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Das ist...Matthew Rognlie, Nachwuchs-Star-Ökonom

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Das ist...
Matthew Rognlie, 26 Jahre alt, Doktorand der Wirtschaftswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology. Und vermeintlicher Kritiker von Thomas Piketty, dem derzeit wohl bekanntesten Ökonomen der Welt.

Der kann...
zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – oder zumindest zur richtigen Zeit am richtigen Ort einen kritischen Kommentar hinterlassen. So geschehen im April des vergangenen Jahres unter einem Blogbeitrag zu Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Aus der These des Kommentars ist wegen der großen Resonanz mittlerweile ein wissenschaftliches Paper entstanden, das Rognlie kürzlich präsentiert und unter anderem mit dem Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow darüber diskutiert hat. Rognlie wird wegen seiner Piketty-Kritik als großes Ökonomie-Nachwuchstalent gefeiert.

Die Debatte geht, sehr knapp zusammengefasst, so:

2014 hat Piketty „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ veröffentlicht, eine theoretisch-kritische Abhandlung über den Kapitalismus, Vermögensverteilung und finanzielle Ungleichheit. Seine These lautet, dass seit Mitte des 20. Jahrhunderts in den meisten Volkswirtschaften das Wachstum des Einkommens aus Kapitalvermögen größer sei als das Wachstum des gesamtwirtschaftlichen Einkommens, also zum Beispiel der Arbeitsgehälter. Das würde bedeuten, dass die, die die  bereits großes Kapitalvermögen haben, stetig reicher werden, während die Normalverdiener nicht aufholen können. Die Folgen: immer größere Vermögensungleichheit, Machtkonzentration bei den wenigen Reichen, schrumpfendes Wirtschaftswachstum, weniger Innovation.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Thomas Piketty und sein bekanntestes Werk.

Rognlie hingegen sagt: Alles halb so wild. Piketty beziehe sich nämlich nur auf die Erträge aus Kapitalvermögen vor Abschreibungen und Investitionen. Nach diesen seien die Erträge viel geringer, weil auch die Vermögenden ja regelmäßig investieren müssen, um zum Beispiel eine Fabrik auf dem neusten Stand zu halten oder etwas reparieren zu lassen. Er geht außerdem davon aus, dass sich diese Investitionen in Zukunft eher noch erhöhen, weil der schnelle technologische Fortschritt dafür sorgt, dass man zum Beispiel alle paar Jahre eine komplett neue Soft- oder Hardware braucht. Nur in einem Bereich treffe Pikettys These wirklich zu: bei den Immobilien. Das Vermögen derjenigen, die Immobilien besitzen, wachse aktuell wirklich bedeutend und auch in Zukunft noch, weil die Mietpreise ständig steigen. Wer Vermieter ist, hat also einen extremen finanziellen Vorteil gegenüber dem Mieter. Allerdings, so relativiert Rognlie noch, sei der Immobilienbesitz weiter verbreitet als zum Beispiel der Besitz einer Fabrik, das heißt mehr Menschen profitieren von den Kapitalerträgen, was wiederum eine weniger große Ungleichverteilung bedeuten würde.

Der geht...
gerade durch die Medien und wird dort heftig diskutiert. Zahlreiche französisch- und englischsprachige Medien haben sich mit ihm beschäftigt, jetzt ist er auch in Deutschland angekommen. Da wird zum Beispiel behauptet, dass er Picketty „attackiert“ (FAS) oder seine „Thesen auseinandernimmt“ (Die Welt). Allerdings gibt es auch Stimmen, die einen ähnlichen Ton anschlagen wie Rognlie selbst und sagen: Alles halb so wild. So schreibt zum Beispiel die Wirtschaftswoche, dass Rognlie Pikettys These gar nicht widerlege, sondern ja eigentlich sogar untermauere oder komplettiere.

Wir lernen daraus, dass...
die Wirtschaftswissenschaften immer noch Hoheitsgebiet weißer Männer der Baby-Boomer-Generation und ihrer Nachfolgegeneration sind – und man demzufolge als junger Mensch ein kleiner Star werden kann, wenn man sich traut, ihnen etwas entgegenzusetzen. Das wird allgemein für sehr mutig befunden. Und manchmal auch ein bisschen zu sehr gehypet. Ist ja auch eine gute Geschichte: junger Doktorand mit Topfschnitt und ohne Bartwuchs weist Starökonomen und Bestseller-Autor zurecht.

Nur Google weiß über ihn, dass...
der Hype nicht bedeutet, dass er in Wirklichkeit gar nichts draufhat. Rognlie hat schon zahlreiche Stipendien erhalten, zum Beispiel eines des renommierten United States Presidential Scholars Program (und zwar schon im Jahr 2006 – da war er ja noch jünger). Seine Personenbeschreibung dort liest sich als ziemlich niedlich-coole Mischung, mit so schönen Sätzen wie „Since moving to Oregon, he has begun to explore other pursuits, most notably math and waffle-making“.

Text: nadja-schlueter - Fotos: afp, Screenshot

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