so sagt es Youyang, immer wieder Prognosen ungenau gemacht. Mit den bestätigten Corona-Todeszahlen sagte Youyang dann zukünftige Todeszahlen voraus. Das funktionierte mit Hilfe eines Open Source-Algorithmus, der laut Youyang durch maschinelles Lernen immer besser wurde. Aber in diesem Algorithmus spielten natürlich noch mehr Dinge eine Rolle: Als Basis dienten Youyang grundlegende Annahmen, zum Beispiel über den Krankheitsverlauf und die Anti-Corona-Maßnahmen. Seine Vorhersagen wurden dann immer wieder mit den tatsächlichen Todeszahlen verglichen und so der Algorithmus immer schlauer und damit auch genauer gemacht. Geld hat Youyang damit übrigens nicht verdient: Er wollte, dass seine Daten unabhängig von Geldgeber*innen oder politischer Agenda sind.
Der geht ...
…, wenn sein Modell nicht mehr benötigt wird. Als mit der Zeit andere Prognosen immer besser wurden und sich herausstellte, dass eine Kombination von mehreren unterschiedlichen Daten die genauesten Vorhersagen ermöglichte, stoppte Youyang im November 2020 seine eigenen Berechnungen. Allerdings nicht, ohne noch einmal ziemlich genau die Covid-Todeszahlen in den USA zu prognostizieren: Einen Monat vorher berechnete Youyang, dass bis zum 1. November 2020 231 000 Menschen an Covid-19 sterben würden – tatsächlich waren es dann 230 995. Kritiker*innen von Youyangs Modell sagen allerdings, dass seine Methode auf lange Sicht sowieso zu ungenau gewesen sei. Sie hätte unter anderem den Einfluss durch unterschiedliche Jahreszeiten nicht eingerechnet.
Der kommt...
... vom renommierten Massachusetts Institute of Technology, wo er Elektrotechnik, Mathe und IT studierte. Heute lebt er in New York und berechnet wieder Corona-Modelle, allerdings ganz andere: zum Beispiel, wie viele Menschen in den USA schon mit Corona infiziert waren und wie schnell die Bevölkerung geimpft werden könnte. Seinen Vorhersagen nach sollen im Sommer 2021 etwa 60 Prozent der Menschen in den USA eine Form von Immunität haben, ob durch eine Impfung oder eine überstandene Infektion.
Daraus lernen wir ...
…, dass man nicht jahrelange Erfahrung auf einem Gebiet braucht, um etwas Wichtiges beizutragen, solange man kritisch denkt und sich an Situationen flexibel anpassen kann.
Nur Google weiß...
…, dass Youyang seine Website quasi aus seinem alten Kinderzimmer heraus gestartet hat. Zu Beginn der Pandemie hat er nämlich noch bei seinen Eltern in Kalifornien gewohnt.